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„Verdammte Scheiße."
Jahr 2018, Februar - Korea

„Möchtest du es einmal ausprobieren?" Schmunzelnd warte ich auf seine Reaktion, doch sie fällt anders aus, als ich es erwartet habe. Wieso denkt er solange darüber nach? Möchte er mich etwa wirklich-?

Hyunjin PoV:

„Was guckst du jetzt so? Das war doch nur-" Mit einen mal überwindet Jeongin den Abstand zwischen uns, woraufhin seine Lippen direkt auf meinen landen. Sichtlich überrascht verharre ich in meiner Position und spüre, wie mein Herz fest gegen meine Brust schlägt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er das wirklich macht. Aber ist es falsch, wenn ich den Kuss jetzt erwidern würde?

Ohne weiter darüber nachzudenken schließe ich allmählich meine Augen und bewege meine Lippen anfangs noch etwas unbeholfen gegen seine. Ich kann nichts dafür, aber es fühlt sich wirklich gut an. Meine Fingerspitzen kribbeln und mir wird mit einem Mal so warm. So etwas habe ich noch nie gespürt, nicht auf diese Art und Weise. Ich muss aufpassen, dass meine Augen nicht gleich ihre Farbe wechseln.

Doch plötzlich lässt uns ein lauter Knall, welcher über die Lautsprecher ertönt, erschrocken zurückzucken. Und da ist sie wieder, die Realität. Was habe ich da gerade getan? Oder wohl eher, was haben wir da gerade getan? Was in aller Welt hat das zu bedeuten?

Als auch Jeongin mich nur mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck ansieht, weiche ich leise räuspernd von ihm zurück und wende meinen Blick wieder der Leinwand zu. Mein Herz schlägt immer noch so verdammt schnell. Ich Idiot kann doch nicht einfach für jeden Chiyu, der mir über den Weg läuft, Gefühle entwickeln. Das funktioniert so nicht.

Etwas benommen stütze ich meinen Kopf auf meiner Hand ab und versuche tief durchzuatmen. Wieso wird mir jetzt auf einmal wieder so schwindelig? Liegt es an der Aufregung? „Ich komme gleich wieder." Ich kann noch spüren, wie Jeongin's Hand über meinen Arm gleitet und anscheinend versucht nach mir zu greifen, doch meine Sicht verschwimmt schon wieder direkt vor meinen Augen.

„Lass mich bitte." Hastig drücke ich ihn von mir fort und flüchte so schnell es geht aus dem Kinosaal, wobei ich die Tür vor mir aufstoße und sichtlich benebelt auf den Gang hinaus stolpere. Ich muss meine Gedanken erst einmal sortieren und runterkommen. Jeongin ist dabei mit seiner, im wahrsten Sinne des Wortes, umwerfenden Wirkung auf mich nicht gerade sonderlich hilfreich.

„Verdammte Scheiße." Leise fluchend lasse ich mich im Treppenhaus auf eine der Stufen nieder und lehne mich dort gegen die Wand. Ich habe nur eine Aufgabe und die ist es Jeongin zu beschützen. Die Anweisung dabei lautete ihn nicht zu nah an mich heranzulassen und was mache ich? Ich Idiot fange an mich in ihn zu verlieben. Das ist das genaue Gegenteil.

Es reicht doch schon, dass Felix meine Gefühle nicht erwidern konnte und was soll ich machen, wenn Jeongin etwas passiert? Das halte ich nicht aus. Es wäre vielleicht doch besser, wenn ich Seungmin diese Aufgabe überlassen würde. Aber dann wären meine ganzen Mühen völlig umsonst gewesen. Das möchte ich auch nicht. Und dazu verbringe ich trotz allem gerne Zeit mit Jeongin. Wie ich es auch drehe und wende, es ist wie verflucht.

Wenn Jeongin mich nicht auf den Kuss anspricht, sollte ich wohl besser so tun, als wäre es nie passiert. Wir könnten sowieso keine Beziehung führen. Wie auch? Ich lüge ihn seit dem ersten Tag an, was die Tatsache angeht, wer ich wirklich bin. So jemand wie ich hat vermutlich den Rest seiner Familie auf dem gewissen. Wenn er also erfahren würde, was ich bin, dann würde er mich ganz sicher nicht mehr mögen.

Als ich mich schließlich nach ein paar Minuten einigermaßen wieder beruhigt habe, erhebe ich mich langsam von den Stufen und mache mich auf den Weg zurück zum Kinosaal. Ich werde einfach vor der Tür auf ihn warten. Aber am liebsten würde ich mich gerade vollkommen zurückziehen, doch ich habe immer noch eine Aufgabe. Deswegen sollte ich mich von nun an auch professionell verhalten.

Doch nachdem der Film zu Ende ist und die ersten Leute den Saal verlassen, fehlt von Jeongin jede Spur. Als er sich auch nach weiteren fünf Minuten nicht blicken lässt, laufe ich schließlich in den Saal hinein und lasse meinen Blick suchend durch den Raum wandern. Er ist nicht hier. Vielleicht wartet er draußen auf mich. Leider stellt sich dies wenig später auch als Irrtum heraus. Wo ist er nur?

Etwas verzweifelt laufe ich die Straße in Richtung seines Zuhauses entlang, bevor ich unauffällig in eine der Seitengassen verschwinde. Ich habe ihn doch nur ein paar Minuten aus den Augen gelassen. Kurzerhand klettere ich an der nächst besten Stelle auf eines der Dächer hinauf und lasse meinen Blick durch die Gegend wandern. Es ist mittlerweile schon komplett dunkel geworden und es ist nicht gut, dass Jeongin um diese Zeit alleine unterwegs ist. Ich muss ihn so schnell es geht finden.

Ohne weiter zu zögern laufe ich schließlich los und suche nacheinander die Straßen nach ihm ab. Er kann noch nicht so weit gekommen sein. Warum haut er auch einfach ab? Habe ich seine Gefühle vielleicht irgendwie verletzt? Das war nicht meine Absicht. „Da bist du ja endlich." Leise flüsternd komme ich nach einer Weile auf einem der Dächer zum stehen und beobachte den Jungen dabei, wie er mit gesenktem Kopf am Straßenrand entlang geht. Ich sollte wohl besser auf Abstand bleiben.

Ihn nach einem Kuss zu fragen war eine dämliche Idee von mir, aber ich dachte auch nicht, dass er es so einfach annehmen würde. Ich wollte ihn bloß ein bisschen ärgern, was jedoch offensichtlich nach hinten losgegangen ist. Wäre ich doch nur ausgewichen oder hätte ihn weggedrückt. Aber nein, ich Idiot habe den Kuss auch noch erwidert und jetzt haben wir den Mist.

Ich kann nur hoffen, dass er keine ernsthaften Gefühl für mich entwickelt hat, sonst könnte es in Zukunft ziemlich kompliziert werden.

Fortsetzung folgt...

***
Wenn Hyunjin nur wüsste, was bald auf ihn zukommt~

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα