Kapitel 17

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Mein Kopf liegt auf seinem Arm und ich bin ihm in der Nacht unbewusst näher gekommen, da sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt ist.
Ich richte mich sofort auf und merke, wie warm es um mich wird.

"Ic-ich" stottere ich und traue mich nicht ihn anzugucken.

Noch nie war ich so peinlich berührt wie jetzt. Der denkt sich bestimmt, das ich seine Nähe bei mir spüren wollte. Vor allem kann ich nicht mal einen richtigen Satz bilden. Sein brennender Blick auf mir, macht die Situation auch nicht leichter.

"Ich habe nachts komische Geräusche gehört und hatte Angst, deshalb bin ich hier hin gekommen" schaffe ich es dann endlich zu sagen.

"Komische Geräusche also?" schmunzelt er und richtet sich auch langsam auf.

Warte mal hat der Typ kein Shirt an?. Ich schiele kurz zu ihm und sehe seine nackte Brust, die ein Adler Tattoo schmückt und werde noch röter, als ich es schon bin. Aber hatte der nicht gestern noch eins an?.

"Ja und auf dem Sofa wäre es zu kalt gewesen. Ich hatte eigentlich Abstand zwischen uns gelassen" stottere ich wieder und verfluche meine Stimme.

"Also ich fand's ganz gemütlich so" murmelt er und nimmt paar Haarsträhnen von mir zwischen seinen Finger.

Sofort schlage ich seine Hand weg und stehe auf. "Finger weg" fauche ich und funkele ihn böse an, was er nur mit einem grinsen erwidert.

Mein Blick gleitet automatisch auf seine Tattoos, die seine Arme schmücken. Ich erkenne ein Schriftzug an seinem Unterarm und eine Zeichnung, die ich nicht genau sehen kann.

"Bist du fertig mit dem Starren?" kommt es plötzlich von ihm und ich zucke leicht zusammen, um ihn dann in die Augen zu gucken.

"Ich hab nicht gestarrt" verteidige ich mich und könnte schon wieder im Erdboden versinken.

"Mhhm nur nicht". Wieder schimmert Belustigung in seinen Augen. "Ich muss jetzt los, ich komme später wieder" dabei zieht er sich sein Shirt und seine Hose an.

"Du lässt mich mitten im Wald alleine?!" frage ich unglaubwürdig.

"Du bist kein Kind mehr, also sei kein Angsthase, ich komme abends wieder. Und Versuch nicht abzuhauen, hier ist alles abgesichert" mahnt er mich und nimmt dann seine Schlüssel und geht auf die Tür zu.

"Vielen dank auch Arsch" murmele ich leise ohne dass er es hört.

Dann geht er auch schon raus und schließt die Tür ab.

Drei Tage später....

Emir kommt grad die Tür herein und steuert schon auf die Tasche zu, in der er Klamotten wieder einpackt.
Ich schaue ihn irritiert an und frage mich, was zum Teufel er grad tut. Gestern Nacht kam er nicht zurück und hat mich eiskalt hier alleine schlafen gelassen, obwohl er wusste, wie Angst ich doch habe. Doch als ich sein Gesicht betrachte, sehe ich eine Platzwunde an seiner Lippe und paar Kratzer an seinen Händen. Ich runzele die Stirn und würde am liebsten fragen, was passiert ist, aber er würde mir sowieso keine Antwort geben.
Außerdem geht mich das auch gar nichts an.

"Wir gehen" kommt es dann plötzlich von ihm und er schaut mich auffordernd an.

Dir auch ein Hallo.

"Wohin?" frage ich und stehe auf, um mir dann eine Jacke anzuziehen.

"Zurück zu mir. Meine Mutter reist heute wieder ab" antwortet er mir und geht auf die Tür zu.

Ich folge ihm und wir steigen beide ins Auto. Er fährt auch schon direkt los und ich blicke aus dem Fenster, um wenigstens zu entziffern wo wir sind. Weit entfernt von meinem zu Hause können wir nicht sein, da er in der gleichen Firma wie mein Bruder arbeitet. Ich sehe mir die ganzen Bäume und Straßen an, aber kann nichts entziffern. Es kommt mir so vor, als wären wir am Ende der Welt.

"Hör auf so raus zu starren" brummt er. "Du wirst nicht herausfinden wo wir sind"

"Das versuche ich nicht mal" streite ich direkt ab. "Es ist nur sehr lang her, dass ich das letzte mal draußen war, da mich ein gewisser jemand für eine Millionen Euro gekauft hat."

Ich sehe wie er sich anspannt und das Lenkrad fester umklammert, da seine Knöchel schon weiß werden. "Ich habe dich vor dem Tot bewahrt. Du kannst ein bisschen Dankbarkeit zeigen"

"Dankbarkeit?" Ich lache spöttisch. "Dankbarkeit dafür, dass du mir meine Freiheit beraubt hast? Dafür danke ich dir wirklich sehr Emir."

"Du kannst froh sein, dass ich dich nicht anfasse oder schlage" zischt er.

"Als verheirateter Mann ist es auch richtig so, dass du keine andere Frau anfasst"

Er spannt sein Kiefer an und ich sehe, wie sich seine Augen verdunkeln. Antworten tut er mir nicht, somit verläuft die restliche Fahrt schweigend, bis wir an seinem Haus ankommen und aussteigen.

Die ganzen Männer, die vor seinem Anwesen stehen, blicken stur grade aus und ich schaue mich um. Es ist wirklich unmöglich, hier abzuhauen. Aber ehe ich weiter meinen Fluchtweg finden kann, werde ich schon von Emir rein gezerrt, wo die Mutter schon im Flur auf uns wartet.

"Ich dachte du willst die hier nicht wieder mit bringen" spottet die Mutter und zeigt auf mich.

"Hab ich nie behauptet" kommt es gelassen von Emir und ich fühle mich wieder so unwohl.

Warum kann sie mich nicht leiden?. Ich habe ihr rein gar nichts gemacht. Vielleicht denkt sie, dass ich was mit ihrem Sohn am laufen hab, was aber ganz und gar nicht in Frage kommt.

"Ich aber. Ich gehe nicht, ehe sie geht!" sagt sie streng und blickt mich von oben bis unten an.

Ich kreuze stützend meine Arme vor meine Brust und muss schwer schlucken.

"Sie bleibt" betont Emir und stellt sich beschützerisch vor mich hin.

"Wer ist sie, dass sie bleibt?! Sie ist ein Niemand" zischt seine Mutter und vor Wut färbt sich ihr Gesicht rot.

"Sie ist kein Niemand" knurrt Emir. "Sie ist die Frau, die ich heiraten werde"

Ob Emir und Dünya wirklich heiraten werden?🤔

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