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MANU


Mein Blick haftete an Elaia und ihrem Bauch und dann an ihrem Gesicht. Sie sah so unglaublich gebrochen aus und das ließ mein Herz schneller schlagen. Sie sah nicht mal mehr so aus, als würde sie weinen wollen, sondern einfach nur noch nicht mehr da sein.

"Es tut mir Leid für dich Elaia." sprach ich ehrlich aus, als sie ihre, trotz der Leere, wunderschönen Augen zu mir schweifen ließ und sich auf ihren Lippen ein kaum merkbares und trauriges Lächeln formte.

"Es sollte einfach nicht sein." sprach sie flüsternd aus, bevor sie wieder aus dem Fenster der Wohnung sah, in die ich sie gebracht hatte und ich die Gardinen zu zog, da ich meinen Cousin gut genug kannte um zu wissen, dass er überall auch Scharfschützen hatte.

"Du hast dir die Nummer gemerkt." fiel mir nocheinmal laut auf, da ich nie geglaubt habe, dass sie sich je bei mir melden würde. Nicht so, wie sie mir damals klar gemacht hatte, dass sie bei ihm bleiben wollte.

"Ich.." fing sie an zu sprechen und sah mich wieder an, bevor sie sich unterbrach. "Ich brauche jemanden der mir helfen kann." sprach sie leise aus, worafhin ich nur leicht nickte. "Ich tu alles für dich." gab ich leise zu und sah sie einmal leicht nicken.

"Ich bring dich in Sicherheit, aber ich kann dir nicht das selbe Leben bieten wie Eros." erklärte ich ihr, denn ich hatte absolut nichts mehr und alles was ich hatte, würde ich für sie geben. Ich wusste nur nicht, ob ihr das, was ich noch zu bieten hatte, reichte.

"Ich will nicht das du mich wegbringst." sprach sie leise aus, was mich die Augenbraue heben ließ und ich sie fragend ansah. "Ich brauche einen Freund, mit dem ich drüber reden kann." sprach sie leise aus und fing dann doch an zu weinen.

Einen Freund.

"Du kannst mit mir sprechen worüber du willst." bot ich ihr dann an, als ich ihr ein Taschentuch brachte und sie etwas Zeit brauchte, bevor sie wieder anfing zu sprechen.

"Ich liebe Eros." fing sie an, bevor ich nur schwach lächeln konnte, denn er sollte ihr dankbar sein. Ihr und dem lieben Gott, dass sie so für ihn empfand. "Ich weiß." gab ich ihr zu verstehen, da ich das nicht hören wollte und sie nur schwach nickte.

"Ich liebe ihn. Wir haben beide unser Kind verloren." sprach sie wieder, bevor ich mich zurücklehnte und ich eine Zigarette anzündete, während ich ihr zuhörte. "Aber ich ertrag das alles nicht. Ich ertrag diesen Ort nicht." erklärte sie mir, bevor ich tief durchatmete.

"Aber? " fagte ich sie und wusste was sie mir antworte würde. Aber ich musste es hören. "Aber ich ertrage es auch nicht, ihn zu verlassen oder zu verlieren und das werde ich, wenn ich ihn noch länger von mir wegstoße." erklärte sie mir leise, bevor ich mir dann das Glas vor mir runterkippte und ich sie wieder ansah.

"Was genau willst du von mir hören Elaia?" fragte ich sie dann, da ich ihr gerne zuhören konnte, aber wie ich ihr helfen sollte war mir ein Rätsel. Ging es darum jemaden zu töten oder sie durchs Land zu schmuggeln, dafür war ich ihr Mann, aber ihr hierbei zu helfen, wusste ich nicht.

