Kapitel 25

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Nach dem Essen verteilte sich die Familie wieder. Ich war froh, denn so musste ich mich nicht jedem richtig vorstellen und mit all den Erwachsenen reden. Dadurch wäre die Gefahr aufzufliegen nur größer gewesen.

Jetzt saß ich mit Chloé, Chris und Jayden draußen. Der kleine Bruder von Chloé, Noah lief hier irgendwo quer durch den ganzen Garten und hatte seinen Spaß. Chris' Schwester Olivia war beschäftigt, immerhin war sie es, die bald heiratete und ihr Zukünftiger war natürlich auch nicht weit. Ansonsten hatte niemand Freunde mitgebracht, weswegen das schon alle Kinder waren. Oder zumindest die ganze jüngste Generation, denn einen mitte zwanzig Jährigen würde ich nicht mehr unbedingt als Kind beschreiben. 

"Wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?" fragte Chloé, die soweit ich mich erinnern konnte noch nicht mal volljährig war. Trotzdem wirkte sie mir nicht so übertrieben, wie einige andere Mädchen in ihrem Alter.

"Etwas über vier Monate." antwortete Jayden nach einem Moment. Offensichtlich war er sich selbst, genauso wie ich, nicht mehr ganz sicher gewesen, was wir ausgemacht hatten.

"Wie schön. Ich hatte bis jetzt nur Pech in der Liebe." meinte Chloé und klang gegen Ende tatsächlich ziemlich nieder geschlagen. Aber wem sagte sie das? Ich hatte bisher nur einen festen Freund gehabt und das war alles andere als gut aus gegangen. Und jetzt war ich schon so weit, dass ich einer gespielten Beziehung zugestimmt hatte. Auch wenn ich zugeben musste, dass ich die gemeinsame Zeit mit Jayden wirklich nicht mehr so schlimm fand.

"Irgendwann triffst du schon den Richtigen, wahrscheinlich genau dann, wenn du es nicht mehr erwartest." versuchte ich sie auf zu muntern, obwohl ich doch selbst keine Ahnung von all dem hatte. Aber das konnte ich ja jetzt wohl schlecht sagen, wenn dabei mein angeblicher Freund daneben saß.

"Bist du dir sicher? Weil bisher hatte ich nicht so das Gefühl, als würdet ihr euch gegenseitig viel Zuneigung schenken." sprang nun Chris ein.

"Was willst du damit sagen? Dass du der bessere Freund für sie wärst?" Schon wieder merkte ich, wie sich Jayden neben mir anspannte und seinen Cousin nicht wirklich zurückhaltend anfuhr.

"Wow, ist ja gut. Du musst nicht immer gleich so ausrasten. Sie wird schon bei dir bleiben, wenn du der Richtige für sie bist." Irrte ich mich oder betonte er dabei das wenn besonders? Dadurch klang es so, als ob er sich da nicht sicher wäre. Im Endeffekt hatte er ja Recht mit seinen Zweifeln, aber es wunderte mich, dass die beiden Cousins sich gegenseitig so unfreundlich behandelten.

"Hallo? Sie ist anwesend." versuchte ich die Stimmung wieder etwas aufzulockern. Chloé hatte zu ihren beide Cousins einfach nur die Augen verdreht. Kam das öfter vor?

"Kommst du eigentlich auch mit zum Campen?" wandte sich nun Chris wieder mir zu.

"Campen?" wiederholte ich verwirrt und sah dabei kurz zu Jayden.

"Du hast sie nicht gefragt?" Das war mehr Festellung als Frage.

Jayden, an den das Ganze gerichtet war, hob nur abwehrend die Schultern. "Ich hätte Ally schon noch gefragt." verteidigte er sich.

"Nach was gefragt?" Ich kam mir etwas unbeholfen vor, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, von was die beiden redeten. Chloé war schon längst ausgestiegen und beschäftigte sich jetzt mit ihrem Handy.

"Wir haben geplant kommenden Montag für zwei Nächte campen zu gehen, da wir uns sowieso so selten sehen. Dein lieber Freund hier ist ja die meiste Zeit nicht mal in Australien." klärte mich Chris etwas auf, auch wenn ich immer noch einige Fragezeichen in meinem Kopf hatte.

"Wer ist wir?" versuchte ich das erste Fragezeichen in meinem Kopf zu lösen.

"Jayden, ich und ein paar weitere Freunde eben." Chris lächelte mir leicht zu. "Und eigentlich bleibt dir nicht viel mehr als mit zu kommen, außer du willst alleine daheim bei Jaydens Eltern bleiben."

Ich nickte verstehend. Ob ich mich darauf freuen sollte oder nicht, wusste ich noch nicht ganz. Es würde zwar sicher lustig werden, aber ich kannte ja nur Chris und Jay.

