Egal was du wi-...

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          Als ihre Füße den soliden Boden des Hafens berührten, wäre Ana fast gefallen. Der Boden schwankte schlimmer als-... nein, Moment. Sie schwankte. Aber sie gab sich keine Zeit, sich an das neue Gefühl zu gewöhnen. Das hier war ihr Moment. Sie durfte nicht anhalten und ihn verstreichen lassen. Mit weichen Knien wankte sie nach vorne und in einen Mann hinein, der sich ihr abgewandt mit zwei anderen unterhielt.

Sein Blick streifte sie nur, ehe er sich auf etwas hinter ihr fixierte, das seine Augen groß werden ließ. Ana wusste genau, was er sah und es legte sich wie ein Stein in ihren Magen. Seinen Kumpanen etwas zu bellend, schob er Ana zur Seite, um auf Adriels Schiff zuzurennen.

Sh*t.

Judy hatte recht behalten, dass sie für andere eine Gefahr darstellte, wenn sie versuchte, zu helfen. Aber noch war ihre Flucht nicht gescheitert. Ana machte einen weiteren Schritt und stockte.

Vor ihr lag der Hafen so viel größer, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Befüllt von Männern, die in Gruppen von oder zu Schiffen gingen. Kinder und Hunde, Soldaten mit Lichtern, laute Frauen und Herren in zu feiner Kleidung, die nervöse Blicke über ihre Schultern warfen. Es waren so viele, dass nicht einmal jeder das brennende Schiff bemerkt hatte.

Fast schon gegen ihren Willen drehte Ana sich noch einmal um. Sie hatte das nicht gewollt. Sie wusste nicht einmal was passiert war. Aber würde ihr jemand das glauben?
Die halbe Mannschaft war bereits auf Deck und zingelte das Feuer ein, von dem sie keine Ahnung hatte, wie es so plötzlich zum Leben erwacht war. Sie kannte merkwürdig. War damit aufgewachsen. Aber das war neu.

Sie wollte gar nicht daran denken, wie sie das erklären sollte. Die skeptischen Blicke. Das leise Kopfschütteln.
Mit einem Ruck löste sie sich und lief weiter.

Am besten war es, wenn sie es gar nicht erst erklären musste. Und dazu brauchte sie Mika'il. Wo würde sich ein alter Weltenwandler an einem Hafen aufhalten?
Ihr Blick fiel auf eine offenstehende Tür am anderen Ende des Hafens, aus der Licht und Musik herausschwappte.

Entschlossen raffte sie ihren besudelten Rock und rannte los. Die Idee war so gut wie jede andere. Sie musste hier fort. Die Menschenmenge, die sich nach und nach dem hellen Schein am Hafenbecken zuwandte, gab ihr Deckung. Sie folgte zwei Matrosen, die eine breite Kiste auf ihren Schultern balancierten und drückte sich an einer Gruppe vorbei, in deren Kreis eine Rauferei ausgebrochen war. Der Soldat ihnen am nächsten machte keinerlei Anstalten dazwischen zu gehen. Er starrte stumm zu dem brennenden Schiff des Nachtfuchses hinüber.

Irgendwo wurde eine weitere Wirtstür aufgerissen und Gelächter schwemmte auf den Hafen. Männer stürzte heraus, dicht gefolgt von einer üppigen Frau, die einen Besen über ihren Kopf schwenkte. Ihr Gebrüll unterhielten die Nacht mit einem Drama über Liebesbekundungen und Ehebruchvorwürfen.

Ana merkte nicht wie ihre Füße innehielten und sie die Szene vor sich mit offenem Mund beobachtete. Jemand hätte die Typen so aus der Party werfen sollen. Jemand hätte ihr einen Besen geben sollen und sie hätte es selbst gemacht. Vielleicht wäre sie dann nicht hier.

The Demon Stone - Der Weltenwandler IМесто, где живут истории. Откройте их для себя