Kapitel 13

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<Auszug aus Kapitel 12:>

Bevor ich darüber nachdenken konnte, setzte sie bereits an, das Hindernis vor uns zu überwinden. Als ihre Vorderbeine und ihr Körper in die Luft schnellten, spürte ich, wie ich auf dem glatten, schweißbedeckten Pferderücken nach hinten rutschte ...

<Fortsetzung:>

Es ging alles blitzschnell. Meine Finger verloren ihren Halt an der Mähne und ich fiel ins Leere. Ich schrie. Im nächsten Moment landete ich auf etwas Weichem, Felligem, rollte daran herunter, und kauerte mich instinktiv hinter den toten Büffel.

Ich hielt die Luft an, während die Herde nach links und rechts ausscherte, um dem Hindernis aus dem Weg zu gehen, wie ein rauschender Fluss, der um einen Fels in der Mitte brandete. Ich bedeckte meinen Kopf mit meinen Händen und machte mich so klein wie möglich, spürte das weiche, lockige Fell an meiner Wange und sog den scharfen Wildgeruch ein.

Ein weiterer Schrei — ein menschlicher — ganz in der Nähe. Ich wagte es, den Kopf ein wenig zu heben und über meine Schutzmauer aus braunem, verfilztem Pelz zu schielen. Die Herde schien sich auszudünnen. Ihre Masse driftete in eine andere Richtung ab, doch immer noch trabten einige Büffel an beiden Seiten von mir vorbei. Hinter ihnen näherte sich ein Reiter auf einem gescheckten Pferd. Ein Pfeil flog von ihm ab und brachte einen Büffel neben ihm zu Fall, während er daran vorbeizog.

Ohitika, wollte ich schreien, als ich ihn erkannte. Aber meine Lungen waren mit Staub gefüllt und mein Mund trocken, sodass ich nichts als ein krampfhaftes Husten hervorbrachte. Er würde gleich an mir vorbeireiten. Ich ging das Risiko ein und stemmte mich auf zitternden Beinen nach oben, schwenkte meine Arme hoch in der Luft, die noch immer vom Staub erfüllt war.

Ich wusste nicht, ob er mich gesehen hatte. Meine Lungen brannten höllisch und meine Augen tränten so stark, dass ich sie zukneifen musste.

Als ich sie wieder öffnete, hatte er seinen Schecken herumgerissen und galoppierte direkt auf mich zu. Er schrie etwas, aber ich verstand es nicht. Er wedelte mit den Armen und ich winkte zurück, unendlich erleichtert. Doch seine Bewegungen wurden immer energischer, es schien, dass er mir etwas Wichtiges mitteilen wollte.

Endlich drehte ich mich um — und starrte in die kleinen schwarzen Augen eines Büffelstiers, der geradewegs auf mich zustürmte. Sein Kopf war riesig, die Hörner blitzten hell in dem schwarzbraunen Fell auf. Er war größer und kräftiger als der tote Büffel, hinter dem ich mich versteckt hatte. Staub drang aus seinen Nüstern, als er wütend schnaubte, den Schwanz steil in die Höhe gestellt. Sein Rücken war mit Pfeilen gespickt, aber er schien nicht nennenswert verletzt zu sein — nur wütend. Sehr wütend.

Ich stolperte nach hinten. Meine Beine trafen gegen den pelzigen Körper des erlegten Tiers. Hastig kletterte ich über den Hügel aus Fell auf die andere Seite — aus dem Weg des wütenden Büffelstiers, wie ich hoffte. Ohitika ritt hinter mir heran. Er hielt seinen Bogen gespannt und sandte in rascher Abfolge mehrere Pfeile in Richtung des Büffels, der frontal auf uns zu galoppierte. Einer davon traf den Büffel direkt ins Auge, doch noch immer machte das riesige Tier nicht Halt.

Ohitika hatte mich fast erreicht. Die Nüstern des Schecken waren geweitet und seine Flanken verklebt von Schweiß und Staub.

„Komm", rief er und hängte sich den Bogen über die Schulter, um die Hände frei zu haben. Ich dachte schon, er wollte mich umreiten, denn er verlangsamte seine Geschwindigkeit kaum. Während er sich mit einer Hand an der Mähne seines Mustangs festhielt, beugte er sich ein wenig herunter und schlang im Vorbeireiten seinen freien Arm um meine Taille. Er hob mich vor sich aufs Pferd, bevor ich wusste, wie mir geschah.

Zusammen galoppierten wir aus den Überresten der Herde heraus, bis wir freie Bahn hatten. Meine Kraft war verbraucht. Wenn er mich nicht mit einem Arm von hinten umklammert hätte, wäre ich einfach vom Pferd gerutscht. Kaum merkte ich, wie der Mustang langsamer wurde und schließlich zum Stehen kam. Wir befanden uns an einem Bach; das klare, glucksende Wasser lockte meine staubtrockene Kehle. Mit Ohitikas Unterstützung ließ ich mich vom Pferd gleiten und landete auf unsicheren Beinen, die sofort unter mir nachgaben. Ich sackte ins Gras und wollte einfach nur dort sitzen bleiben, schnaufend und zu Tode erschöpft.

Plötzlich Indianer - Eine ZeitreisegeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt