I51I

460 48 6
                                    

Wiedersehen
Jahr 2018, April - Korea

„Ich will ihn einfach wieder zurückhaben." Leise schluchzend lässt er auf einmal seinen Kopf auf meinen Schoß fallen, wobei ich ihn weiter fest in den Armen halte. Es tut so wahnsinnig weh, ihn so leiden zu sehen.

Hyunjin PoV:

„Gut, dein Zustand ist inzwischen stabil und deine Blutwerte sind den Umständen entsprechend auch in Ordnung. Wenn du möchtest kann ich dich jetzt zu Jeongin bringen." „Na endlich." Die vergangenen Minuten kamen mir schon vor wie eine Ewigkeit. Changbin wollte mir ja nicht glauben, dass es mir gut genug geht. Und nur weil meine Blutwerte eben noch ein bisschen daneben lagen, musste ich noch eine weitere Stunde warten.

„Es wird nicht leicht für dich, ihn in diesem Zustand zu sehen, aber du musst unbedingt Ruhe bewahren", erwidert Changbin mit einem erwartungsvollem Gesichtsausdruck, weswegen ich innerlich leicht die Augen verdrehe. „Ich hab's verstanden." Er wiederholt sich ständig und tut so, als wäre ich ein kleines Kind, das nichts versteht. Ich weiß ungefähr was auf mich zukommen wird. Schließlich war ich auch dabei, also Jisung sich verwandelt hat.

„Dann halt jetzt still." Ohne mir eine Vorwarnung zu geben, greift er auf einmal mit seinem Arm unter meine Beine, weswegen ich mich erschrocken im Bett aufrichte. „Hey, ich kann selber laufen!" Ich habe es zwar noch nicht ausprobiert, aber bis in das Zimmer nebenan schaffe ich es schon alleine. Und selbst wenn nicht, schleife ich mich lieber selber über den Boden, als von Changbin getragen zu werden. „Nein, kannst du nicht und den Rollstuhl hat zur Zeit Seungmin." „Seungmin? Was ist denn mit ihm? Er war doch gar nicht an dem Kampf beteiligt oder erinnere ich mich falsch?"

„Nun ja, nachdem meine Mutter auf dich und Jeongin geschossen hat, war ihr nächstes Ziel Chan. Doch Seungmin hat sich noch rechtzeitig von dem Dach zu ihr hinunter teleportiert und sie mit einem gezielten Stich in den Hals ausgeschaltet." „Er hat was? Aber das Siegel", frage ich geschockt nach, woraufhin Changbin mich nun einfach hochhebt. „Das Siegel ist der Grund, warum es ihm im Moment so schlecht geht. Wäre es bei der Aktion nicht zur Hälfte gebrochen, hätte das alles noch viel schlimmer ausgehen können." „Er hat das Siegel gebrochen?"

„Nur zu einem Teil. Wir wissen auch nicht, wie er das geschafft hat." „Chan." Also mir ist es nicht wirklich ein Rätsel. Wenn es wirklich so gewesen ist, wie Changbin es erzählt hat, dann ist die Antwort ziemlich eindeutig. „Was ist mit Chan?" „Er wollte Chan beschützen. Mit genügend Willenskraft ist vieles möglich." Es wundert mich nicht, dass Changbin es nicht selber bemerkt hat. Er hat eben immer noch eine Menge zu lernen.

„Meinst du das alleine würde reichen? Er hat doch über die Jahre schon so vieles ausprobiert und nichts davon hat auch nur ansatzweise etwas ausgerichtet." So wie er mich gerade ansieht, hat er immer noch nicht verstanden, was ich ihm eigentlich sagen wollte. Wie kann man nur so sehr auf dem Schlauch stehen? Ich muss ihm wohl noch ein wenig auf die Sprünge helfen. „Als du dir die Vergiftung eingefangen hast, hast du Felix auch erst in Sicherheit gebracht, bevor du schließlich das Bewusstsein verloren hast. Das war auch ein Ding der Unmöglichkeit."

„Das ist doch etwas ganz anderes. Ich habe es vielleicht nicht verstanden, aber Felix war mir schon damals- warte. Willst du mir sagen das Seungmin?" „Jap", erwidere ich schief grinsend, wobei er mich mit großen Augen überrascht ansieht. „Ouh." Jetzt hat selbst er es verstanden. Er ist wirklich schwer von Begriff. Wie hat Felix das nur die ganze Zeit ausgehalten?

„Ich glaube aber, Chan hat seinen Kopf so voll mit anderen Sachen, dass er es vermutlich selber noch nicht richtig bemerkt hat." Es war schon ein wenig amüsant mit anzusehen wie Seungmin sich in seiner Gegenwart verhalten hat. Bis auf mir ist das nur glaube ich niemanden aufgefallen. Dabei war es eigentlich schon ziemlich offensichtlich. „Du tust so, als wäre das so einfach. Bei dir und Jeongin lief es auch alles andere als gut."

„Weil er Angst vor mir hatte..." Es war so ähnlich wie bei ihm und Felix, als er herausgefunden hat, welcher Blutlinie Changbin angehört. Wie soll man auch jemanden vertrauen, der einem die Familie genommen hat. Und dann hat er es auch noch aus dritter Hand erfahren. Vielleicht wäre alles besser gelaufen, wenn ich schon viel früher ehrlich zu ihm gewesen wäre. Vielleicht hätte dieses Disaster nie stattgefunden.

„Wir sind da." Ohne weiter auf das Thema einzugehen, öffnet Changbin vorsichtig die Tür vor uns, wobei ich unsicher in das Zimmer hineinsehe. „Jeongin..." Da liegt er. Mit Tränen in den Augen lasse ich mich langsam von Changbin an sein Bett herantragen und strecke zögerlich meine zitternde Hand nach ihm aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass er lediglich friedlich schläft.

„Du kannst dich zu ihm legen, aber pass auf seinen Körper nicht zu sehr zu bewegen." Leise flüsternd lässt Changbin mich langsam auf den freien Platz neben Jeongin nieder, wobei ich meinen Blick nicht von diesem abwenden kann. Endlich kann ich wieder bei ihm sein. Ich wünschte nur, er würde wenigstens seine Augen öffnen.

„Es tut mir so leid..." Mit einem dicken Knoten im Hals rutsche ich vorsichtig näher an ihn heran und gebe ihm einen leichten Kuss auf die Wange, bevor ich meinen Kopf neben ihm ins Kissen sinken lasse. Wo wäre er heute, wenn wir uns nicht getroffen hätten? Wie würde es ihm jetzt gehen? Hätte ihm seine Kette genug Schutz geboten? War meine Art ihn zu beschützen der Grund warum er jetzt immer noch in Gefahr schwebt? Was auch immer es ist, es lässt sich nicht mehr ändern.

„Werd bitte wieder gesund." Ich könnte nicht damit leben, ihn zu verlieren. Nicht nach all dem, was wir bereits durchmachen mussten.

Fortsetzung folgt...

***
Ich war mal wieder zu fokussiert an einer anderen Story zu schreiben :')

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Where stories live. Discover now