Was hat Magie mit Alkohol zu tun?

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          „Wir können heute auch nicht üben. Aber ich habe Fragen."

Ana lag mit dem Rücken auf dem Boden ihrer Kajüte und hatte die Beine gegen die Bordwand hochgelegt. Über Kopf spähte sie in Richtung der Luke, gegen deren Licht sich der Oberkörper Adriels abzeichnete.

Natürlich. Sie war ja zu jung und naiv, um mit einem Dolch umzugehen, der sie womöglich gegen Übergriffe schützen könnte. Es wäre unnötig, zu erwähnen, dass sie ihren letzten Streit immer noch nicht vergessen hatte. Sie war immer noch gegen Mord. Sie wollte nicht von ihm in eine unbekannte Stadt gebracht werden und wenn es nach ihr ging, brauchte er sie auch nicht mehr besuchen. Sie könnte mit jemand anderem trainieren. Jemand, der nicht beide Augen zudrückte, wenn es um Scheiterhaufen ging.

Mit schwimmendem Magen beobachtete sie, wie er mit beneidenswerter Trittsicherheit die Stiege herunterkam, ihre merkwürdige Pose mit hochgezogenen Brauen begutachtend, ehe er sich auf eine der Stufen niederließ.
„Ich weiß, du willst nicht mit mir reden, aber ich brauche Antworten."

Ana sah ihn an und entschied sich, nicht aufzustehen. Womöglich würde sie nur das heute Morgen gefrühstückte Brot wiedersehen. Und auch wenn die Vorstellung, Adriel vor die Füße zu erbrechen, sehr unterhaltsam war, fühlte sie sich nicht einmal dazu in der Lage. Stattdessen wischte sie sich den Schweiß von der Stirn.

Seegang schaukelte das Boot von links nach rechts, als säße sie in einer Nussschale. Das schlechte Wetter hatte am Morgen nach ihrem Traum eingesetzt und hielt sich beständig. Dicke Wassertropfen prasselten gegen das Glas des Bullauges und erfüllte die Kajüte mit seinen leisen Trommeln.

Über ihnen wurden mehrere Rufe laut. Laute Schritte und noch mehr Rufe. Adriel sah nach oben, als könne er durch die dicken Planken der Decke sehen. Doch schließlich wurde es wieder leise.
„Mach des dir bequem", sagte er, seine Stimme trotz des rauen Akzents weich. Er trug einen gewachsten Mantel, von dem noch immer Regentropfen herunter perlten und sich in kleinen Pfützen auf dem Boden sammelten. Seine dunklen Haare waren beinahe schwarz und hingen in Strähnen in sein Gesicht. Aus einer Tasche im Mantel er einen kleinen Notizblock und einen Stift. Die Liste, wie Ana sie getauft hatte. Mika'ils Name stand ganz oben. Ihrer war durchgestrichen.

Anas Unterkiefer mahlte.
„Werden wir bei seiner Hinrichtung zusehen müssen?", hatte sie Marteel bei einem seiner Besuche gefragt, nachdem Adriel nur noch seinen Ersten Maat vorbei schickte, anstatt selbst zu kommen.

„Ohhh nein, sie werden ihn so schnell wie möglich so spektakulär wie möglich hinrichten wollen. Es wird ein Fest. Aber der Nachtfuchs hat keinen Kopf für derartige Dinge." Er hatte sich geschüttelt, als wolle er eine Gänsehaut loswerden, doch Ana hatte das Gefühl nie mehr verdrängen können. Nicht, nachdem sie mit Mane Bork gesprochen hatte. Ein Fest. Fruchtbar.

Mühsam nahm Ana ihre Beine von der Wand und drehte sich in einen Schneidersitz Adriel gegenüber. Er wollte Antworten? Sie hatte ein paar für ihn. Sie würden ihm nicht gefallen, aber vielleicht würde er sie ohne hochgelegte Beine ernster nehmen.

Doch irgendwas in seinem Blick ließ sie stocken. Seine grünen Augen waren immer befremdlich, als würden sie nicht in sein Gesicht passen. Doch heute hielten sie etwas versteckt. Er war ein gut genuger Schauspieler, dass sie es ihm trotz ihres Bandes nicht von der Nase ablesen könnte, aber heute stimmte etwas nicht.

Unwillkürlich dachte sie an ihrem Traum zurück. Sie hatte den gesamten Morgen damit verbracht, ihren Körper nach verräterischen blauen Flecken zu untersuchen. Ergebnislos. Aber die Anspannung blieb. Was würde sie ihm sagen, wenn die Träume öfter zurückkamen? Dieses Mal hatte sie vielleicht Glück gehabt, aber das nächste Mal...

The Demon Stone - Der Weltenwandler INơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