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„Lass mich in Ruhe!"
Jahr 2018, Februar - Korea

„Bist du so dumm oder tust du nur so? Guck ihn dir doch mal an. Was glaubst du, wieso er so stark ist, hm? Ein normaler Mensch mit seinem Körperbau wäre zu sowas nicht in der Lage. Und was auch immer er ist, es macht mir Angst."

Hyunjin PoV:

Mit vor schmerzen verzerrtem Gesicht lasse ich mich auf der Schulmauer nieder, wobei mein Blick suchend durch die Menge wandert. Ich hoffe Jeongin ist in den letzten drei Tagen nichts passiert. So sehr ich auch wollte, aber nach dem Kampf, den wir gegen die Mitglieder von Changbin's Familie geführt haben, konnte ich mich kaum bewegen. Und obwohl unsere Verletzungen schneller heilen, habe ich immer noch unglaubliche Schmerzen. Aber es ist mittlerweile so erträglich, dass ich endlich nach Jeongin sehen kann.

Doch als ich Jeongin schließlich in der Menschenmenge entdecke, bleibt mein Herz für einen Moment stehen. Ich war doch nur für ein paar Tage weg und schon haben sie ihn so zugerichtet. Sein rechtes Auge ist ganz blau und geschwollen, dazu kommt die aufgeplatzte Lippe und ich will gar nicht wissen, wie er unter seiner Schuluniform aussieht. Das muss fürchterlich wehgetan haben.

„Jeongin ist alles in Ordnung mit dir? Was ist passiert?" Gerade als der jüngere an mir vorbeigeht, springe ich von der Schulmauer hinunter und verziehe dabei das Gesicht. Mein Bauch. „Hey. Ich rede mit dir." Kurzerhand greife vorsichtig nach seinem Arm, woraufhin er sich jedoch sofort von mir losreißt. Sein Blick, er ist ganz kalt.

„Das könnte ich dich genauso fragen." Erwidert er murrend, wobei er auffällig an mir hinunter sieht. Ich kann verstehen, wenn er sauer auf mich ist und ich wünschte ich könnte ihm erklären, warum ich ihn im Stich lassen musste, aber das geht nicht. Dann müsste ich ihm alles erzählen und dafür ist es immer noch zu früh. „Lass uns bitte in Ruhe reden."

„Ich möchte aber nicht mit dir reden. Lass mich einfach in Ruhe. Ich will dich nie wieder sehen." Kurzerhand dreht der schwarzhaarige mir den Rücken zu und verlässt ohne ein weiteres Wort das Schulgelände, weshalb ich ihm schnell hinterher laufe. „Jeongin bitte." „Nein. Hör auf mir zu folgen."

„Es tut mir leid. Das musst du mir glauben. Es ist etwas wichtiges dazwischen gekommen." Sichtlich überfordert mit der Lage greife ich erneut nach seinem Arm und versuche ihn an mich heranzuziehen, woraufhin er mit einem Mal in einer Unterführung zum stehen kommt.

„Ich habe gesagt, du sollst mich gefälligst in Ruhe lassen!" Schreit er mich lautstark an, weshalb ich ihn kurz erschrocken ansehe. So sauer habe ich ihn noch nie erlebt. Ich kann seinen beschleunigten Herzschlag klar und deutlich hören. Wieso kann ich seinen Herzschlag hören? Verdammt.

Jetzt wo ich darauf achte, kann ich auch den leichten Geruch von seinem Blut wahrnehmen. Aber wieso? Was ist anders als sonst? Es ist wie bei dem einem Mal, als er aus der Dusche gekommen ist. Etwas verwirrt mustere ich mein gegenüber, bevor mir schließlich eine rote Linie in seinem Nacken auffällt. „Wo ist deine Kette?"

„Fass mich nicht an! Geh weg!" Gerade als ich meine Hand nach seinem Hals ausstrecken möchte, schlägt er sie mit einem kräftigen Schlag zur Seite. Das tat verdammt weh, vor allem wegen den Verletzungen die ich noch von dem Kampf habe. Dennoch lasse ich mir nichts weiter anmerken. „Beruhig dich doch bitte."

„Ich soll mich beruhigen? Du hast mich die ganze Zeit über angelogen!" Erwidert er lautstark, weshalb ich ihm irritiert in die Augen sehe. „Was meinst du?" Er kann es nicht wissen. Woher auch? Seungmin und ich waren die ganze Zeit so vorsichtig.

„Tu' nicht so scheinheilig. Wenn du nicht weißt was ich meine, werde ich es dir eben zeigen." Auf einmal hebt Jeongin eine große Glasscherbe vom Boden auf und schneidet mit dieser ohne zu zögern über seine Handfläche. „Riecht das lecker, hm? Du wirst es aber nicht bekommen. Nicht von mir."

Ohne etwas zu sagen stolpere ich schnell von ihm zurück, als mir bereits der süße Duft von seinem Blut in die Nase steigt. Ich muss ruhig bleiben. Bei Felix hatte ich das auch unter Kontrolle. Aber ich kann es nicht so weiter bluten lassen. Es würde andere Vampire anlocken.

„Du bist wirklich lebensmüde." Kurz entschlossen gehe ich wieder einen Schritt auf ihn zu, weshalb er verängstigt von mir zurückweicht. Ich mag es nicht, dass er mich so ansieht, aber ich kann ihn verstehen. „Es tut mir leid. Ich mag dich wirklich gerne Jeongin, dass musst du mir glauben."

„Ich mag dich aber nicht. Ich mochte nur die Vorstellung, die ich von dir hatte. Es ist mir ein Rätsel wie ich so blind sein konnte." Mit leichten Tränen in den Augen wendet er seinen Blick langsam von mir ab, weshalb ich für einen Moment zögere. Chan hatte von Anfang an recht. Ich hätte Jeongin nicht so nah an mich heran lassen sollen. Dann täte es jetzt auch nicht so weh.

„Meine Aufgabe ist es dich zu beschützen. Der Rest ist irrelevant." Mit bedacht ihn nicht mehr zu verletzen, als es notwendig ist, greife ich bestimmend nach seinem Handgelenk und nehme die Wunde an seiner Hand vorsichtig in den Mund. Meinetwegen soll er mich so viel schlagen, wie er möchte. Ich werde dennoch nicht zulassen, dass ihm etwas passiert.

„Lass mich los!" Während ich behutsam die Wunde reinige, sehe ich langsam mit leuchtenden Augen zu Jeongin hinauf. Ich werde ihn beschützen.

Fortsetzung folgt...

***
Da hat Hyunjin wohl den richtigen Augenblick verpasst :/

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Where stories live. Discover now