Kapitel 32.2 - Kräuter und wie man sie anwendet

10.2K 812 53
                                    

Weshalb musste ausgerechnet immer ich mich mit solchen Personen abgeben? Nie hatte ich Glück, was so etwas betraf. Claire, Damon. Desdemona und Liam. Und nun diese Ariadne. Sie war mir nicht geheuer. Irgendetwas verbarg sie. Irgendetwas Bedeutsames.

Ich wusste, ich sollte mich von ihr fern halten. Denn sonst würde sie vielleicht herausfinden, wer ich war. Aber andererseits war ich neugierig. Neugieriger, als gut für mich war. Doch ich wollte es herausfinden. Und das würde ich auch.

Ariadne sah mich überlegen an, während sie immer noch ihre tiefgekühlte Pflanze in der Hand hielt. Na warte. Das Grinsen wird dir noch vergehen! Sie unterschätzte mich. Sie dachte wohl, ich sei ein hilfloses, kleines Mädchen, dass nichts hinbekommen würde. Doch das würde sich gleich ändern.

Ich packte die Pflanze und mit einem kräftigen Ruck zog ich sie aus dem Topf. Beinahe zeitgleich erschienen ihre Zähne. Spitz und gefährlich. Und schnappten nach mir. Ich sah kurz zu Ariadne, die mich leise auslachte. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Das würde sie zurückbekommen! Ehe sie sich versah, begann das Eis um ihrer Pflanze herum zu tauen, während es als Wasser zu meiner Pflanze hinüberschwebte und sofort wieder zu Eis gefror.

Nun war ich es, die grinste, als Ariadne schrie, die gerade erst bemerkt hatte, was geschehen war. Doch es war zu spät. Ihre Pflanze hatte sie bereits gebissen und Ariadne schrie vor Wut und Schmerz auf. Sofort ließ sie ihre Pflanze wieder gefrieren und sah so aus, als würde sie sich gleich auf mich stürzen.

"Du!", knurrte sie beinahe und funkelte mich aus ihren eisigen Augen heraus an.

"Ich.", sagte ich ruhig.

Ehe ich mich versah, stieß sie einen Schrei aus, ihre vereiste Pflanze flog klirrend zu Boden und sie stürzte sich auf mich, während ihre kalten Hände meinen Hals umschlossen.

Die Klasse sah ziemlich erschrocken aus und keinen interessierten mehr die beißenden Blumen. Blut von Ariadnes Hand tropfte kalt auf meinen Hals. War denn bitte alles an ihr kalt? Sie schien ausschließlich aus Minustemperaturen zu bestehen.

"Auseinander!", schrie Professor Planta, "Hört auf!"

Ich konnte alle Blicke auf uns spüren, während Ariadne mich würgte. Es schmerzte. Sie schien geübt darin. Noch ein Punkt, um misstrauisch ihr gegenüber zu sein. Doch ich zeigte meinen Schmerz nicht. Den Gefallen würde ich ihr nicht tun. Da konnte sie lange warten.

Professor Planta versuchte, zu uns zu kommen, doch Ariadne ließ eine Eiswand aus dem Boden herausschießen, die die Anderen von uns trennte. Dabei ließ sie mich nicht einmal aus den Augen.

"Ich werde dich töten, Lune James.", sprach sie leise und bedrohlich. "Ghost Elementary!", spuckte sie noch verächtlich aus. Ihr Druck um meinen Hals verstärkte sich. Das würde einen Abdruck geben. Ich presste die Zähne zusammen.

Sie lachte gehässig. "Traust du dich jetzt noch? Willst du jetzt zeigen, dass du es besser kannst?"

Was hatte sie für Probleme?

"Warte nur ab.", presste ich hervor, doch Ariadne lachte mich nur aus.

Professor Planta klopfte gegen das Eis, einige andere Schüler versuchten mit Hilfe ihrer Kräfte Löcher ins Eis zu schlagen.

"Sieh sie dir nur an.", flüsterte Ariadne leise lachend, "Sie wissen doch, dass ich mächtiger bin, als sie. Und dennoch versuchen sie es. Wie armselig." Ihr Lachen erstarb. "Und nun wieder zu dir."

Ein Grinsen legte sich nun auf meine Lippen, als mir ein Licht aufging. "Du hast Angst."

Ariadnes Druck um meinen Hals verstärkte sich.

Ich Lachte keuchend. Es tat weh. "Du gibst dich furchtlos. Dabei hast du Angst. Angst davor, dass jemand stärker ist als du."

Ariadnes Augen verengten sich zu Schlitzen und sie sah mich aus ihren eiskalten Augen an. "Wage es nicht, mir Angst zu unterstellen!", zischte sie. Doch ich sah den Riss in ihrer eisigen Maske.

"Es ist okay Angst zu haben.", sagte ich, während ich grinsend die Zähne fletschte. Als hätte sie sich verbrannt, ließ sie mich blitzschnell los und wich zurück. Ihre Augen waren geweitet und die Angst stand ihr auf die Stirn geschrieben. Lächelnd reckte ich mich und rieb mir meinen schmerzenden Hals.

Sie presste sich wie erstarrt an ihre selbst geschaffene Eiswand, die ihr nun die Flucht verhinderte. Sie atmete hektisch und ungleichmäßig. Ich ließ ihre Eismauer verschwinden. Sofort hastete Professor Planta auf Ariadne zu und schrie sie an. Doch Ariadne bemerkte das nicht einmal. Sie starrte bloß mich an. Nun verstand auch Professor Planta, dass Ariadne neben der Spur war und folgte Ariadnes Blick, der auf mich fiel.

"Lune James, was hast du mit Ariadne gemacht?" Sie wirkte verwirrt und ungläubig. "Ariadne ist nie ... so."

Auch die anderen Schüler sahen mich nun an. Besonders Desdemona und Liam.

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich habe nichts gemacht. Haben Sie das nicht gesehen?" Unschuldig sah ich sie an. Professor Planta nickte nur kurz immer noch sichtlich verwirrt, als sie sich dann an Ariadne wandte. "Komm, Ariadne, ich bringe dich zur Direktorin."

Beide verschwanden. Desdemona und Liam kamen auf mich zu.

"Wie hast du das gemacht?" Liam musterte mich misstrauisch.

"Wie habe ich was gemacht?"

Liams Augen verengten sich zu Schlitzen. "Du weißt genau, was ich meine. Tu nicht so unschuldig, denn das bist du nicht."

Er wusste gar nicht, wie recht er damit hatte.

Desdemona schien mit sich zu kämpfen, als sie dann doch das sagte, was sie dachte. "Liam hat recht. Was hast du mit ihr gemacht? Ariadne ist niemand, der vor etwas Angst hat. Sie ist niemand, der ihre Angst zeigt. Was hast du gemacht?"

Liam sah überrascht zu Desdemona. Niemand hatte erwartet, dass sie ihm jemals in irgendetwas zustimmen würde. Auch ich nicht.

Nachdem Liam die kleine Überraschung verarbeitet hatte, sah er mich wieder finster an. "Du hast nichts getan. Du hast bloß mit ihr geredet. Selbst da war sie ein wenig merkwürdig drauf. Doch dann musst du noch etwas gemacht haben. Schließlich hat sie dich losgelassen, als hättest du sie verbrannt. Ihr Verhalten ... da stimmt etwas nicht." Er musterte mich misstrauisch, wollte herausfinden, was ich getan hatte, um Ariadne Glacial Angst zu machen.

"Ich habe nichts getan, wie du gesagt hast. Also lass mich in Ruhe.", sagte ich nüchtern, "Ist es so egal, dass sie mich einfach erwürgen wollte? Das ist okay? Aber es ist nicht okay, wenn sie mich los lässt und Angst hat? Ist das so schlecht?" Nun war ich wütend, was beide gut zu spüren bekamen. "ABER ES IST OKAY, WENN SIE MICH TÖTEN MÖCHTE?!" Beide zuckten zusammen, als ich sie anschrie. Nun redete ich leiser und ruhiger. Dennoch klang meine Stimme kalt. "Hätte ich mich also lieber töten lassen sollen?"

Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ das Gewächshaus. Die Blicke der beiden spürte ich nur zu gut in meinem Rücken. Doch im Moment hatte ich andere Probleme.

Ariadne hatte meine Eckzähne gesehen.

ObscuraWhere stories live. Discover now