Wahnsinn.

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         Ana erwachte zu dem Klappern ihrer eigenen Zähne. Es gab einen sehr schönen Rhythmus vor, in dem auch ihre Muskeln durchgeschüttelt wurden. Welche Art von Seegang-...? Ihr ganzer Körper wackelte.

Sie hatte sich noch nicht ganz wach geblinzelt, oder Protest über die Lippen gebracht, als sich Adriels Kopf in ihr Sichtfeld schob.

Das Schütteln stoppte prompt. Nur für einen Lidschlag wanderten seine grünen Augen suchend über ihr Gesicht, ehe eine Maske der Verschlossenheit sich darüber legte, mit der er die ganze Welt auf Abstand hielt.
„Du bist wach? Sehr gut."

Er gab Ana die Gelegenheit, sich höchst unelegant in einer Koje aufzurichten, eine Hand am Rand festgeklammert und die andere an ihrer Stirn, die empfindlich nachpochte. Was bei allen Welten war geschehen?

Sie war nicht in ihrem eigenen Bett. Tatsächlich kannte sie nicht einmal die Kajüte, in der Adriel auf einem Schemel hockte, die Arme verschränkt und die Haltung abwartend. Irgendwas hatte sie vergessen, aber-... Ihre Finger erreichten einen rauen Verband um ihren Hals und den Nebel lichtete sich abrupt. Ihr Fluchtversuch. Der Verrat. Und-...
„Mika'il!"

Ana fuhr so ruckartig hoch, dass Adriel ausweichen musste, um keine Kopfnuss zu bekommen. Der Name des Mörders seines Vaters ließ seine Brauen sinken, bis sie Schatten über sein ganzes Gesicht warfen. Langsam lehnte er sich auf seinem Schemel zurück.
„Lust, mir zu erklären, was das gestern für eine Darstellung war?"

Er hatte Mika'il gefangen. Panik breitete sich in Ana aus und überholte ihre sonstige Panik zu nahe an irgendeine Form von Mann zu geraten. Mit beiden Händen packte sie das Revers von Adriels Mantel und zog ihn zu sich, als könne er sie so besser verstehen.
„Du darfst ihn nicht umbringen. Er weiß vielleicht einen Weg, wie ich nach Hause komme!"

Adriel machte sich so bestimmt von ihr los, dass Ana zurück in die Koje rutschte, aus der sie sich halb an ihm herausgezogen hatte. Seine Finger knackten, als er sie aus den Fäusten neben seinem Körper löste.
„Weiß er nicht."

Aber Ana war nicht bereit, das zu glauben. Nicht bereit, den kleinen Funken Hoffnung in ihrer Brust zu ersticken.
„Woher willst du das wissen, er-..."

„Er hat gelogen."

Die Schärfe in seiner Stimme war wie ein weiterer Stoß. Er hörte ihr schon wieder nicht zu. Wenn Mika'il irgendetwas wusste... irgendeinen Hinweis... Sie konnte nicht so leichtfertig verwerfen, was sie vielleicht heimbringen würde. Zu Cassy. Und ihrer Familie. Sie bemerkte nicht, wie sie die Decke umklammert hielt- wie sie sich wieder aufrichtete.
„Hast du ihn gefragt?"

Die Pause, die folgte, war bereits Antwort genug. Adriel holte tief Luft, den Blick auf seine eigenen Hände gerichtet, als ringe er mit sich selbst. Mit seiner Selbstkontrolle. Aber Anas Panik schlug bereits in Ärger um.
„Du willst einfach nicht mit ihm reden. Egal, ob er vielleicht weiß, wie ich nach Hause ko-..."

„Es interessiert mich nicht, was er zu sagen hat." Adriel wurde nicht laut. Aber jedes Wort schlug durch die Luft zwischen ihnen, „Ich will wissen, was dir durch den Kopf ging, als du meine halbe Mannschaft in Lebensgefahr gebracht hast, als du mein Schiff angezündet hast!"

Ana zuckte zurück, der Mund noch offen, doch so schnell keine Antwort findend. Das hatte sie bereits wieder vergessen.
„Ich- ich weiß es nicht." Sie konnte nicht erklären, was passiert war. Sie hatte es selbst noch nicht erlebt. Und es machte auch keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wenn sie vielleicht einen Weg hatte, all das hinter sich zu lassen.
„Adriel, bitte. Ich kann mit ihm reden. Ich-..."

The Demon Stone - Der Weltenwandler IWhere stories live. Discover now