"Wie überwinde ich das?" fragte sie mich und schien der Meinung zu sein, ich wüsste es. "Den tot deines Kindes?" fragte ich sie, bevor ich weitersprach. "Den überwindest du nicht und er auch nicht. Eros gibt sich nicht so, weil einer von euch der Starke sein muss, aber denkst du nicht, ihn hat das auch mitgenommen? Er musste sich zwischen der Frau, für die er uns alle verkaufen würde und eurem Kind entscheiden." erklärte ich ihr, da ich das von Dario so mitbekommen hatte.

"Dann werde ich für immer so sein?" fragte sie mich leise. "Nein Elaia. Du trauerst und das ist in Ordnung, aber denk auch an ihn. Komm ihm etwas entgegen, auch wenn es nur ein schwaches Lächeln ist, auch wenn es nur ein Wort der Zuneigung ist." erklärte ich ihr und irgendwie tat mir Eros leid.

Sie beide taten mir Leid.

Sie waren gefangen in dieser Liebe zueinander, aber auch in dem was zwischen ihnen der besser gesagt uns passiert war. Das ihr Kind starb, gab ihr dann noch den Rest.

"Vermisst du ihn nicht?" fragte ich sie, da ich mitbekommen hatte, dass er kaum bei ihr war. Sie wollte nicht mal im selbe Zimmer wie er essen und deswegen ging er lieber, damit sie ihn nicht anfing zu hassen.

"Doch, aber wenn ich ihn dann sehe, dann kommt immer alles hoch." erklärte sie, bevor ich ihr dann einen Vorschlag machte und sie diesen annahm.


___

EROS


"Ich geh schon." sprach ich aus, als sie reinkam und ich es nicht ertrug wie sie mich ansah. Das sie sich in meier Nähe nicht mehr wohl fühlte. Das sie mich nicht mal mehr sehen wollte.

"Wohin gehst du?" fragte sie mich dann und die Frage wunderte mich. Sie hatte mich seit der Beerdigung nie wieder gefragt, wohin ich ginge. Es hatte sie schlichtweg nicht mehr interessiert, wenn ich nachhause kam und an mir Blut klebte.

"Ich weiß nicht." gab ich ehrlich zu, da ich die Geschäfte erstmal hinten angestellt hatte. Ich konnte kaum klar denken mehr und mich jetzt reinzuhängen wäre mein tot gewesen. Deswegen verschwand ich einfach und trank und schlief.

Was anderes konnte ich nicht machen.

Sanft. So unglaublich sanft, nahm sie meine Hand in ihre und sah dann zu mir hoch. Sie hatte gweint. Das hatte sie die letzten Tage und Monate kaum getan. Sie zeigte überhaupt keine Emotionen mehr.

"Willst du uns beide retten?" fragte sie mich leise, bevor ich sie hart schlucken sah und ich alles tun würde, damit wir beide irgendwie wieder zueinander finden würden. "Dann lass uns unsere Sachen packen und hier verschwinden. Ich ertrage keinen Tag länger hier. Alles hier erinnert mich daran, dass wir Eltern wären." sprach sie leise weiter.

"Wenn dir das was wir haben etwas bedeutet, dann lass uns irgendwohin gehen, wo es nur dich und mich gibt." sprach sie flüsternd aus, ehe sie meine Hand losließ und sie mich ansah.

"Ich liebe dich Eros und deswegen bin ich noch hier und biete dir das an. Ich werde aber sicher gehen, ob du mitgehst oder nicht." sprach sie dann ernst aus und wollte mir damit sagen, dass sie sich von mir nicht mehr aufhalten lassen würde.


"Und wohin gehen wir, mi Reina?" fragte ich sie, da ich wie gesagt bereit wäre alles zu tun für sie. Sanft lächelte sie mich an, als sie verstand, dass ich mit ihr gehen würde und sie sich dann auf Zehenspitzen stellte und sie ihre Lippen unfassbar leicht auch meine drückte.



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Leute es wird noch einen Epilog geben, da ich die Geschichte hier beende und ich finde das, dass Ende mir doch gut gefällt so. Was sagt ihr dazu?

ELAIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt