8 | Die trockene Zunge

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C H L O E

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C H L O E

»Die roten sehen gut aus, aber wie findest du die neon-gelben?«, fragte ich Emma, die gerade das rote Paar Sportschuhe festschnürte.

»Ich weiß nicht, ich finde beide schön. Allerdings sitzen die hier viel besser, als die gelben.«, teilte sie mir mit und bestieg das Laufband. Ein Typ, der nur aus Muskeln, Sehnen und Knochen bestand, drückte den ON-Knopf, damit sie die Schuhe ausprobieren konnte.

»Diese hier passen sich ihren Füßen auch viel besser an.«, erklärte der Verkäufer fachmännisch, doch ich warf ihm nur einen abschätzigen Blick zu. Als ob er da irgendwas erkennen konnte. Der freute sich doch nur, dass das die teuren Schuhe waren.

Ich rollte unauffällig mit den Augen und gab dem Verkäufer ein Zeichen den OFF-Knopf zu betätigen. »Lass uns die roten Schuhe nehmen. Die beißen sich dann auch nicht mit dem neuen Sporthemd.«, meinte ich an Emma gewandt, die zustimmend nickte und sich die Schuhe auszog.

Wir waren bereits seit Längerem in der Mall und shoppten ausgiebig. Es war wirklich angenehm die Meinung von Emma hinsichtlich neuer Klamotten zu hören. Sie schwärmte nicht direkt drauflos, sondern war auch kritisch. Dank ihr hatte ich mir ein weißes, kurzes Sommerkleid in A-Schnitt für die Gartenparty am Freitag gekauft. Dazu konnte ich meine Sandalen mit orangener und pinken Schnalle anziehen. Das Kleid bestand aus Leinen und hatte Spaghettiträger. Mein Dekolletee war nicht zu weit, aber auch nicht zu wenig ausgeschnitten und wurde durch zwei kleine, dünne Ketten betont, die ich vorhin in einem kleinen Stöberladen entdeckt hatte.

Zu meinem großen Kummer war mein geliebter Mini abgeschleppt worden, weil er fast eine ganze Woche auf dem Parkplatz gestanden hatte. Papa hatte sich tierisch darüber aufgeregt und weigerte sich ihn zurückzuholen. Laut ihm brauchte ich eh kein Auto mehr, weil ich ja Luc hatte. Deshalb war er am überlegen, ihn zu verkaufen und trotz eines Streits am Telefon hatte ich seine Meinung nicht ändern können. Herzlichen Dank auch, Luc!

Arnie war mir die ganze Zeit über nicht von der Seite gewichen und trottete uns auch jetzt hinterher. Er hatte sich eine Sonnenbrille aufgesetzt, nachdem ich ihn nach seiner Meinung hinsichtlich einer Hose gefragt hatte. Er hielt dezenten Abstand und man merkte, dass er von mir nicht belästigt werden wollte.

Am Abend fuhr uns Arnie dann schließlich zu mir nach Hause und wir aßen zusammen während wir Harry Potter schauten. Es war echt schön Zeit mit Emma zu verbringen und sie mir gegenüber immer gelöster und offener wurde. Wir blödelten in der Uni herum und als ich mich am Freitag von ihr verabschiedete, versicherte ich ihr, dass ich mich schon auf das Joggen am Samstagmorgen freute. Meine Sommerfigur kam eben auch nicht von selbst.

So kam es dann, dass ich wieder von Arnie nach Hause gebracht wurde und ich mich für die blöde Gartenparty fertig machte. Meine Laune konnte ich nur durch mein süßes Outfit aufbessern. Ich hatte wirklich überhaupt keine Lust den Abend woanders zu verbringen und zudem noch durchgehend wohl erzogen zu wirken, obwohl mich schon der Gedanke an Leon Miller meine guten Manieren vergessen ließ. Hoffentlich hielt er heute Abstand.

Mister Bodyguard | ✓Where stories live. Discover now