Kapitel 40

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Seit dem Vorfall im Café war bereits wieder eine halbe Woche vergangen, in der absolut nichts besonderes vorgefallen war.

Ich persönlich bezeichnete den Vorfall mehr als Unfall. Im Nachhinein ärgerte ich mich so dermaßen über mein eigenes, abweisendes Verhalten. Vielleicht hätten wir uns aussprechen können, auch wenn es nur war, um endgültig festzustellen, dass die Zeit von Jay-und-Ally vorbei war, obwohl sie nie so richtig angefangen hatte. Aber ich hatte eigentlich nicht wirklich das Recht gehabt, ihn so anzufahren. Teilweise stimmten die Vorwürfe ja wirklich, doch ich hatte mindestens genauso viele Fehler gemacht und er hatte sie mir nicht vorgeworfen. Nur das mit seiner Mutter, aber ich fand es immer noch gut, dass ich die Wahrheit gesagt hatte.

Da mein Bruder ja ausgezogen war und heute überhaupt niemand Zeit hatte etwas mit mir zu unternehmen, obwohl bestimmt alle meiner Tausenden Freunde viel Lust gehabt hätten den Tag mit mir zu verbringen - saß ich jetzt alleine, mit einer Tafel Schokolade, in meiner Wohnung vor dem Fernseher und sah auch dementsprechend aus.

Ich war gerade erst aufgestanden, auch wenn es schon Mittag war. Meine Haare waren zwar nicht fettig, aber total zerzaust zu einem unordentlichen Knoten zusammen gebunden und ich trug nur eine kurze bequeme Hose und einen Pulli. Draußen war es zwar kalt, aber hier drinnen mit der Decke war mir auch so warm.

Ich sah alle fünf Minuten auf mein Handy, doch ich hatte keine neuen Nachrichten empfangen und langweilte mich zu Tode. Normalerweise konnte ich auch ganz gut einfach alleine sein und nichts tun, aber gerade hatte ich keine Lust auf irgendwas. Das einzige was ich machte, war, nach und nach kleine Stückchen der Schokolade zu essen. Regelmäßig Sport sollte ich auch mal wieder machen. Aber jetzt wo die Uni wieder begonnen hatte, blieb dafür keine Zeit - ich hatte ja immer wahnsinnig zu tun, wie man gerade sah. Schade aber auch.

Als es plötzlich an der Tür klingelte, wurde ich aus meinen nach Selbstmitleid geiernden Gedanken unterbrochen und runzelte die Stirn. Wer das wohl war?

Ächzend erhob ich mich aus dem Sofa und trottete Richtung Tür.

Wehe derjenige war mittlerweile schon wieder abgehauen, dann wäre ich ja ganz umsonst aufgestanden!

Nahezu gleichzeitig mit dem Öffnen der Tür vergrößerte sich der Duchmesser meiner Augen wahrscheinlich um einige Zentimeter.

Jayden.

Wir sahen uns einfach wortlos an, ehe er für mich völlig überraschend die Arme ausstreckte, um mich näher an ihn heran zu ziehen, was ich zuließ. Ich war wie in Trance, als seine Lippen plötzlich auf meinen lagen. Was zum...?

Da ich aufgrund meines benebelten Zustands nicht mal fähig dazu war zu handeln und ich somit weder erwiderte, noch ihn weg drückte, lösten sich seine Lippen sogleich wieder von meinen.

Als ich mich nach einer kurzen Zeit, in der wir uns nur regungslos angestarrt hatten, wieder gefasst hatte, knallte ich die Tür direkt vor seiner Nase zu. Hoffentlich stand er weit genug draußen, eine gebrochene Nase wollte ich echt nicht verantworten.

Ich atmete ein paar Mal tief durch.

Was zum Teufel war das? Was wollte Jayden hier? Er hatte doch bestimmt mitbekommen, dass mein Bruder ausgezogen war. Aber viel wichtiger war ja, wie ich mich jetzt verhalten sollte. Doch da ich mein Verhalten von unserem letzten Treffen immer noch bereute, fiel mir die Entscheidung recht leicht und ich öffnete die Tür wieder.

Mein Ex-Fake-Freund hatte sich in der kurzen Zeit, in der ich mich gesammelt hatte, kaum bewegt, nur sah er jetzt Richtung Boden und fuhr sich zerstreut durch die Haare. Als er merkte, dass ich die Tür wieder geöffnet hatte, hellte sich sein Gesicht etwas auf.

Fake RelationshipWhere stories live. Discover now