Kapitel 10

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Er seufzt genervt auf und scheint darüber nicht mal ein bisschen schockiert zu sein. Wie kann ein Mensch nur so gefühlskalt sein und sich nicht darüber scheren, dass seine Frau dem Tode nah ist?. Er reagiert grad so, als wäre es das normalste der Welt, als würde sie es jeden Tag tun. Jeder normale Mensch, wäre vor Panik aufgesprungen und direkt runter gerannt, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber er? Er ist nur genervt von dem Verhalten seiner Frau. Ich frage mich auch selber, warum mich das wundert. Er ist kein normaler Mensch mit Gefühlen, seine Reaktion ist völlig normal für ihn.
Emir dreht sich zu mir um und schaut mich streng an.

"Du bleibst hier und bewegst dich nicht vom Fleck" spricht er ernst und verlässt dann somit das Zimmer, mit der unbekannten älteren Frau namens Zeynep.

Ich knirsche mit den Zähnen und in mir keimt die Neugierde auf, was da unten wohl vor sich geht. Ich beiße mir auf die Unterlippe und überlege echt scharf nach, ob ich auch nach unten gehen soll, um nach zu sehen, was da alles so abgeht. Emir hat mir aber befohlen hier zu bleiben, aber interessiert mich eigentlich das was Emir sagt? Nein tut es nicht.
Entschlossen reiße ich die Nadel aus meinem Arm raus und zische dabei leise auf. Eigentlich sollte ich mich schonen, aber ich kann mich nicht zurück halten. Vielleicht kann ich auch helfen?
Ich tapse langsam auf den Boden mit meinen nackten Füßen und dabei schwanke ich so sehr, dass ich fast hinfalle. Schnell halte ich mich an einem Schrank fest, um mir Halt zu geben. Meine Verletzung ist einfach viel zu frisch, um direkt laufen zu können. Aber ich werde das schaffen! Ich nehme tief Luft und versuche vorsichtig das Zimmer zu verlassen. Als ich an den Treppen ankomme, halte ich mich ans Gelände fest und gehe Schritt für Schritt die Treppen runter. Ich ignoriere dabei den stechenden Schmerz an meinem Bein. Warum konnte Leyla mir die Schmerzen nicht ersparen? Wie verzweifelt und kaputt muss ein Mensch sein, dass man vor Eifersucht einen absticht?.

Als ich unten ankomme, höre ich schon Gebrülle, welches vom draußen kommt. Die Haustür steht Spähren weit offen. Die müssen da sein!
Ich gehe langsam auf die Haustür zu und blicke nach draußen, wo ich Emir, Leyla, Zeynep und paar Männer mit schwarzen Anzug erkenne. Es stockt mir das Atem, als ich Leyla sehe, die sich eine Pistole an den Kopf hält. Wahrscheinlich, hat sie es einfach von einem der Männer genommen, als sie mal kurz weg geschaut haben. Noch erblicken sie mich nicht, was ich gut finde, denn Emir wird wieder durchdrehen, da ich nicht auf seine Befehle höre.

"Was hat sie was ich nicht habe hmm Emir?! WAS?!" schreit sie laut und sieht dabei Emir mit Tränen in den Augen an.

"Leyla hör auf mit der scheiße, ich habe keine Zeit dafür" sagt Emir genervt und verdreht die Augen.

Über wem redet sie da?.

Hastig schüttelt sie den Kopf und wischt sich mit der anderen Hand die laufenden Tränen weg. "Antworte mir! Emir ich hab dich doch nur geliebt, mehr nicht! Ich wollte nur, dass du mich auch liebst" weint sie und mein Herz zieht sich bei ihren Worten zusammen.

Sie geht an seiner Liebe so sehr kaputt, dass sie es sogar in Kauf nehmen würde, sich selbst zu töten. Wie schlimm muss es für einen sein, mit jemanden verheiratet zu sein, denn man so sehr liebt, aber er nicht das gleiche spürt?.

"Du weißt ganz genau, dass ich dich nie lieben werde. Wir sind nur auf dem Blatt Papier verheiratet, mehr nicht" antwortet Emir kalt.

Ich schlucke und halte mich an der Tür fest, um nicht umzufallen. Statt das er sie besänftigt, ist er immer noch eiskalt zu ihr!.

"Wieso nicht? Ich habe für dich alles getan, ALLES! Aber du, du verguckst dich stattdessen an eine dahergelaufene Schlampe, die du dann auch nach Hause bringst, in UNSER zu Hause!" brüllt sie und zittert am ganzen Leib.

Ich reiße die Augen auf und bemerke erst jetzt, dass sie über mich redet. Was redet sie da? Emir hat sich doch nicht in mich verguckt! Er hat mich nur gekauft, wie ein Spielzeug.

"Ich habe mich in niemanden verguckt, jetzt gib mir diese scheiss Waffe" zischt Emir deutlich wütender und will nach der Pistole greifen, aber Leyla weicht zurück.

"Ich sehe doch wie du sie anguckst! Vor allem hast du sie in dein Zimmer gelassen.. ich durfte nicht mal ein einziges Mal dein Zimmer betreten geschweige den auf dein Bett schlafen" brüllt sie und plötzlich landen ihre Augen auf mir.

Scheiße, sie hat mich erblickt! Sie ist schon so oder so wütend auf mich und hat sich so viel eingebildet, dass sie mich auch jederzeit umbringen könnte. Emir folgt ihren Blick auch und unsere Augen kreuzen sich. Für einen kurzen Moment blende ich alles aus und sehe nur noch ihn und seine kastanienbraunen Augen, die im Sonnenlicht so schön leuchten..

"Du.. du kleine Schlampe!" reißt mich plötzlich Leylas Stimme wieder in die Realität und mit schnellen Schritten kommt sie auf mich zu, dabei richtet sie die Waffe auf mich.

Die Angst überkommt mich, denn ich mir sicher, dass sie jeden Moment auf mich schießen würde. Anstatt das ich fliehe, stehe ich wie angewurzelt an der Tür und fühle mich versteinert. Ich sollte mich jetzt schon mal von meinem Leben verabschieden.

War so oder so kein tolles Leben von daher..

Doch plötzlich stellt sich Emir beschützerisch vor mich hin und somit ist die Waffe auf ihn gerichtet, genau auf seine linke Brust. Dies ist eine Geste, die ich nie von ihm erwartet hätte.

"Wag es nicht Leyla" knurrt er und bewegt sich kein Zentimeter.

"Geh zur Seite Emir! Ich werde nicht zulassen, dass sie dich mir weg schnappt! Du gehörst mir" heult sie wieder und dabei greift Emir die Waffe aus ihrer Hand und wirft es in irgendeine Ecke.

"Ich habe nie dir gehört und werde es auch nie tun!"

Hilflos | ✔️Where stories live. Discover now