Kapitel 27

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Theoretisch gesehen hätte ich jetzt sagen können, dass ich noch nicht auf dem Boden liege und er eigentlich nicht gewonnen hat, doch er hat mich vor dem Aufprall bewahrt, deshalb lasse ich das auf sich beruhen.
Immer noch hält er mich nah an sich fest und meine Gefühle spielen verrückt. Ich erkenne leichte Schweißperlen, die sich auf seiner Stirn gebildet haben und seine Haare liegen zerstreut an seiner Stirn. So sieht er viel jünger und unschuldiger aus... Es steht ihm.

Langsam räuspert er sich dann und lässt mich los. Er wischt sich mit seiner Hand den Schweiß an seiner Stirn weg und fährt sich durch die Haare. Ich starre ihn wie hypnotisiert an und schaffe es nicht weg zu gucken.

"Wenn du weiterhin so starrst, fallen dir gleich die Augen aus dem Kopf". Er schaut mich belustigt an.

Seine Stimme lässt mich kurz aufzucken und ich funkele ihn mit wütenden Augen an. "Witzig." kommentiere ich nur ironisch und wechsele dann das Thema. "Dieser Deal war unfair. War doch klar das du gewinnst"

"Ich habe leichte Regeln aufgestellt, ich kann nichts dafür wenn du so schlecht bist". Er zuckt mit den Schultern und steigt aus dem Ring, was ich ihm gleich mache. "Zieh dich wieder um, danach fahren wir."

Ich seufze niedergeschlagen und gehe dann wieder in den anderen Raum, um mich umzuziehen. Meine Gefühle spielen Karussell. Ich bin eigentlich nicht bereit dazu, dorthin zurück zu kehren, wo ich rausgeschmissen würde. Wie armselig muss das für die anderen aussehen?. Vor allem wenn die Mutter auch noch da ist?. Aber sonst würde er mich nicht rufen. Trotzdem ist Leyla, seine Frau da. Verdammt warum hab ich nur zugestimmt?.

Nicht mal auf die Fresse konnte ich ihm Boxen.

Ich verstehe auch gar nicht warum er mich wieder in seine Villa lässt. War er nicht fest davon überzeugt, dass ich wirklich seine Mutter geschlagen habe? Hat er doch seine Meinung geändert?. Ich muss ihn das dringend fragen.
Als ich wieder angezogen bin, gehe ich wieder raus, wo schon Emir auf mich wartet. Wir verlassen beide das Gebäude und steigen in sein Auto ein, wo er schon direkt los fährt.

"Warum?" traue ich mich dann zu fragen.

Emir blickt mich kurz von der Seite verwirrt an. "Was warum?."

"Warum willst du, dass ich bei dir schlafe? Du hast mich vor einer Woche noch rausgeschmissen" Ich spiele nervös mit meinen Fingern und schaue ihn an.

"Ich hab überlegt" sagt er nach einer langen Pause. "Ich weiß nicht wieso, aber etwas in mir sagt, dass du unschuldig bist."

Seine Worte schockieren mich. Er hat indirekt gesagt, dass er mir glaubt. Emir Korkmaz glaubt mir! Wie kann das möglich sein?. Ich antworte darauf nichts, weil ich auch ehrlich gesagt nicht weiß, was ich noch sagen soll. Aber dann muss ich an Kaan und Elif denken. Die machen sich doch schon bestimmt Sorgen, verdammt!.

"Oh Gott was soll ich Kaan und Elif sagen, wo ich schlafe?" frage ich dann panisch.

Augenblicklich spüre ich wie sich Emirs Muskeln anspannen und er das Lenkrad fester umklammert. "Du schläfst bei Kaan?."

"Ja wo sonst? Ich kann schlecht zu meinem Bruder hin gehen" seufze ich.

Emir schnauft wütend auf. "Ja wo sonst außer bei Kaan." seine Stimme hat einen ironischen Unterton.

Ich runzele die Stirn. "Hast du irgendwie ein Problem mit ihm?"

"Nein wie kommst du drauf?"

Ich beschließe einfach darauf nichts mehr zu antworten und zücke mein Handy raus. Naja eigentlich ist es Kaans altes Handy, was er mir ausgeliehen hat. Kaan wollte unbedingt, dass ich ein Handy besitze, da ich bei Notfällen immer erreichbar sein soll. Ich schaue auf das Display und sehe 10 verpasste Anrufe von Kaan und 5 von Elif.

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