Kapitel 23

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Die Party war in vollem Gange und ich war schon etwas angetrunken. Jayden hatte ich aus den Augen verloren, aber ich wusste, dass er ziemlich sicher auch hier irgendwo auf der Tanzfläche war und dass es ihm wahrscheinlich ähnlich ging wie mir. Er hatte zwar mehr Alkohol konsumiert, aber ich nahm an, dass er es besser vertrug als ich und wir deshalb ungefähr gleich betrunken waren. Ich fühlte mich zwar nicht betrunken, aber wenn ich redete oder ging, merkte ich immer wieder, wie ich undeutlich sprach oder schwankte und fast stolperte. Trotzdem hatte ich hier einen ziemlichen Spaß. Ich tanzte mit niemandem direkt, aber um mich herum waren schon ein paar ansprechende Männer und aufgrund der Tatsache, dass es hier ziemlich eng war, berührten wir uns immer wieder.

Irgendwann wurde ich aber quer durch die tanzenden Menschen von der Tanzfläche gezogen und wollte meinen Entführer schon beschimpfen, als ich bemerkte, dass es Jayden war. Er hatte bestimmt einen Grund, dass er mich aus dem Getümmel geholt hatte.

"Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich mal draußen eine rauchen bin, damit du mich nicht suchst." erklärte er seine Handlung. "Willst du mit raus? Etwas frische Luft würde dir bestimmt nicht schaden."

"Hmm ja, warum nicht." erwiderte ich nach kurzem Überlegen und folgte ihm dann nach draußen.

Es war schon stockdunkel und wirklich kalt, da ich eher knapp bekleidet war. Aber es machte mir nichts aus, da mir sowieso total heiß gewesen war und mir die Abkühlung gut tat.

"Rauchen ist nicht gut." murmelte ich, während sich Jayden seine Zigarette anzündet und sich neben mich auf den Boden setzte. Wir lehnten gegen eine Mauer und starrten in den fast sternenlosen Nachthimmel.

"Manchmal brauche ich das einfach." verteidigte er sich und blies den Rauch aus.

"Du bist einfach nur süchtig, solltest besser damit aufhören, bevor's viel zu spät ist." widersprach ich ihm ruhig. Es war im Gegensatz zum Inneren des Clubs total leise hier draußen bis auf die gedämpfte Musik.

"Ist mir egal." sagte er stur.

"Ich mag es nicht, wenn du nach Rauch riechst, ohne riechst du viel besser." gab ich von mir und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter, obwohl er in diesem Moment natürlich ziemlich nach Rauch stank.

"Du bist betrunken, du weißt nicht, was du da sagst." ging er gar nicht richtig auf meine Aussage ein.

"Du doch auch." gab ich zurück. "Und trotzdem würdest du mir ohne Rauchen besser gefallen." wiederholte ich meinen Standpunkt von eben.

"Und?" fragte er als wäre es ihm komplett egal. Das tat sogar im angeheiterten Zustand irgendwie weh.

"Du kannst mir nicht sagen, es wäre dir völlig egal, was ich über dich denke. Ich bin mir sicher, viele Mädchen denken so, zumindest die liebe Sorte von Mädchen." versuchte ich ihn zu überzeugen, dass es ihm doch etwas bedeutete. Dabei war ich mir nicht mal sicher, ob er nicht doch einfach die Wahrheit gesagt hatte.

"Es ist mir nicht ganz egal, aber einfach nicht wichtig und überzeugend genug, um mit dem Rauchen aufzuhören. Dafür bräuchte es bessere Gründe." gab er mehr oder weniger nach.

"Wenn ich mit dir ins Bett gehen würde, würdest du aufhören?" fragte ich.

Darauf folgte eine unerwartete Stille, in der mir Jayden intensiv in die Augen sah und es sich so anfühlte, als würde er gerade in mein Innerstes, in meine Seele, blicken und es erforschen. Wobei das natürlich eigentlich ziemlich unmöglich und lächerlich war.

"Nein." sagte er schließlich doch. "Das wäre langweilig. Ich bezweifle nicht, dass es schön wäre, aber wenn dann will ich schon, dass es freiwillig passiert. Außerdem gebe nicht mal ich alles für Sex." Damit hatte ich zwar nicht gerechnet, aber es klang plausibel.

Jayden räusperte sich, scheinbar wollte er nicht länger über dieses Thema reden. "Wir sollten rein gehen, du zitterst schon."

