La maschera dei segreti

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Selbst das Licht hat sich der Führung angeschlossen und mich zurückgelassen. Sein silberner Glanz auf dem Parkett ist verschwunden.

Geh! Den anderen hinterher! Sofort!

Obwohl das glasklar ist, sind da unsichtbare Stricke, die mich umwickeln und an Ort und Stelle festhalten. Sie sind überall: an den Händen und Füßen, den Armen und Beinen, dem Bauch und der Brust. Sie schnüren mir die Luft ab.

Einsame Hilflosigkeit greift nach mir und hält mich umklammert.

David!

Wie bescheuert bin ich eigentlich, mich hier nach ihm umzusehen, als könne er plötzlich aus dem Nichts auftauchen, die Fesseln zerschneiden, meine Hand nehmen und sagen: "Feli, ich liebe dich! Lass es uns vergessen!"

Und trotzdem tue ich es. Eine Träne rutscht über meine Wange. Nass und warm.

Aber was ist das?

Da! Auf dem Fensterbrett, unter dem Fenster, das vorhin geöffnet war, liegt etwas.

Das kann nicht ...

Und schon setzen sich meine Füße in Bewegung.
Meine Finger strecken sich und ein Ziehen geht durch meine Brust, die ausgestreckten Arme entlang bis in die Fingerkuppen, als wären sie mit unsichtbaren Fäden mit ihrem Ziel verbunden.

Eine Maske.
Wunderschön. Schlichter als Jennas. Weiß. Oder vielleicht ist sie aus Silber. In diesem Licht ist es schwer zu erkennen.

Es ist so ein Modell, das Stirn und Nase bedeckt und dabei die Augen freilässt.

Erst von Nahem sehe ich, dass sie mit Stoff bezogen ist, der schimmert, als wäre er mit Silberfäden gewebt. Silberne Perlen umranden die flügelförmigen Konturen und zarte Stickereien in Altrosa zieren die Partien über der Nasenwurzel und rund um die Augen. Auf der rechten Seite ist eine Blüte aufgenäht, eine Rose, die sich öffnet, als wäre sie bereit, all ihre Geheimnisse zu offenbaren.

Es ist die schönste Blüte, die ich je gesehen habe. Und das will was heißen, immerhin arbeite ich im Klütje.

Erst als ich die Maske in die Hand nehme, merke ich, dass es keine echte Blume ist. Die Blütenblätter sind kühl, aber weich und fühlen sich dennoch metallisch an. Gibt es weiches Metall?

Ich werde noch verwirrter, als ich einen Duft rieche wie Rosenparfüm und merke, wie ein elektrisches Surren aus der Maske heraus in meine Finger strömt, bis hinauf in mein Herz.

Lass sie los!

Ich kann nicht. Es geht nicht.

Ich spüre das kalte Prickeln an meinen Rücken und hätte gern geschrien; mir in dem großen Saal die Seele aus dem Leib gebrüllt, dass David mich auf Rügen hört.

Doch meine Zunge klebt fest am Gaumen und meine Finger an der Maske.

Wie kommt sie hierher?

Das Kribbeln ist vorbei und ich habe Gelegenheit, sie weiter zu betrachten. Zu berühren. Mit einem Finger streiche ich sanft über ihre Wölbung. Der Schock bleibt aus.

Sie liegt jetzt ruhig in meiner Hand wie ein Requisit aus einem Märchen oder etwas, das ein Zeitreisender hier verloren hat.

Ja, jemand wird sie verloren haben. Ich sollte sie abgeben!


Und dann tue ich das wirklich Erschreckende: Ich stecke sie ein.

Die Maske des Dogen - das Geheimnis von VenedigWhere stories live. Discover now