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„Fuck!"
Jahr 2018, Februar - Korea

Mit bedacht ihn nicht zu wecken lege ich behutsam meine Hand auf seine Wange. Er fühlt sich ganz normal an und er schafft es auch in dieser Situation noch, mein Herz zum schlagen zu bringen.

Hyunjin PoV:

Leise murrend öffne ich allmählich meine Augen und versuche mich irgendwie zu orientieren. Ich kenne diesen Geruch, er ist mir sehr vertraut, aber ich kann ihn nicht richtig zuordnen. Dafür tut mir mein Kopf noch viel zu sehr weh. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich auf dem Weg zu jemandem war und da war diese Kette. Genau, die Kette. Jetzt erinnere ich mich wieder. Jeongin, das ist es. Es ist Jeongin's Geruch der mir so vertraut vorkommt. Aber wo ist er?

Immer noch etwas irritiert versuche ich mich in dem Bett aufzurichten, doch ein leichter Widerstand an meinen Händen hält mich zurück. Hat er ernsthaft meine Hände hinter meinem Rücken zusammengebunden? Ihm scheint wohl nicht bewusst zu sein, dass das kein großes Hindernis für mich ist.

Mit bedacht keine Aufmerksamkeit zu erregen, drehe ich mich langsam auf den Bauch und anschließend auf die andere Seite. Da ist er ja. Er liegt mit etwas Abstand neben mir auf dem Bett und hat mir dabei den Rücken zugewandt. Ich weiß nicht so recht, ob er wirklich Angst vor mir hat oder ob er nur auf Nummer sicher gehen will.

„Ich habe Hunger..." Leise murmelnd rutsche ich zögerlich an den jüngeren heran und vergrabe meine Gesicht vorsichtig in seinem Nacken. Er riecht so gut. Ich meine nicht sein Blut, sondern einfach sein Geruch. Er hat irgendwie etwas beruhigendes an sich.

„Aber dir könnte ich niemals etwas antun." Mit einem seufzen schließe ich allmählich meine Augen und versuche den ruhigen Moment zu genießen. Wer weiß, vielleicht ist es das letzte mal, dass ich ihm so nahe kommen kann. Es ist wahrscheinlich auch besser so. Ich habe sein Vertrauen zu sehr missbraucht, weil ich mich nicht getraut habe ihm die Wahrheit zusagen.

Er hätte früher oder später sowieso erfahren wer ich bin. Nur hätte ich mir gewünscht, dass er es auf eine andere Art und Weise herausgefunden hätte. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich es ihm einfach erzählt hätte. Es ist nun einmal ein Teil von mir. So sehr ich es manchmal auch vermisse wie ein normaler Mensch zu sein, ich bin es nun einmal nicht mehr. Nur mein Herz ist menschlich geblieben, zumindest glaube ich das. Andernfalls würde es gerade nicht so fest gegen meine Brust schlagen oder?

„Fuck!" Auf einmal schlägt Jeongin mir erschrocken mit dem Ellbogen in den Bauch und rollt sich neben mir vom Bett hinunter, während ich mich vor schmerzen zusammenkrümme. Er hat genau die Stelle getroffen, an welcher die blauen Flecken vom Kampf noch present sind, aber das hab ich wohl auch verdient.

„Oh verdammt, geht's?" Sichtlich verunsichert sieht er aus etwas Entfernung zu mir hinüber, wobei ich mit einem schmerzerfüllten Blick zurücksehe. „Es geht gleich wieder..." Er hat angst vor mir, dass kann ich riechen. Aber wieso hat er dann seine Kette nicht wieder umgelegt? Weiß er nicht, dass sie ihn eigentlich schützt?

„Mach dir die Kette um." Leise murrend drehe ich mich allmählich auf den Rücken, als die Schmerzen in meinem Bauch langsam nachlassen. „Ich will nicht. Sie ist voller Blut." „Dann mach sie sauber." Ist das sein Ernst? Ich habe ja niemanden dafür umgebracht. Nur ein bisschen verprügelt. Und das wäre nicht passiert, wenn sie ihre Finger von ihm gelassen hätten. „Warum willst du so unbedingt, dass ich sie wieder umlege?"

„Wenn du nicht willst, dass dir irgendwas passiert, mach sie um. Ich kann riechen, dass du Angst vor mir hast." Erwidere ich, während ich mich langsam aufrichte. Der Schlag von vorhin hat echt gesessen. „Was hat das mit der Kette zutun?" „Du weißt es also wirklich nicht. Sie bedeckt deinen Geruch und sie ist auch der Grund für meine Anfälle. Sie ist dafür da, um dich zu schützen."

„Warum sollte ich dir glauben? Du hast mich oft genug belogen." Mit zusammengebissenen Zähnen sieht er mir weiter in die Augen, weshalb ich ein kurzes seufzen von mir gebe. Ich mag es nicht, wenn er mir gegenüber so misstrauisch ist. „Du musst mir nicht glauben, aber ich will nicht, dass dir etwas passiert." Es würde nichts bringen, wenn ich ihm jetzt davon erzählen würde, wie sehr es mir leid tut. Ich würde gerne die Zeit noch einmal zurückdrehen und gewisse Dinge ändern, aber das geht leider nicht.

„Du versuchst doch nur mich schon wieder reinzulegen. Noch einmal falle ich nicht darauf rein." Ich wollte ihn nicht reinlegen, ich habe ihm nur nicht die ganze Wahrheit über mich erzählt. Aber vermutlich läuft es auf das gleiche hinaus. „An meinem Bein, unter der Hose, ist ein kleines Messer versteckt. Nimm es." Wenn er mir nicht vertrauen kann, gebe ich ihm eben etwas, das für mich Gefahr bedeutet, aber für ihn Sicherheit. „Wehe du verarschst mich wieder."

„Jetzt kratz mich mit deinen Fingernägeln." Nachdem er das kleine Messer aus seiner Halterung entfernt hat, drehe ich mich ihm mühsam den Rücken zu und halte ihm meine immer noch gefesselten Hände entgegen. „Was? Nein, wieso sollte ich das machen?" „Mach es." Er hält mich für ein Monster und das bin ich vielleicht auch. Aber ich zeige ihm meine Schwächen. Dann liegt es an ihm, was er daraus macht.

„Ich will dir nicht wehtun." „Los, mach es." Nach einem Augenblick der Stelle, spüre ich schließlich seine Hand an meinem Arm, ehe er zögerlich über meine Haut kratzt. Er ist so sanft dabei, das es noch nicht einmal wehtut. „Es verschwindet..." Leise murmelnd streicht er wiederholt über die Stelle, an welcher er mich zuvor gekratzt hat, weshalb ich leicht lächeln muss. Er scheint wirklich nicht viel über uns zu wissen.

„Jetzt nimm das Messer, aber sei vorsichtig. Die Wunde wird nicht so schnell verheilen."

Fortsetzung folgt...

***
Ob das helfen wird sein Vertrauen zurück zu erlangen?

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon