⚠️ 31.12. Jeno ♡ ⚠️

962 81 21
                                    

Hand in Hand helfen wir uns durch das Gestrüpp zurück auf den Waldweg. Als wir kurz stehen bleiben, weil Jaehyun seinen Fuß aus einer Wurzel befreien muss, dreht sich Yang Yang, der vorderste in unserer Reihe zu mir um und fragt: "Wissen es denn die anderen schon?"

Ich überlege einen Moment und stelle fest, dass ich es tatsächlich allen gesagt habe, außer Jeno. "Ja, zufälligerweise wart ihr eine der letzten, die noch gefehlt haben. Aber keine Sorge, ich hätte es euch irgendwann heute noch gesagt, ich wollte, dass es vor Neujahr noch alle wissen." Yang Yang nickt, bevor sein Gesichtsausdruck wieder nachdenklich wird.

"Was meinst du, wenn du sagst, wir sind eine der letzten?" Jaehyun zieht etwas an meiner Hand, als er an seinem Fuß rüttelt, sodass es mir schwer fällt, mich auf Yang Yang zu konzentrieren, ohne nach hinten zu fallen. "Naja, Jeno fehlt noch.." Plötzlich hält Jaehyun mucksmäuschenstill, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

"Alles gut?", drehe ich mich besorgt zu ihm. Hastig steht er auf und schüttelt demonstrativ einen Zweig von seinem Schuh ab. "Ja ja, klar. Ich bin nur vorsichtig aus Wurzel gestiegen. Beeilen wir uns ein wenig, damit Jeno es diese Jahr noch erfahren kann." Gemeinsam kämpfen wir uns weiter durchs Unterholz, bis wir den kleinen, sandigen Waldweg entdecken, der unter den gerade fallenden, dicken Flocken langsam verschwindet.

"Schnee!", ruft Yang Yang begeistert und dreht sich um sich selbst. Wir beiden anderen müssen bei diesem Anblick lachen. Yang Yang verhält sich oft etwas kindisch, aber wenn man an die Regeln und Erwartungen denkt, die mit dem Erwachsenwerden auf einen zukommen, ist das ab und zu ganz erfrischend. Im Gegensatz zu meinem begeisterten Freund fröstle ich unter der fremden Jacke. Ich musste mir auch ausgerechnet die dünnste von der Gaderobe schnappen. Demnach habe ich kein Problem damit, dass wir uns etwas beeilen sollten.

"Los jetzt." Jaehyun schnappt sich wieder unsere beiden Hände und flitzt auf den nächstbesten Gehweg. Immer wieder schweift sein Blick zu der Uhr um sein Handgelenk und zurück zu mir. "Was?! Hab ich etwas im Gesicht kleben?" Flink befreie ich meine Hand aus seinem Griff und rubble mir damit durchs ganze Gesicht. "Nein, nein!", winkt er fast schon panisch klingend ab und reißt meine Hand praktisch von meiner Wange zurück in seine.

Geschickt lotst er uns durch alle möglichen Straßen, durch die wir zuvor gemütlich geschlendert waren. Jaehyun hatte recht, durch das ganze Gelaufe fühlt sich mein Kopf schon viel weniger an wie eine butterweiche Birne und geredet haben wir nebenbei auch, selbst wenn nicht viel, immerhin bin ich jetzt geoutet.

Das spektakulärste Outing steht mir allerdings noch bevor und mein gesamter Körper stellt sich bereits darauf ein. Kalt ist mir trotz des in die Nacht rieselnden Schnees nicht mehr, eher im Gegenteil. Mein Kumpel sieht mich besorgt an, als ich zum zehnten Mal umgreife, weil meine Hand inzwischen ziemlich schwitzig ist.

"Mist, wir haben nur noch drei Minuten!", stellt Yang Yang fest und automatisch veschnellert sich mein Tempo auf Höchstleistung. Erst nur ein bisschen, aber dann sprinten wir gemeinsam durch die letzten Straßen. Es ist mir egal, dass die ganzen Menschen der Siedlung, die sich bereits um ihre Feuerwerke in den Höfen versammeln, uns seltsam ansehen oder dass sich langsam Schnappatmung und Seitenstechen bemerkbar machen.

Die kalte Winternachtluft brennt in meinen Lungen und treibt mir bereits Tränen in die Augen, aber ich bin noch nicht bereit, meinen Vorsatz über Bord zu werfen. Yang Yang ist der erste, der schlappmacht, seine Hand löst und uns wild atmend hinterher joggt. Kurz bevor wir Lucas' Straße erreichen, lässt mich auch Jaehyun los und ruft mir zu: "Du kannst es noch schaffen!"

Ich schneide die nächste Ecke und schramme mir an einem Gartenzaun dem Arm auf, was mich auf dem vereisten Teer fast zum Fallen bringt, aber ich rapple mich im Sturz schon wieder auf. Jeno ist einer der ersten, der bemerkt, dass ich und hinter mir vermutlich bereits die anderen beiden angerannt kommen.

"Jeno.. ich.. muss dir noch was sagen!", rufe ich ihm zu und als wäre es sein Stichwort, setzt er sich ebenfalls in Bewegung und rennt schließlich auf mich zu.

"Zehn, neun,..." tönt es von allen Seiten.

"Ich.. bin schwul!", stoße ich mit letzter Kraft aus und mein crush wird etwas schneller: "Ich auch!", gibt er zu und breitet seine Arme nach mir aus. Mein Herz beginnt draufhin noch schneller zu schlagen und ich öffne ebenfalls meine Arme. Er auch!

Mit voller Wucht knallen unsere Körper gegeneinander, sodass wir unsere Arme um uns schlingen müssen, um nicht aneinander abzuprallen. Er zieht mich an der Hüfte etwas in seine Richtung und ich fixiere mich mit einer Hand in dem dichte Haar seines Hinterkopfes, meine andere winkle ich am Handgelenk in seinem Nacken an. Unkontrolliert drehen wir uns aufgrund des Schwungs einmal um die eigene Achse und stürzen fast.

"Drei,..."

"Jeno,..", wispere ich unsicher, weil wir für gewöhnlich nie so eng umschlungen stehen.

"Zwei,..."

Er sieht mir nur in die Augen, während seine Brust sich aufgeregt hebt und senkt. Ich suche in den seinen nach irgendeinem erkennbaren Anzeichen einer bestimmten Emotion wie Freude, Trauer oder Wut, aber erfolglos.

"Eins,..."

Und als wäre er nur dafür geschaffen worden, beugt sich Jeno zu mir, drückt seine unglaublich weichen Lippen sanft auf die meinen und entzündet damit ein Feuerwerk in mir, das mit dem nun folgenden nicht zu vergleichen ist.

"Frohes neues Jahr!!!"

-----

Diese Story wäre dann fertig. Eigentlich ;) Wer jetzt neugierig geworden ist, darf gerne im folgenden Infokapitel nachschauen, was ich mit "eigentlich" meine...

- "Nono"

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now