Kapitel 14

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<(Heute ausnahmsweise am Samstag, da ich am Sonntag unterwegs bin. :))>


Mir war nicht nach Feiern zumute, als ich in der Abenddämmerung langsam vom Fluss zu unserem Zelt zurückschlenderte. Ich hielt den Blick gesenkt und hatte trotzdem das Gefühl, alle würden mich anstarren. Das weiße Mädchen, das so dumm gewesen war, direkt in eine Büffelherde hineinzureiten. Das sich der Anordnung eines Kriegers widersetzt hatte. Vielleicht wusste es ja noch keiner. Ich hoffte es.

Wenigstens fühlte ich mich jetzt wieder sauber. Das Wasser hatte sich ganz trüb gefärbt, als ich in dem kalten Bach untergetaucht war. Meine Haare waren verfilzt vom Schweiß und es kostete mich einige Mühe und Schmerzen, sie mit meiner Haarbürste wieder zu entwirren. Ich vermisste mein gewohntes Shampoo von früher, mit dem die Haare schön weich und kämmbar wurden. Aber hier pflegte man sein Haar erst nach dem Waschen, indem es mit Bärenfett eingerieben wurde, bis es glänzte. Im Prinzip hatte man dadurch ständig fettige Haare. Aber ich musste zugeben, dass das Fett das Haar auch geschmeidig hielt und sogar wasserabweisend machte.

Ich hatte mich mit Sand trocken gerieben und mir mein Kleid und die Leggings angezogen. Meine Unterwäsche hatte ich inzwischen aufgegeben. Das Waschen im kalten Wasser funktionierte nicht wirklich gut und ich fand es hygienischer, gar nichts drunterzuhaben. Man gewöhnte sich an alles ...

Im Zelt duftete es bereits nach geröstetem Fleisch, das an einem Spieß über dem Feuer briet — die Büffellende, von der Wihinapa so geschwärmt hatte.

Sie blickte auf und lächelte, als ich eintrat. „Ohitika hat für heute Abend Gäste eingeladen."

„Hier in unser Tipi?", fragte ich. Auch das noch! Wihinapa und ich würden uns still in die hintere Ecke verziehen müssen und den Herren ihr Fleisch servieren. Andererseits würde Ohitika so keine Gelegenheit haben, mich noch einmal zurechtzuweisen. Ja, es war besser, wenn ich ihm heute Abend so wenig wie möglich unter die Augen geriet. Ich würde so still sein wie ein Mäuschen.

Die Gäste trafen kurz nach Sonnenuntergang ein. Es waren vier junge Männer, darunter zwei Krieger von der anderen Stammesgruppe, deren Namen ich nicht kannte, und zwei von uns: Sihahanska und Matho-a-ihanble. Thokala-gleschka war zum Glück nicht dabei.

Die Männer warteten darauf, dass das Fleisch fertig wurde. Wihinapa musste immer wieder zum Feuer huschen, um den Spieß zu wenden. Dabei hielt sie die Lider gesenkt, um nur keinem der jungen Krieger in die Augen zu schauen. Die meisten beachteten sie gar nicht; sie unterhielten sich über die Jagd und die reiche Beute und ich hoffte die ganze Zeit, dass sie nicht auf meine Anwesenheit dort zu sprechen kommen würden. Nur einer von ihnen, Sihahanska, nickte Wihinapa dankend zu, bevor sie sich wieder in unsere Ecke zurückzog. Sein Name bedeutete Langfuß, was ihm gut stand, denn er war auffallend groß und dünn, doch er hatte freundliche Augen und wenn er lächelte, dann erhellte sich sein ganzes Gesicht. Ich konnte mir nicht sicher sein, aber ich glaubte, Wihinapa erröten zu sehen, als er sie anblickte. Ihre hübschen Wangen färbten sich dunkler und sie wandte ihr Gesicht von mir ab. Danach behielt ich die beiden ganz besonders im Auge.

Sobald das Fleisch fertig geröstet war, verteilte Ohitika es unter seinen Gästen, wobei er sich selbst als Letztes nahm. Während sie schweigend aßen, flog Sihahanskas Blick hin und wieder in den Hintergrund des Zeltes und dann ertappte ich Wihinapa dabei, wie sie ein Lächeln unterdrückte. Ich lehnte mich näher zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich glaube, er mag dich."

Ihre Augen weiteten sich entsetzt, obwohl ich so leise gesprochen hatte, dass es niemand hätte verstehen können. Sie hielt ihre Hand vor den Mund, während sie zurückwisperte. „Sihahanska ist ein sehr fähiger junger Krieger und ein guter Jäger. Er ist freundlich zu allen."

Plötzlich Indianer - Eine ZeitreisegeschichteWhere stories live. Discover now