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Letzte Atemzüge
Jahr 2018, April - Korea

„Das wird nicht passieren", erwidere ich und will gerade zur Gegenwehr ausholen, als mir der andere plötzlich ein scharfes Messer an die Kehle drückt. „Ich würde mir an deiner Stelle lieber gut überlegen, was du tust."

Felix PoV:

Verdammt. Was mache ich denn jetzt? Nach der Vergiftung hat Changbin sich noch nicht vollkommen regeneriert. Er hat alleine keine Chance gegen seinen Vater. Und die Anderen sind mit ihren Kräften ebenfalls am Ende. Wenn die Verstärkung nicht bald eintrifft, werden wir diesen Kampf verlieren. „Lasst mich gefälligst los." Leise knurrend versuche ich mich vergebens aus ihrem Griff zu befreien, wobei sich das Metal der Klinge langsam in meine Haut hinein brennt. Es tut fürchterlich weh, aber es ist kein Vergleich  zu dem, was Changbin gerade spüren muss.

Sein Vater gibt ihm nicht einmal mehr die Möglichkeit, sich vom Boden zu erheben. Kaum versucht Changbin sich aufzurichten, tritt er ihm den Halt unter den Füßen weg. „Ihr werdet dafür bezahlen." Mit Tränen in den Augen balle ich meine Hände zu Fäusten zusammen und spüre wie sich langsam eine unglaubliche Wut in mir aufbaut. Ich sollte mich nicht von meinen Gefühlen beherrschen lassen, aber ich kann nicht länger dabei zusehen.

„Ugh-" Mit einer kurzen Bewegung befördert Changbin's Vater seinen Sohn erneut zu Boden und übt daraufhin mit seinem Fuß lachend Druck auf dessen Kehle aus. „Na, wie fühlt es sich an? Bereust du deine Entscheidungen? Du hattest so viele Möglichkeiten und hast dich ausgerechnet für diese Schwächlinge entschieden." „Nein, weil-" Er schnappt kurz nach Luft. „Wir zusammen stark sind." Während sich Changbin's Hände fest an das Bein seines Vater klammern, wandert sein Blick allmählich in meine Richtung und an mir vorbei. Ist dahinten etwas? „So ein Schwachsinn. Sieh sie dir doch an!"

„Ahh!" Wie aus dem Nichts gibt einer der Männer neben mir auf einmal einen lauten Schrei von sich und sein Griff löst sich von meinem Arm. Ein Pfeil? „Verdammt, wo kam das ugh!" Doch noch bevor ich die Gelegenheit habe zu realisieren, was da gerade passiert, geht auch der andere neben mir zu Boden. Ich nehme mal an, das sind keine gewöhnlichen Pfeile. Aber von wem kamen sie? Von uns beherrscht niemand das Bogenschießen. „Los Felix! Lass die Wut raus!", ruft auf einmal jemand aus der Ferne, weswegen ich meinen Blick suchend durch das große Tor hinaus wandern lasse. Ist das Jisung? Und wer ist diese Frau bei ihm?

„Felix, du schaffst das", meldet sich nun auch Chan wieder zu Wort, welcher mit letzter Kraft seinen Gegner von sich stößt, bevor dieser ebenfalls von einem Pfeil durchbohrt wird. Sie haben recht. Es ist wie bei meinem Training, nur kann ich dieses Mal das Monster in mir endlich rauslassen. Ein Verlangen, welches ich schon sehr lange versuche zu unterdrücken.

Ohne weiter zu zögern, renne ich schließlich auf Changbin's Vater zu, welcher jedoch auf einmal von uns zurückweicht. Bekommt er jetzt etwa doch Angst? „Es war eine ganz schlechte Idee, uns zu provozieren." Laut knurrend lasse ich meine Augen erneut aufleuchten und zeige unseren Gegner mahnend meine Zähne. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Ich spüre wie die Wut in mir Überhand ergreift und ich allmählich das Gefühl für meinen Körper verliere. Von nun an kann ich für nichts mehr garantieren, aber ich vertraue darauf, dass Changbin mich rechtzeitig wieder zurückholt. Ich will nichts tun, was einen meiner Freunde verletzen könnte.

Felix, ich glaube an dich.

