Epilog

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          Mika'il hockte vor dem Schreibtisch, die Nasen gerade auf Höhe der Platte und betrachteten die blassen Brösel zwischen ihnen. Sie waren auf einem weißen Pergament ausgebreitet worden, selbst kaum dunkler als die Oberfläche und keiner traute sich, auch nur zu tief einzuatmen.

„Definitiv vier." Mit einer Fingerspitze schob Mika'il die vier größten Bruchstücke auseinander.

Auf der anderen Seite der Tischplatte schüttelte Khan den Kopf.
„Es sind nur drei." Wie Schachfiguren schob er den kleinsten der vier Brösel wieder zu dem Staubhäufchen zurück.

Die Luft war stickig zwischen ihnen. Ein vorwurfsvoller Zeuge von der langen Zeit, die sie hier drinnen über Bruchstücken verbracht hatten.

Mika'il funkelte Khan über die dunkle Weite seines Schreibtisches an, doch der Gildenmeister war wenig beindruckt. Mit Finalität wischte er die Staubreste von seinen Händen ab und erhob sich.
„Wenn du damals die letzten zwei nicht verwendet hättest, hätten wir noch genug."

Mika'il erhob sich ebenfalls, den Kommentar mit einem Schnauben abstreifend. Das war Ansichtssache.
„Wir haben noch genug und wenn der Dämon wirklich so stark ist, wie du ihn beschreibst-..."

Khan rollte mit den Augen.
„Er ist stark genug." Offensichtlich fertig mit der Diskussion, wandte er sich den überquellenden Regalen seines Büros zu.

Es war ein friedlicher Morgen in der Trägergilde. Keine Weltenwandler waren zuletzt vorbei gekommen. Keine Soldaten in ihrer Stadt und keine Gerüchte, wo sich Kellen oder sein Onkel womöglich aufhalten konnten.

Nichts, seit der Verkündung des neuen Caraiden. Alles war staubig hier drinnen. Selbst Khan.

Mika'il ließ sich rückwärts auf einen Stuhl fallen. Vier waren genug. Ihm machte mehr Sorge, in welche Welt ihn der Dämon bringen würde mit vier Steinen. Die Mission war relativ simpel. Nur die beteiligten Parteien nicht.

„Du weißt, dass alles mit ihm steht und fällt. Er muss schon einmal in Anas Welt gewesen sein, sonst kann er uns dort nicht hin navigieren." Eine bequemere Position suchend, balancierte er einen Fuß auf einem Tischhohen Buchstapel, um tiefer in den Stuhl hinein zu sinken.

Er versuchte entspannt auszusehen, doch jeder Dämon hätte über seinen rasenden Puls gelacht. Die Spannung ließ seine Nervenenden vibrieren, wenn er nur an ihren Plan dachte.
Das Ende des Weltenwandlers wird eingeläutet durch den Dank eines Feindes, den Handschlag einer Kreuzung und den-..." Die Stimmen der Seelenweberinnen wiederholten die Seelenweberinnen ihr stetiges Flüstern in seinem Kopf. 

Er wischte es aus der Luft wie eine lästige Fliege. Orakel waren nur Schwindler und Hochstapler.

„Er war schon einmal in Anas Welt", erwiderte Khan so langsam, als spreche er mit einem quengelnden Kind. Nacheinander zog er mehrere Buchrücken heraus, las ihre Inschrift und schob sie wieder zurück. Falls er Mika'ils Akrobatik bemerkte, ignorierte er sie gekonnt.

„Aber woher weißt du das sicher?", beharrte Mika'il. Dämonen waren selten genug in diesem Land zu finden. Aber wenn man ihnen Dämonensteinbrösel anbot, krochen sie aus allen Schlupflöchern und Verstecken. Jeder wollte aus Anderthal verschwinden. Mit seiner geringen Elementarenergie war es förmlich ein Friedhof für Dämonen.

Khans sehr tiefer Atemzug verriet Mika'il, dass er nah am Ende seiner Geduld war. Sie hatten diese Diskussion zu oft in den letzten Wochen gehabt.

Beide Seiten waren angespannt. Und Khan hätte sicherlich niemals dieser Mission zugestimmt, wenn nicht das Orakel erneut gesprochen hätte.

Daran musste er sich gerade wohl auch erinnert haben.
„Weil...", sagte er schließlich, sich langsam zu Mika'il umdrehend, „... er seine Tochter dort selbst abgesetzt hat, als er mitbekam, welche Ideen die Seelenweberinnen für sie haben."

Mika'ils Fuß rutschte von dem Buchstapel ab und sandte den gesamten Stapel zu Boden. Wenn er sich nicht im letzten Moment an der Stuhllehne festgehalten hätte, wäre er sicherlich am Boden geendet.
„Das ist nicht dein Ernst."

Khan warf den verstreuten Büchern einen missbilligenden Blick zu, der sogar Mika'il dazu bewegte, sie hastig wieder einzusammeln.
„Ganz im Gegenteil", ein kleines Lächeln hob seine Mundwinkel, „Ich kann es gar nicht erwarten, Ana wieder in Anderthal willkommen zu heißen." 

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Das ist mein Moment, um mich bei jedem zu bedanken, der es bis hierher ausgehalten hat!

Ich lese wirklich jeden eurer Kommentare,
klicke auf eure Profile und freue mich über eure lieb gemeinten Worte. 

Und natürlich ist das hier auch der Ort, wo ihr euch für eine Benachrichtigung melden dürft, wenn Band II endlich herauskommt :D 

The Demon Stone - Der Weltenwandler IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt