Kapitel 44

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Ein gleichmäßiges Piepen und Geflüster reißt mich wieder zurück ins Bewusstsein. Ich muss paar mal blinzeln, um meine Augen richtig öffnen zu können, da das grelle Licht des Raumes in meinen Augen brennt. Als ich endlich wieder richtig sehen kann, blicke ich in die Gesichter von Kerem und einem Arzt. Ich runzele die Stirn und muss mich erstmal sammeln. Was ist passiert?. Ich strenge mich sehr an, um die Puzzleteile zusammen zufassen. Urplötzlich fällt mir wieder alles ein.. Emir war bewusstlos, ist ihm etwas passiert?. Ich japse erschrocken nach Luft und setzte mich direkt auf. Mein Herz fängt unkontrolliert schneller an zu schlagen, was das Gerät nehmen neben mir, welches an mir angeschlossen ist, auch wahr nimmt.

"Wo ist Emir? Wie gehts ihm?" frage ich voller Panik und blende vollkommen die Tatsache aus, das mein Bruder vor mir steht.

Mir ist das egal, die Gesundheit von Emir ist mir grad viel wichtiger. Was wenn er... nein daran denk ich nicht mal, ich hatte sein Puls gespürt.

Der Arzt drückt mich mit seiner Hand wieder runter, so dass ich wieder liege. "Beruhigen sie sich. Sie hat einen schweren Unfall" beschwichtigt er mich.

Beruhigen?. Wie soll ich mich so beruhigen?. Ich muss sofort zu ihm, sonst drehe ich noch durch.

"Wie geht es Emir?!" frage ich erneut hysterisch und atme schwer ein und aus.

Kerem beobachtet das ganze nur und hat die Arme mit gerunzelter Stirn vor seiner Brust verschränkt.

"Ihrem Freund geht es gut. Er ist ebenso beim Bewusstsein"

Als er diese Worte ausspricht, atme ich erleichtert aus. Das er ihn meinen Freund genannt hat, blende ich vollkommen aus, da es grad wichtiger Dinge gibt. Mein Herzschlag normalisiert sich langsam wieder und ich schließe für eine kurze Zeit die Augen. Ihm geht es gut, er lebt. Oh Gott, es ist schon erschreckend, wie es mich kaputt machen würde, wenn er nicht mehr bei mir gewesen wäre..

"Dünya Kaya ich bin ihr Arzt Dr Meyer-Müller" er reicht mir die Hand, die ich entgegen nehme und leicht schüttele. "Sie haben an ihrem Kopf eine schwere Verletzung, da sie beim Aufprall gegen die Autoscheibe mit der Schläfe geknallt sind" er macht eine kurze Pause. "Aber ansonsten sieht alles gut aus. Ich würde sie nur für zwei Tage hier behalten, um sie regelmäßig kontrollieren zu können"

Ich nicke leicht überrumpelt und fasse mir an mein Kopf, wo ich ein Verband spüre. Erst jetzt spüre ich die endlosen Kopfschmerzen.

"Gute Besserung" verabschiedet sich noch der Arzt und verschwindet aus der Tür.

Nun sind Kerem und ich alleine in dem Zimmer. Es herrscht eine unangenehme Stille, die mich zu erdrücken scheint. Ich weiß nicht was ich tun oder sagen soll. Es grenzt schon an einem Wunder, dass er überhaupt hier bei mir steht und gewartet hat, bis ich aufwache. Ich hätte gedacht, dass mein Tot ihn sogar nicht traurig machen würde. Ich schaue über all hin, nur nicht zu ihm. Was für eine Ausrede hab ich parat?. Ich weiß nicht, wie ich dieses Mal von dieser Situation raus komme.

Kerem nimmt tief Luft, bevor er anfängt zu sprechen. "Wir reden darüber, wenn du wieder gesund bist."

Anhand seiner Stimmlage, bemerke ich wie angespannt er doch ist und sich versucht zu beherrschen. Ich kann es ihm nicht übel nehmen, immer hin war ich mit seinem besten Freund in einem Auto und hab grad panisch nach ihm gerufen.

"Ich möchte ihn sehen" ich Presse meine Lippen aufeinander und schaue die Decke über mir an.

Diese vier Wörter sind einfach aus meinem Mund rausgesprudelt. Vielleicht kann ich einfach nur nicht klar denken, weil ich am Kopf verletzt bin. Wieso bin ich sonst so lebensmüde?. Ich höre wie Kerem die Zähne knirschen lässt und seine Hand zu einer Faust ballt. Er nickt ganz leicht, auch wenn es nur ungern ist. Ich rappele mich langsam auf, doch es fällt mir verdammt schwer, dass alles alleine zu machen. Ich bin noch viel zu schwach und auch will ich nicht Kerem fragen. Doch zu meiner Überraschung, kommt er zu mir und stützt mich, um mir aufzuhelfen. Meine Augen sehen ihn an, aber er guckt nur stur gerade aus. Ich glaub, das hat ihn viel Überwindung gekostet.

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