Kapitel 22

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Mein Atem wird immer unregelmäßiger und ich merke, wie alles anfängt zu wanken. Seine Augen schauen mir so tief in die Augen, als könne er direkt in meine Seele reinschauen und sehen, was ich grad fühle.
Ich mustere mit meinen Augen sein markantes Gesicht, welches wie immer, ein Dreitage Bart schmückt. Er trägt einen schwarzen Anzug, so wie er es fast jeden Tag tut. Seine Schritte kommen näher zu uns, während mein Herz ein Tick immer schneller schlägt.

Ich gebe es ungern zu, aber ich habe seine Abwesenheit in der einen Woche deutlich zu spüren bekommen.
Am liebsten hätte ich jetzt die Flucht ergriffen, aber das ist schon zu spät, denn er steht genau vor mir und Elif. Elif lächelt ihn schüchtern an, während ich jetzt meinen Blick auf den Boden senke.
Mich trifft die Erkenntnis, das Elif auf Emir steht, wie ein Schlag in meine Magengrube. Ich erwähne es zwar oft, aber ich bin ein verdammter Pechvogel.

Aber warte mal, weiß sie denn nicht, dass Emir verheiratet ist? Mein Blick gleitet langsam an seine großen Händen, jedoch erkenne ich keinen Ring.
Wieso verheimlicht er so etwas?.

"Hi Emir" kommt es dann schüchtern von Elif.

"Morgen Elif und?.." grüßt Emir sie zurück und jetzt spüre ich seinen brennenden Blick auf mir.

Ich traue mich immer noch nicht hochzuschauen und mich in sein Braun zu verlieren. Kein einziger Laut verlässt mein Mund, da ich noch in einer Stockstarre bin. Mein Mund fühlt sich so trocken wie die Sahara an.

"Eh das ist Dünya meine beste Freundin" ergreift Elif das Wort und stupst mich leicht an die Seite.

Ich zucke leicht zusammen dabei und richte dann mein Blick auf Emir, welcher mir schon eindringlich in die Augen schaut und seine Hand ausstreckt.
Lange mustere ich seine große Hand, doch damit es nicht noch auffälliger wird, ergreife ich sie und schüttele sie dann leicht.

"Emir" stellt er sich vor und schaut mich ohne jegliche Emotionen an.

Schauspielern kann er sehr gut, das habe ich schon früh genug bemerkt.

"Freut mich" presse ich vor und lächele gezwungenermaßen.

Sein Handruck ist fest und ich merke, wie ich anfange, an den Händen leicht zu schwitzen, da ich so nervös bin. Schnell löse ich meine Hand von seiner und bin froh, dass das prickeln an meiner Haut aufhört. Die Stimmung ist angespannt, das spüre ich sehr und mir wird auf ein Mal schlecht. Ich war und bin nicht bereit gewesen, ihn wieder zu sehen. Er hat mich wie ein letztes Stück Dreck rausgeworfen und mir nicht mal die Zeit gegeben, mich zu erklären.

Bin ich ihm so egal?. Natürlich bin ich das, wer bin ich schon?. Doch wieso kann ich das selbe nicht für ihn behaupten?. Ist er mir egal, so wie ich ihm egal bin?. Dazu hab ich leider keine Antwort parat.

"Ic-ich gehe kurz auf die Toilette" stoße ich dann stockend heraus und eile sofort Richtung Toilette, um den Blicken von Emir zu fliehen.

Ich stütze mich am Waschbecken ab und blicke atemlos in den Spiegel, was sich als Fehler herausstellt. Mein Gesicht sieht so blass aus, so das man denken könnte, ich wäre Dracula höchstpersönlich. Meine Augen sehen müde aus und kraftlos.
Ich habe ihn doch nur gesehen, warum bin ich so aus dem Konzept?. Ich sollte einfach so gut es geht verhindern hier in der Firma aufzukreuzen, um ein Aufeinandertreffen mit Emir zu verhindern.

Ich drehe den Wasserhahn auf und spritze mir leicht Wasser in mein Gesicht und dann auf meine Handgelenke, um zu mir zu kommen. Ich muss mich zusammen reißen, sonst werde ich noch später mit fragen gelöchert. Laut atme ich die erstickte Luft, die sich in mir gesammelt hat, aus und trockne dabei meine Hände ab.

Ein Klopfen an der Tür lässt mich wieder schreckhaft aufzucken. "Dünya?" ertönt die besorgte Stimme von Kaan.

"Ich komme" rufe ich zurück und trete dann langsam aus der Toilette raus, um vor mir Kaan zu erblicken.

Hilflos | ✔️Where stories live. Discover now