Changbin PoV:

Nachdem mein Vater endlich von mir abgelassen hat, raffe ich mich mühevoll vom Boden auf und sehe mit einem unwohlen Gefühl zu Felix hinüber. Ich kann förmlich spüren, wie die Wut in ihm aufkocht. Der sonst so sanfte Junge ist verschwunden. Es ist wirklich erstaunlich, dass er solange die Kontrolle darüber behalten konnte. Sein Zustand beim letzten Mal ist nichts gegen das, was gerade in ihm vorgeht. Seine Kraft scheint sich gerade vollkommen zu entfalten. Und ich weiß, wie sehr er sich selber dafür hasst, aber gerade ist das einzige, was ich für ihn tun kann, an ihn zu glauben. Er muss spüren, dass ich ihn damit nicht im Stich lasse.

„Changbin, ist alles in Ordnung?" Sichtlich angeschlagen kommt Chan schließlich zu mir hinüber gelaufen und greift mir stützend unter die Arme, woraufhin ich kurz nicke. „Wir müssen auf Felix aufpassen. Er hat sich nicht mehr-" Doch noch bevor ich meinen Satz zu Ende führen kann, stürzt er sich auch schon auf meinen Vater. Dieser hingegen versucht Felix auszuweichen und holt ein scharfes Messer aus seiner Tasche heraus. Damit wird er jedoch keine Chance gegen Felix haben. Ob ihm wohl überhaupt bewusst ist, auf wen er sich da einlässt? Felix ist kein gewöhnlicher Vampir und das einzige, was ihn in Schacht hält, ist seine Willenskraft. Andere wären schon längst daran zu Grunde gegangen.

Und aus diesem Grund mache mir gerade viel weniger Sorgen um das Wohlbefinden meiner Erzeuger, als um Felix. Er hatte schon beim letzten Mal damit zu kämpfen, als er das Leben einer Person beendet hat. Es sind die Momente, in denen er sich seinen Instinkten hingibt, die sowohl für uns als auch für ihn selber gefährlich werden können. Ich hoffe so sehr, dass er sich nicht wieder vollkommen in diesem Wahn verliert.

„Er wird sie töten", erwidert Chan nach einem Moment des Schweigens und sieht mich dabei besorgt von der Seite aus an. Es gibt nichts, worum er meinetwegen besorgt sein sollte. „Sie sind meine Erzeuger und nichts weiter. Ich bin froh, wenn sie endlich verschwinden." Vielleicht ist es herzlos von mir, doch die beiden bedeuten mir rein gar nichts. Im Gegenteil. Ich verabscheue sie und schäme mich dafür, ihr Sohn zu sein. Ich würde mich sogar freuen, wenn es doch nur nicht Felix wäre, der diese Tat ausführen muss.

„Das ist für meine Schwester!" Mit einem lauten Schrei reißt Felix plötzlich meinem Vater das Messer aus der Hand und rammt es ihm ohne zu zögern in die Brust, bevor er ihn mit einem festen Tritt gegen die nächste Wand befördert. Dieser kalte Gesichtsausdruck dabei, macht selbst mir ein wenig Angst. „W-Wie ist das möglich..?" Leicht stockend greift mein Vater sich erschrocken an die betroffene Stelle und geht langsam vor Felix zu Boden. Wie ironisch, er wird mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Mein Vater bekommt also nach all den Jahren endlich am eigenen Leib zu spüren, wie es ist, so kläglich sterben zu müssen.

„Das ist für Changbin und die anderen." Ohne ein Zeichen von Mitleid zu zeigen hockt Felix sich schließlich vor meinem Vater auf den Boden und atmet noch einmal tief durch, bevor er zurück in seine Menschenform findet. Wie? Wie macht er das? Wie hat er so schnell und vor allem ganz allein, die Kontrolle zurückerlangt? „Es muss erniedrigend sein durch einen Menschen zu sterben und dazu auch noch durch einen Chiyu." Das ist doch unmöglich. Eben war er noch vollkommen in seiner Wut gefangen.

„Es werden alle wissen, wie erbärmlich ihr seid." Und mit diesen letzten Worten rammt Felix grinsend das Messer tiefer in seine Brust hinein, woraufhin mein Vater einen langen schmerzerfüllten Schrei von sich gibt.

Fortsetzung folgt...

***
Sorry für die erneute Wartepause, aber es fällt mir wirklich nicht leicht kämpfe zu schreiben und es hat etwas gedauert, bis ich einigermaßen zufrieden damit war... dafür ist der Teil aber auch ein kleines bisschen länger geworden ;)

 dafür ist der Teil aber auch ein kleines bisschen länger geworden ;)

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