Kürzeste Zeit später befanden wir uns wieder im Inneren des Clubs. Die Umstellung vom kalten ruhigen Draußen zum heißen lauten Drinnen war wirklich enorm. Und ich wusste gar nicht, wo es mir besser gefiel. Obwohl das gerade eben weder romantisch noch sonst irgendwas gewesen war, hatte ich die Zweisamkeit mit meinem Fake-Freund irgendwie genossen. Ich merkte immer deutlicher, dass mir Jayden etwas bedeutete, denn mal ehrlich, wer genoss es schon zu zweit in der eiskalten Nacht zu sitzen und über Rauchen in Verbindung mit Sex zu reden, während nebenan eine Party war? Ganz natürlich war das sicherlich nicht.

Da ich mich wirklich nicht richtig betrinken wollte, hielt ich mich fern von der Bar und bewegte mich stattdessen wieder mit den anderen Fremden auf der Tanzfläche zu der Musik. Wie vorher tanzte ich nur für mich allein. Ich hatte jegliches Zeit Gefühl verloren und einfach mal abgeschaltet, was mir gelegen kam, da ich dadurch nicht über das morgen - oder war es schon heute? - anstehende Familientreffen nachdenken konnte.

Als ich zwei Hände auf meinen Hüften spürte und einen warmen Körper an meinem Rücken spürte, wollte ich flüchten, ließ es dann aber doch zu. Es war ja nichts dabei und falls der Unbekannte nachher noch blöde Bemerkungen oder Dinge tun sollte, würde mir Jayden schon helfen, er musste sicher ganz in der Nähe sein.

Falsch gedacht. Denn Jayden würde mich wohl kam vor sich selbst retten, er war nämlich tatsächlich ganz in der Nähe. So wie es schien direkt hinter mir. Das hatte ich jedenfalls fest gestellt, als ich meinen Kopf etwas nach hinten gedreht hatte, um meinen Antanzer unter die Lupe zu nehmen.

"Meine Uhr kann hellsehen." murmelte mir Jayden nach einer Weile, in der wir einfach so weiter getanzt hatten, mit seiner rauen Stimme ins Ohr.

Was zur Hölle? Soweit ich mich erinnerte, trug er heute gar keine Uhr. Ich entschied mich trotzdem dazu mit zu spielen und zu sehen, worauf er schon wieder anspielte. Im Nachhinein betrachtet war es definitiv die falsche Entscheidung gewesen, obwohl es mir mal wieder eine kleines Grinsen entlockte.

"Was sagt sie denn?" fragte ich ihn misstrauisch.

"Dass du keinen Slip trägst." flüsterte er wieder zurück, was mich dazu brachte die Stirn zu runzeln. Seine Spielchen wurden echt immer seltsamer.

"Ich trage aber einen." ging ich weiter darauf ein, da er meine Neugier geweckt hatte.

"Oh, dann muss sie eine Stunde vorgehen." murmelte er jetzt in einem bedauernden Ton in mein Ohr. Er war wieder ganz der Alte.

Ruckartig drehte ich mich um, sodass ich Jayden in die Augen sah.

"Ich denke, wir gehen jetzt besser." teilte ich ihm mit. Mir fiel erst jetzt auf, wie müde und fertig ich eigentlich schon war. Wenn ich daran dachte, dass das Familientreffen aller Wahrscheinlichkeit nach - ich wusste ja nicht wie spät es war und auf Jaydens nicht vorhandene hellsehende Uhr war auch kein Verlass - heute noch war, krauste es mir jetzt schon. Und außerdem hatte Jay den Moment mal wieder zerstört, also war es jetzt ein passender Zeitpunkt zum Gehen.

"Ich will aber nicht dass du gehst. Ich will, dass du kommst."

"Jayden, es reicht!" wies ich ihn zurecht, nachdem ich die Doppeldeutigkeit identifiziert hatte.

Er grinste bloß und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Wange.

"Wofür war der jetzt?" fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Weil du süß bist. Vor allem, wenn du dich über meine Sprüche aufregst, man dir aber ansieht, dass du sie trotzdem irgendwie lustig findest." antwortete er mir und kam mir dabei fast komplett nüchtern rüber. Gut, richtig betrunken hatte er vorher auch nicht gewirkt, aber trotzdem.

Ich sagte nichts dazu, sondern griff mir einfach nur seine große Hand und zog ihn dann aus dem Club, um mit ihm durch die sternenlose Nacht nach Hause zu gehen.

Hoffe es hat euch gefallen, ich werde jetzt gar nichts groß dazu sagen, da ich das sowieso schon verspätete Kapitel möglichst schnell hochladen will, damit ihr es lesen könnt.

Aber meint ihr, dass Ally es irgendwann doch nochmal schafft Jayden vom Rauchen abzubringen?

Fake RelationshipWhere stories live. Discover now