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Schwindelanfall
Jahr 2018, Januar - Korea

„Na gut, aber nur wenn du keine unsinnigen Kämpfe mehr anfängst. Noch einmal möchte ich dich nicht verarzten müssen."

Hyunjin PoV:

„Ich fange keine unsinnigen Kämpfe an." Genau genommen waren sie es, die zu erst angegriffen haben. „Ach nein? Und was war das eben?" Mit einem Mal drückt er das Pflaster fest gegen meine Wange, weshalb ich etwas das Gesicht verziehe. Das tut weh. „Ich habe nicht angefangen." Gut, ich gebe zu der Kampf wäre nicht unbedingt notwendig gewesen, aber ich habe es nur zu seinem Wohl getan. „Du hast sie aber provoziert."

„Ist ja gut, ich mache es nicht wieder." Leise murrend erhebe ich mich von dem Badewannenrand und halte mir die Wange, während ich direkt in Jeongin's Augen sehe. Ich glaube so vorwurfsvoll hat mich noch nicht einmal Chan angesehen, als ich eine Blutkonserve auf dem Sofa zum platzengen gebracht habe. Das war wirklich eine Sauerei.

„Ich möchte einfach nicht, dass dir irgendwas passiert. Du hast so fürchterlich geschrien, als Seungmin mich weggezogen hat. Ich hatte Angst, dass sie dich ernsthaft verletzt haben." Unsicher lässt er seinen Blick noch einmal an mir hinunter wandern, wobei ich mir leicht auf die Unterlippe beiße. Wenn er nur wüsste. Er würde wahrscheinlich Angst vor mir bekommen und sich keine Sorgen mehr um mich machen. Naiver Mensch.

„Aber wie du siehst, mir geht es bestens. Ich sollte jetzt auch langsam nachhause." Ich glaube noch länger halte ich es in seiner Gegenwart nicht aus. Er ist auf dem besten Weg dahin mir zu nahe zu kommen. Warum bin ich so? Ich will keine Freundschaft zu ihm aufbauen. Ich soll ihn beschützen, mehr nicht. Emotionen machen es nur schwerer, wenn ich bei meinem Auftrag scheitere.

„Ist ok. Ruh dich gut aus." Ich nicke nur kurz und will gerade auf die Tür zugehen, als plötzlich die Sicht vor meinen Augen verschwimmt. Was ist denn jetzt los? Etwas erschrocken halte ich mich schnell am Türrahmen fest, bevor sich mein Kreislauf wieder einigermaßen stabilisiert. „Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?"

„Ja, mir geht es gut. Nur etwas schwindelig." Wieso fühle ich mich immer noch so benommen? An dem Kampf kann es eigentlich nicht liegen oder habe ich vielleicht doch ein bisschen zu viel Blut verloren? Ich sollte zuhause erst einmal richtig was essen. Der kleine Snack von vorhin war wohl doch nicht genug.

„Möchtest du dich kurz hinsetzen? Ich kann dir auch etwas zu trinken holen." Ohne zu zögern greift Jeongin schnell nach meinem Arm, weshalb ich kurz innehalte. Ich weiß, er meint es nur gut, aber das wird sowieso nichts bringen. Wasser bewirkt bei mir etwa genauso viel, wie wenn man einen Stein damit gießt. „Nein, Danke. Das ist nicht nötig. Ich brauche nur ein bisschen frische Luft."

„Soll ich dich noch mit nachhause begleiten?" Fragt er besorgt nach, woraufhin ich erneut den Kopf schüttle. Dann müsste ich ihn wieder mit hierher begleiten und ich weiß nicht, ob ich das in diesem Zustand schaffe. Außerdem ist es besser, wenn er nicht sieht wo ich wohne. Ein normaler Mensch wohnt garantiert nicht in einem heruntergekommenen Fabrikgebäude, auch wenn wir uns dort gut eingerichtet haben. „Nein, ich schaffe das schon. Außerdem ist Seungmin ja auch noch da."

„Na gut, aber pass auf dich auf." Erwidert er mit einem mahnenden Blick und öffnet vor mir die Tür, weshalb ich bestätigend nicke. „Ja, mache ich. Bis morgen." „Bis morgen." Ich winke ihm noch einmal kurz zu und mache mich dann auf den Weg zu Seungmin, welcher mich mit einem besorgten Blick mustert. Sehe ich wirklich so schlimm aus?

„Jetzt sag mir erst mal was eben passiert ist? Du siehst aus, als würdest du gleich zusammenbrechen und was ist das für ein Kratzer auf deiner Wange? Wieso verheilt er nicht?" Nachdem wir eine sichere Entfernung zu Jeongin aufgebaut haben, greift Seungmin stützend nach meinem Arm und bombardiert mich dabei mit seinen Fragen. Eigentlich will ich gerade nur noch in mein Bett.

„Der Typ hat mir ein Messer in den Bauch gerammt, aber das geht mittlerweile. Die Wunde hat sich schon wieder fast komplett geschlossen. Aber ich hatte danach so einen Hunger, deswegen habe ich mir etwas von seinem Blut gegönnt. Ich glaube der kommt nicht so schnell wieder." Leicht schmunzelnd halte ich mich etwas an Seungmin fest, welcher mich hingegen nicht ganz so begeistert von der Seite aus ansieht.

„Das erklärt aber die Wunde in deinem Gesicht nicht und warum du so aussiehst, wie du gerade aussiehst." Und ich hatte schon gehofft, dass er nicht weiter nachfragen würde. Gleich muss ich mir wahrscheinlich eine Standpauke von ihm und von Chan anhören. „Die Wunde habe ich mir selber hinzugefügt, damit Jeongin nichts ahnt. Es ist von dem Messer, dass Chan jedem von uns gegeben hat. Aber warum ich auf einmal so erschöpft bin, dass kann ich mir selber nicht erklären. Mir ist nur auf einmal schwindelig geworden, als ich bei Jeongin in der Wohnung war."

„Ich hoffe dir ist bewusst, wie gefährlich das ist. Wenn die Wunde nicht richtig versorgt wird oder Dreck dort hineingelangt, wird es sich entzünden und das schwächt dann deinen ganzen Körper." Das weiß ich doch selber alles, aber was sollte ich denn machen? Ich hatte in dem Moment keine andere Wahl. „Meinst du deswegen geht es mir gerade nicht so gut?"

„Ich bezweifle es. So schnell geht das nicht. Ich glaube eher, dass das etwas mit Jeongin zutun hat. Irgendwas ist komisch an diesem Jungen."

Fortsetzung folgt...

***
Ob Seungmin recht mit seiner Vermutung hat?

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Where stories live. Discover now