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Zwiespalt
Jahr 2018, Februar - Korea

Er scheint mir zwar nicht mehr zu vertrauen, aber vielleicht glaubt er mir, wenn ich ihm die Kette zurückbringe. Ich möchte ihn einfach nur beschützen.

Jeongin PoV:

Auf einmal reißt mich ein leises Klopfen aus dem Schlaf, weshalb ich erschrocken zusammenzucke und dabei etwas verwirrt zu meiner Fensterscheibe hinüber sehe. Ist das Hyunjin? Wie hat er geschafft zu meinem Fenster hinaufzuklettern? Was eine dumme Frage. Er ist ja kein Mensch. Aber was will er hier? Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts mehr von ihm wissen möchte. Und wenn er mir gerade etwas antun wollen würde, könnte er die Scheibe auch einfach einschlagen.

Nach einem Moment des Zögerns, erhebe ich mich schließlich von meinem Bett und gehe langsam zu ihm hinüber. Er wirkt irgendwie komisch auf mich. Fast so, als würde er gleich wieder zusammenbrechen. Aber das hat er mir sicher nur vorgespielt. Noch einmal falle ich nicht darauf herein.

„Was willst du hier?" Skeptisch öffne ich das Fenster einen kleinen Spalt, wobei Hyunjin jedoch mit einem völlig leeren Blick an mir vorbei sieht. „Hey!" Ich will gerade das Fenster wieder vor seiner Nase schließen, als der ältere auf einmal droht nach hinten zu kippen, weshalb ich aus Reflex panisch nach ihm greife und ihn in mein Zimmer hineinziehe.

Ohne ihn richtig halten zu können, stolpere ich mit ihm zurück in mein Zimmer, bevor wir gemeinsam zu Boden fallen. „Hyunjin, hey!" Etwas in Panik rüttle ich grob an seiner Schulter, doch er bleibt vollkommen regungslos auf mir lieben. Das kann er mir doch unmöglich vorspielen. Mit ihm stimmt wirklich etwas nicht.

Sichtlich überfordert mit der Lage drücke ich ihn kurzerhand von mir hinunter und richte mich neben ihm vom Boden auf. „Hier nach schuldest du mir etwas. Hörst du mich?" Zögerlich hebe ich den Jungen schließlich hoch und schmeiße ihn mühevoll auf mein Bett. Ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt wirklich mache.

„Ich vertraue dir trotzdem nicht, Idiot." Mürrisch gehe ich zu meinem Schrank hinüber und öffne diesen, bevor ich wenig später fündig werde. Mit einem Seil, welches eigentlich zum Seilspringen gedacht ist, in der Hand hocke ich mich zu ihm ins Bett und drehe ihn behutsam auf den Bauch. Ich kann nicht riskieren, dass er gleich doch über mich herfällt.

„Es tut mir schon fast leid." Mit bedacht ihn nicht zu verletzen ziehe ich vorsichtig seine Hände hinunter seinen Rücken, als mir auf einmal etwas glänzendes in seiner Hand auffällt. Was ist das? Das ist doch nicht etwa? Überrascht ziehe ich ihm langsam die Kette aus der geschlossenen Hand, weshalb ich für einen Moment innehalte. Wieso hat er sie für mich zurückgeholt?

„Wer zur Hölle bist du? Und was willst du von mir?" Leise murmelnd wickle ich kurz darauf das Seil um seine Handgelenke und knote diese fest zusammen. Ich hoffe das hält ihn aus. Ich weiß nicht wie viel Kraft er in Wirklichkeit hat, aber er ist definitiv stärker als ein normaler Mensch.

Mit meiner Kette in der Hand entferne ich mich wieder von ihm und sehe verunsichert zu ihm hinüber. Es ist nur ein Schmuckstück und für ihn war es sicher eine Leichtigkeit es zurückzubekommen. Ich sollte ihm deswegen nicht gleich mein Vertrauen schenken. Wenn er aufwacht, muss er mir erst einmal alles erklären.

So viel zu dem Thema, dass ich kein Wort mehr von ihm wissen wollte. Aber ich muss zugeben, dass sein Verhalten irgendwie eigenartig ist. Er wirkt nicht wie jemand, der mir wehtun möchte. Er hat auch das letzte Mal irgendwas davon gefaselt, dass er mich beschützen möchte. Aber inwiefern sollte das Sinn machen? Er hat mir mit seinen Taten bewiesen, dass er nur an mein Blut will. Warum sonst hätte er so an meiner Hand festgehalten?

„Du hast besser eine gute Erklärung für das alles, wenn du aufwachst." Leise murmelnd lasse mich zögerlich auf der Bettkante neben ihm nieder und mustere ihn dabei weiter schweigsam. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er eines dieser Monster ist. Er wirkte so nett auf mich. Ich dachte wirklich er interessiert sich für mich als Person und nicht für das, was in meinen Adern fließt. Wie sehr ich mich doch in ihm getäuscht habe.

Und so sehr ich es auch versuche es zu unterdrücken, die Gefühle, welche ich für ihn entwickelt habe, wollen einfach nicht verschwinden. Irgendein dummer Teil von mir hofft immer noch, dass er vielleicht nicht so ist wie die anderen. Aber ist das überhaupt möglich? Was wenn er die Kontrolle verliert? Ich sollte mich einfach von ihm fern halten.

Mit bedacht ihn nicht zu wecken lege ich behutsam meine Hand auf seine Wange. Er fühlt sich ganz normal an und er schafft es auch in dieser Situation noch, mein Herz zum schlagen zu bringen.

Fortsetzung folgt...

***
Jeongin hält sich selber am meisten davon ab Hyunjin zu vertrauen XD

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt