Kapitel 01

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Es war Montagmorgen, ich war noch total verschlafen und trotzdem hatte ich mich schon in die Uni gequält.

Bald hatte ich endlich Ferien. Es war morgens schon immer viel zu warm, um sich richtig zu konzentrieren, da kamen die Ferien rechtzeitig zum Sommer.

Gerade lief ich neben meiner besten Freundin Melissa zu unserer nächsten Vorlesung.

"Siehst du den Typ da? Der sieht verboten gut aus. Meinst du ich soll ihn mal ansprechen?" fragte sie mich aufgeregt und starrte auffällig zu dem dunkelhaarigen Typen hinüber. Er ließ seinen Blick kurz zu uns schweifen, schien aber kein Interesse zu haben, denn er sah gelangweilt wieder weg. So lief das meistens. Melissa fand ständig irgendwelche gut aussehenden Jungs, bei denen sie aber überhaupt keine Chance hatte. Nicht dass sie nicht hübsch wäre, im Gegenteil, aber sie suchte sich immer genau die heraus, denen ich schon ansah, dass sie nicht mehr als ein One Night Stand von einer Frau wollten.

"Hmm." gab ich nur teilnahmslos zurück und lief weiter durch den überfüllten Flur der Uni.

"Kannst du wenigstens einmal richtig hinsehen und zumindest so tun, als hättest du auch Interesse an diesen Jungs?" jammerte meine Freundin schon fast. "Weißt du, du kannst nicht bis an dein Lebensende alle Jungs ignorieren, nur wegen damals. Das ist jetzt schon fast drei Jahre her!"

"Ich ignoriere die Jungs doch überhaupt nicht! Ich habe momentan nur keine Lust auf diese ganze Beziehungs-Scheiße." verteidigte ich mich und wünschte, dass Melissa jetzt einfach damit aufhören würde. Wir hatten dieses Thema oft genug.

"Ist ja gut! Ich will dir doch nur helfen." rechtfertigte sie sich. Ich wollte nicht mit ihr streiten, aber sie wusste sehr genau, dass ich dieses Thema hasste.

Ich schwieg und war froh, als der Raum endlich in Sicht kam, in dem wir die nächste Vorlesung gemeinsam hatten.

"Oh mein Gott, Ally, der ist jetzt aber wirklich heiß!" flüsterte sie mir zu, als besagter Kerl gerade an uns vorbei lief.

Leider flüsterte Melissa nicht leise genug, denn der gebräunte junge Mann sah nun direkt in unsere Richtung und zog amüsiert die Augenbrauen hoch. Er hatte gelockte Haare, die nicht kurz waren, aber auch nicht so lang, dass sie herunterhingen und sein leichter Drei-Tage-Bart ließ ihn erwachsener wirken. Da er ein kurzes T-Shirt trug entging mir auch nicht, dass er ziemlich muskulöse Oberarme hatte. Das Beste waren aber seine braunen Augen, die mich zu durchbohren schienen, obwohl er nur äußerst kurz direkt zu mir sah und seinen Blick dann wieder abwandte. Sogar ich musste zugeben, dass er gut aussah.

Er hatte mehrere Vorlesungen mit mir und auch wenn ich kaum auf meine Mit-Studenten achtete, war er mir schon aufgefallen, meistens war er dabei in Begleitung eines oder mehrerer Mädchen. Ich hatte ihn auch schon mal außerhalb der Uni getroffen. Er hatte geraucht, eine Flasche Bier in der Hand gehabt und mit seinen Freunden lautstark über unnötige Dinge diskutiert. Trotzdem schien er okay zu sein, denn während der Vorlesungen benahm er sich anständig und überhaupt, er studierte, da konnte er gar nicht so schlecht sein. Eben ein Frauenaufreißer, der sich besonders cool fühlte, aber in Wirklichkeit gar nicht so schlimm war.

"Selbst wenn er heiß ist, müssen wir jetzt weiter gehen!" drängelte ich.

Melissa seufzte leise, betrat schließlich aber doch nach mir den Raum. Die Vorlesung war ziemlich langweilig gestaltet, weswegen ich wieder mal nur mit einem Ohr zu hörte.

Obwohl sich der Tag wie Kaugummi in die Länge zog, hatte ich jetzt nur noch eine Vorlesung, bevor ich wieder zurück in meine kleine bescheidene Wohnung durfte, die ich mir mit meinem Bruder teilte.

Mein Bruder Ryan war schon 25 und hatte vor mehreren Jahren endlich eine wundervolle Freundin gefunden. Deswegen war er nicht mehr viel in unserer eigenen Wohnung, sondern verbrachte seine Zeit meistens bei seiner Freundin. Insgeheim hoffte ich, dass das zwischen den beiden noch ewig hielt, da sie eine der ersten war, die ich wirklich mochte.

Fake RelationshipWhere stories live. Discover now