Kapitel 37

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Es war gerade Dienstag am frühen Nachmittag, als ich nach einer wirklich ermüdenden Reise von Australien nach Deutschland wieder in meiner Wohnung ankam.

Am Flughafen war ich praktisch wie ein Zombie hinter Jayden her getaumelt und unendlich froh gewesen, als wir endlich in seinem Auto gesessen waren, das über die drei Wochen am Flughafen geparkt hatte. Während der Fahrt war ich dann tatsächlich noch eingeschlafen.

Wirklich, ich bewunderte Jayden dafür, dass er sogar dann noch Auto fahren konnte. Ich meine wir waren so früh aufgestanden, da war ich schon müde gewesen, und während der gesamten Rückreise hatte ich kaum beziehungsweise nur schlecht geschlafen. Verständlich, dass ich jetzt total ausgelaugt war.

Als ich mitten in der Nacht in meinem eigenen Bett wieder aufwachte, wurde mir bewusst, dass das Abenteuer mit Jay endgültig vorbei war und er jetzt gerade wahrscheinlich zufrieden in seinem eigenen Bett schlief und gar nicht mehr an mich dachte.

Ich holte mir ein Glas Wasser aus der Küche und setzte mich damit auf die Couch im Wohnzimmer. Draußen war es stockdunkel, doch ich war hellwach.

Offensichtlich hatte ich wirklich die ganze Zeit seit der Autofahrt geschlafen. Mein Bruder hatte wahrscheinlich mein Gepäck und mich selbst nach oben gebracht und Jayden war alleine in seine Wohnung gefahren. Ich musste ja echt müde gewesen sein, dass ich überhaupt nichts mit bekommen hatte.

Jedenfalls fühlte ich mich jetzt schon viel besser, mal abgesehen von dem Trauergefühl, das mich plagte. Denn es war nur schwer begreiflich, dass jetzt wieder alles anders sein sollte. Eigentlich war es ja nur genauso wie vor der Zeit in Australien, doch ich hatte mich so sehr an den Alltag der letzten drei Wochen gewöhnt, dass es einfach seltsam war zu wissen jetzt wieder in die Normalität einzusteigen.

In diesem Moment war mir die späte Uhrzeit total egal und ich trank schnell mein Glas aus, um danach in das Zimmer meines Bruders zu huschen, wo er seelenruhig und glücklicherweise ohne seine Freundin schlief.

Ich legte mich zu ihm und schloss die Augen. Normalerweise tat ich das nicht, immerhin waren wir beide schon über zwanzig und mein Bruder würde hoffentlich bald heiraten.

Aber ich brauchte das gerade einfach.

Obwohl ich schon bei meinem Aufwachen in der Nacht gedacht hatte ausgeschlafen zu sein, musste ich nochmal eingenickt sein, denn ich wurde durch einen etwas erschrocken klingenden Laut wach.

"Was?" brummte ich und riss die Augen etwas mehr auf als sonst, damit sie nicht gleich wieder zu fielen.

"Ich dachte du wärst Grace und mit ihr gehe ich etwas anders als mit dir um." schmunzelte mein Bruder und setzte sich in seinem Bett auf.

Mehr Details wollte ich wirklich nicht. Ich konnte mir schon vorstellen, dass er seine Freundin oder auch Verlobte anders behandelte als mich. Und ich mochte meinen Bruder eigentlich schon, aber es wäre dann doch etwas unpassend, wenn er beginnen würde mich abzuknutschen oder gar zu befummeln. Ugh, diese Bilder ließen mich das Gesicht verziehen. Es war schon schwer sich vorzustellen, dass mein Bruder sowas mit Grace machte.

Wow, genau so hatte ich mir mein erstes Aufwachen in der eigenen Wohnung nach fast einem Monat vorgestellt.

"Ich habe dich auch unheimlich vermisst, Bruderherz." grinste ich und schmiss mich ohne Vorwarnung auf ihn, um ihn zu umarmen. Bei allem was ich schlecht an der Rückkehr nach Deutschland fand, war es auch sehr erfrischend Dinge zu haben, die einem wirklich gefehlt hatten. Apropos, meine Freundin Melissa musste ich unbedingt auch noch heute anrufen und wenn möglich treffen. Vom Ausland aus hatte ich kaum Kontakt zu meinem Bruder oder ihr gehabt, deswegen gab es auch eine Menge, die ich ihr noch berichten musste. Oder eher beichten, wenn man bedachte, dass ich mich in meinen Fake-Freund verliebt hatte, der jetzt wahrscheinlich nichts mehr von mir wissen wollte. Denn sowas wie Freunde waren wir ja irgendwie auch nicht richtig geworden.

Fake RelationshipWhere stories live. Discover now