"Und wann hattest du vor mir das zu sagen?" stellte ich noch eine letzte Frage an Jayden.

"Keine Ahnung ehrlich gesagt, aber sicher bald, da ich mich wohl kaum einfach weg schleichen hätte können und ich dich sowieso nicht alleine bei meinen Eltern lassen würde." antwortete er lächelnd und legte einen Arm um mich.

War das jetzt weil Chris vorher meinte, dass wir uns zu wenig Zuneigung schenkten oder einfach so? Ich wusste es nicht, wünschte mir aber ersteres. Obwohl ich mich eigentlich mehr von Jay fern halten sollte, denn ich wurde immer mehr abhängig von ihm und das machte mich verletzlich.

Eine gute Zeit später, war das Familientreffen endlich vorüber und ich saß wieder zufrieden mit meinem Handy auf dem Bett, das sich Jayden und ich teilten. Ich war zwar doch nicht darum gekommen mich mit einigen Verwandten von Jayden zu unterhalten, aber immerhin war alles gut gegangen und unsere Lüge war nicht aufgeflogen, was mich echt erleichterte. Ich wusste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn an's Licht gekommen wäre, dass wir Jays ganze Familie von vorne bis hinten belogen hatten.

"Mit wem schreibst du?" fragte mich Jayden interessiert und ließ sich neben mich aufs Bett fallen.

"Finn." antwortete ich einsilbig.

Kurz darauf konnte ich von Jayden einen kleinen unzufriedenen Seufzer hören. Ich erwiderte nichts darauf und beachtete es erst gar nicht, dass Jay begann mit meinen offenen Haaren zu spielen.

"Ich glaube, dass es sich doch nicht lohnt Melissa für die kurze Zeit her zu holen." sagte ich, nachdem ich Finns neue Nachricht gelesen hatte.

"Warum?" wollte Jay wissen und sah von unten zu mir hinauf. Ich war zwar nicht plötzlich größer als er geworden, aber dadurch, dass er lag und ich halb saß, halb lag, war ich etwas höher als er.

"Finn hat eine Freundin."

Daraufhin murmelte Jayden etwas undeutliches, aber es hörte sich verdächtig nach "Einer weniger, über den ich mir Gedanken machen muss." an. Da das für mich aber überhaupt keinen Sinn ergab, ignorierte ich es einfach. Dafür überhörte ich das "Was hat das eine jetzt mit dem anderen zu tun?" von Jay wenigstens nicht.

"Ich wollte Melissa und Finn verkuppeln und sie natürlich auch bei mir haben. Aber ich schätze da das Erste jetzt weg fällt, lohnt es sich nicht mehr. Die drei Wochen hier sind ja eh schon bald wieder vorbei." erklärte ich ihm.

"Es wäre sowieso blöd gewesen, wenn Finn in Australien ist und deine Freundin in Deutschland." tröstete mich Jayden ein wenig.

"Hmm ja." murmelte ich nur in Gedanken versunken.

"Hast du was Australisches in dir?" riss mich Jay auf einmal wieder aus meinen Gedanken.

"Nein? Ich bin durch und durch Deutsch." erwiderte ich fragend. Wie kam er da denn jetzt schon wieder drauf? Manchmal fragte ich mich echt, was in seinem Kopf vor ging oder besser gesagt schief lief.

"Willst du?" Er grinste mich verführerisch an und erst da wurde mir klar, dass es sich wieder um einen seiner Sprüche handelte.

"Nein verdammt Jayden, ich will nichts australisches in mir haben!" wehrte ich sofort ab, da die Zweideutigkeit nicht zu übersehen war.

"Sicher?" vergewisserte er sich, obwohl ihm klar sein musste, dass ich nie auf einen dieser Anmachen eingehen würde.

"Du bist so süß, wenn du dich immer so darüber aufregst." schmunzelte Jay und rollte sich auf mich drauf.

"Toll und du bist schwer, also geh runter von mir." befahl ich ihm etwas unfreundlich.

Aber wenn ich freundlicher reagiert hätte, wäre mir vielleicht noch raus gerutscht, was ich wirklich dachte. Und zwar, dass er nicht aus meiner Nähe gehen sollte, sondern noch näher kommen sollte, bis unsere Lippen miteinander verschmolzen wären.

So, ich hab's tatsächlich noch geschafft und hoffe wie immer, dass sich die Wartezeit für euch gelohnt hat. ♥

Wollt ihr, dass ich mal Bilder der Charaktere anfüge? Ich habe zwar schon geschrieben, von wem sie verkörpert werden, aber es treffen ja nicht alle Bilder zu. ;)

Und denkt ihr, dass aus Jally nach den drei Wochen der Fake Beziehung eine echte wird oder dass sie (erstmal) den Kontakt verlieren und so auseinander gehen? :)

Fake RelationshipWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu