Kapitel 42 - Die Großstadtmetropole London

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Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es war zwar ungewohnt, dass die beiden sich nicht anschrien, aber mal ehrlich: So war es doch viel besser! Desdemona atmete die ganze Zeit gleichmäßig laut ein und aus, während sie ihr Gesicht an Liams Schulter versteckte. Dieser strich ihr beruhigend über den Rücken.

Sein Blick fiel auf mich, wie ich breit lächelte. "Sag jetzt bloß nichts!", zischte er mir leise zu, damit Desdemona ja nichts mitbekam. Ich hob abwehrend meine Hände. "Tue ich nicht!"

Er wandte sich von mir ab, aber nicht ohne mir noch einmal einen skeptischen Blick zu schenken und widmete sich wieder vollkommen Desdemona. Dabei bemerkte er selbst nicht, wie er zu lächeln begann.

Ich ließ mich entspannt in den Sitz zurück sinken. Unwillkürlich schwenkten meine Gedanken zu Damon. Ich ärgerte mich ja selbst darüber, dass ich an ihn dachte. Aber dennoch. Wie hatte er so anders wirken, können, wenn er doch trotz allem ein Jäger war? Wie hatte er mir helfen können, wenn er doch eigentlich meinen Tod wollte? Wie hatte er vorspielen können, ein Freund zu sein? Ich blickte da nicht durch. Doch wollte ich das überhaupt?

"Stopp, stopp, stopp, das reicht jetzt.", murmelte ich leise und schaute aus dem Fenster. Unter uns schwebten die Wolken hinweg. Ein Meer aus grauen, düsteren Wolken. Doch was hatte man schon groß von dem englischen Wetter zu erwarten? Es war launisch. Sehr launisch.

Irgendwann schlief ich wohl ein.

"Liebe Gäste, wir landen in wenigen Augenblicken. Bitte legen Sie Ihre Sicherheitsgurte wieder an.", riss mich die Durchsage aus dem Schlaf. Mein Blick fiel auf Liam und Desdemona. Desdemona war genau wie ich eingeschlafen. Doch dabei hing sie halb auf Liam, so weit es die Sitze zuließen. Dieser sah ein wenig ahnungslos zu mir.

"Was soll ich jetzt machen?" Er blickte von der schlafenden Desdemona zu mir.

"Sie aufwecken.", sagte ich amüsiert. Liam sah mich ganz geschockt an. "WAS?! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich wecke sie doch nicht auf! Das ist Desdemona!"

Das Flugzeug setzte zur Landung an. Liam sah mich aus geweiteten Augen an. Ich grinste nur. Holpernd kam das Flugzeug auf dem Boden auf.

"Sie wird mich umbringen!", jammerte Liam. Ich zuckte nur mit den Schultern. Liam würde schon damit klar kommen. Immerhin war er schon groß. Das Flugzeug kam zum stehen.

"Na dann.", sagte ich und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Viel Glück." Ich schnallte mich ab.

"Wa- Was machst du da?" Liam verfolgte jede meiner Bewegungen.

Ohne eine Antwort zu geben, kletterte ich über ihn rüber. "Lune!", rief Liam so hysterisch wie ein kleines Mädchen auf dem Konzert ihrer Idole.

"Schaffst du schon.", sagte ich grinsend und ließ ihn, so fies ich nun einmal war zurück.

"Lune!!", rief er verzweifelt. Ich wank ihm grinsend und reckte den Daumen in die Höhe, ehe ich aus dem Flugzeug verschwand.

"Ehm, Mr, Sie müssen ihre Freundin jetzt aufwecken.", vernahm ich noch die Stimme der Stewardess, die Liam ansprach. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Das würde jetzt amüsant werden.

Kurz darauf erklang auch schon laut und schrill Desdemonas bezauberndes Stimmchen. Die Fluggäste vor mir zuckten bei diesem Klang kurz zusammen.

Ich wartete am Eingang des Gebäudes auf Liam und Desdemona. Desdemona sah alles andere als gut gelaunt aus, als sie auf mich zu stapfte. Liam dagegen sah aus wie ein verprügelter Hund. Doch als er mich bemerkte, warf er mir einen bösen Blick zu.

"Lune!", rief Desdemona und für einen kurzen Augenblick glaubte ich, sie würde mir tatsächlich eine Standpauke halten, doch dann umarmte sie mich plötzlich. Etwas überfordert erwiderte ich ihre Umarmung.

ObscuraWhere stories live. Discover now