Kapitel 35

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Heute war Samstag. Der vorletzte ganze Tag, den ich mit Jayden in Australien verbringen würde. Und der Tag von Olivia's Hochzeit.

Ich war nur zu der großen Party eingeladen und nicht zu der Trauung beim Standesamt, aber ich hatte kein Problem damit. Wenn jeder zum Standesamt kommen würde, der auch auf die Party ging, wären das viel zu viele Menschen und deshalb hatten sie sich auf die Familie und engsten Freunde beschränkt. Da gehörte ich nun mal nicht dazu. Jayden und seine Eltern schon, weswegen wir ausgemacht hatten, dass mich Jay dann einfach danach von dem Haus seiner Eltern abholen und mich zur Party mitnehmen würde.

Jayden war an diesem Morgen ziemlich in Eile, weil er sehr spät aufgestanden war und sich jetzt schon schick machen musste.

Ich hingegen lag noch ganz entspannt im Bett, denn ich würde die Zeit, in der ich alleine in diesem Haus war, nutzen und mich erst dann fertig machen.

"Hast du die Schuhe gesehen?" fragte mich Jayden, während er hektisch durch das Zimmer lief. Ihm blieben auch nur noch knappe zehn Minuten bis er das Haus mit seinen Eltern verlassen musste und er war noch nicht mal angezogen, sondern trug nur eine Jogginghose zu einem freien Oberkörper. Deswegen musste ich auch erstmal aus dem Sabber-Modus aufwachen, bevor ich ihm antwortete.

"Hattest du die nicht unters Bett gestellt, damit du nicht darüber stolperst?" Man konnte mit gutem Gewissen behaupten, dass Jayden ein unordentlicher Mensch war, der sich nicht in seinem Chaos zurecht fand.

Daraufhin bückte er sich und kroch dann erleichtert wieder hervor, mit den feinen Schuhen in der Hand. Den schwarzen Anzug, der säuberlich aufgehängt worden war, nahm er in die andere und verschwand damit ins Bad, um sich endlich ganz fertig zu machen.

Kurze Zeit später kam er wieder hervor. Seine Haare sahen genauso aus wie immer, aber wenn es anders wäre, wäre es auch nicht mehr Jayden.

"Kannst du Krawatten binden?" fragte er mich mit einem hoffnungsvollen Blick.

"Hmm, denke schon." Ich hatte das schon manchmal bei meinem Bruder gemacht, aber ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob ich das auch noch konnte.

Ich stand auf und nahm ihm die Krawatte aus der Hand, um sie ihm zu binden. Sie war dunkelrot, genauso wie das Kleid, das Jaydens Eltern für mich ausgewählt hatten.

Da ich kleiner als er war, was man jetzt als ich direkt vor ihm stand deutlich merkte, musste ich mich auf Zehenspitzen stellen, um ihm die Krawatte um den Hals zu binden.

"Jetzt siehst du aus wie ein richtiger Mann." grinste ich, als ich ihm erfolgreich geholfen hatte und klopfte kurz auf seine Schulter.

"Und du siehst irgendwie süß und heiß zugleich aus in deinem kurzen Pyjama und mit den verstrubbelten Haaren." grinste Jayden zurück.

Ehe ich mich versah, lagen seine Hände auch schon an meinem Hinterkopf und verwüsteten besagte Haare nur noch mehr. Gleichzeitig legte er seine Lippen auf meine und begann mich, ohne lange zu zögern, intensiv zu küssen. Viel Zeit zum Erwidern hatte ich leider nicht, da er sich schon wieder löste und mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen aus dem Zimmer und nach unten rauschte.

"Tschüss, Jayden." murmelte ich noch, obwohl er mich sicher nicht mehr hören konnte, und legte meine Fingerspitzen an die noch kribbelnden Lippen.

Warum konnte ein einziger Kuss soviel bewirken? Mein Herz schlug nicht mehr regelmäßig und auch meine Atmung war abnormal schnell. Es waren zwar keine Schmetterlinge in meinem Bauch, aber es kribbelte seltsam, genau wie meine Lippen.

Und warum konnte ich diese Gefühle nicht bei irgendwem anders empfinden? Bei jemandem, bei dem ich wusste, dass es eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft gab. Bei Jayden wusste ich einfach nie wo ich gerade dran war. Mochte er mich auch, spielte er nur mit mir und würde er überhaupt eine Beziehung eingehen oder doch nicht?

Fake RelationshipWhere stories live. Discover now