Magie, Wahnsinn und andere verkorkste Empfangskomitees

1.1K 134 61
                                    

꧁꧂

währenddessen woanders.

          Prinz Adriel hatte etwas an sich, das gestandene Männer die Luft anhalten ließ. Nicht, dass es einer von ihnen zugeben würde. Sein Stammbaum war ein Schaubild von ungeklärten Morden, die sein Leben durchzogen wie teerschwarze Adern. Aber ihn fürchteten sie. Sogar der Feldgeneral, der zwischen den einflussreichsten Familien des Landes in der großen Halle des Palasts stand, den Helm unter seinen Arm geklemmt. Und er war sich ziemlich sicher, dass der grauhaarige Prinz der Südlande neben ihm seit bestimmt einer Minute nicht mehr geblinzelt hatte.

Prinz Adriel öffnete die massiven Flügeltüren selbst. Die Versammelten starrten zu ihm hoch wie in einer einzigen Bewegung, die nahe des Eingangs startete und sich schnell bis in die letzten Winkel hoch auf die Bühnen ausbreitete, unsicher, ob sie ein Wunder oder eine Katastrophe erwarten sollten.

Unbewusst richtete sich der Feldgeneral auf...

...und sackte wieder in sich zusammen, als er hinter Prinz Adriel dessen jüngeren Bruder erblickte.
Der Prinz neben ihm blinzelte verdutzt.

Zusammen liefen die Söhne des toten Usurpators die Länge des Thronsaals hinab, zwischen ihnen hindurch wie zu einem Gerichtsverfahren. Adriel, als wäre er vollkommen allein im Raum, sein Bruder in kleineren Schritten, die Schultern zu den Ohren hochgezogen. Mit den farblosen Lippen glich er eher seiner Mutter als seinem Bruder. Er trug keine Waffen bei sich, dafür aber zu große, mit Edelsteinen überladene Kleidung.

Rastlos huschten seine Augen von links nach rechts, die Hände in den Rand seines Mantels gekrallt. Ihm sah man die grausame Ermordung seines Großvaters und Vaters an. Er wusste, dass der Mörder seines Vaters in einer anderen Welt war- der Mörder seines Großvaters wahrscheinlich aber hier drinnen.

Hatte man eben noch die angestrengten Atemzüge von Adriel hören können, folgte ihnen jetzt eine Welle aus geflüsterten Gesprächen, verborgen hinter Händen und dicht zusammengesteckten Köpfen. Das Parfüm von den hundert Mächtigen des Landes machte die Luft dick und schwer wie die Vorhänge vor den bodentiefen Fenstern.

Der Feldgeneral verlagerte sein Gewicht und hätte fast verpasst, wie der jüngere Bursche seinen Bruder überholte. Unter den großen Augen der Anwesenden erklomm er die Stufen am Ende des Saals und setzte sich zwischen die zwei Statuen der Götter auf den rechten Thron.

In seiner Eile hatte sich seine Robe um seine Knöchel geschlungen und er versuchte den teuren Stoff mit auffälligen kleinen Strampelbewegungen wieder zu lösen. Erst ein langer Blick seines Bruders beendete seine Unruhe. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, drehte sich Prinz Adriel den Anwesenden zu, die kurzfristig verstummt waren.

Der Feldgeneral drängte mit der Masse der Menschen näher an die Tribüne des Throns heran, eine Hand unsicher auf sein Schwert gelegt. Ihm war mitgeteilt worden, dass es eine Veränderung bezüglich der Regentschaft gab, aber sie wollten doch nicht-...

„Was hat das zu bedeuten?", wandte sich Kalpatar, einer der reichsten Händler des Westens, an den älteren Sohn. Er wischte seine schwitzigen Handflächen an seinem Wams ab, unterstützungsheischende Blicke in die Runde werfend. Auch er hatte einen Sohn mit dem Titel Prinz.
„Hat das Orakel erneut gesprochen? Ich nahm an, wir würden zuerst informiert werden, wenn es eine neue Pro-..."

„Nichts dergleichen ist geschehen." Prinz Adriel sprach ruhig, die grauen Augen unbewegt von der allgegenwärtigen Überraschung. Sein nordländischer Akzent rollte über jedes Wort wie eine Warnung. Es war schwer zu sagen, ob er nur mit dem einen Mann oder dem ganzen Raum sprach.

The Demon Stone - Der Weltenwandler IWhere stories live. Discover now