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Wiedersehen
Jahr 2018, April - Korea

„Ich wusste, dass er seine Angst überwinden wird." Mit einem leichten Lächeln wende ich mich nun wieder nach vorne und strecke meine Hand entschlossen nach der Luke über mir aus. „Seid ihr bereit?"

Chan PoV:

Mit den anderen im Schlepptau schleiche ich so leise es geht durch einen der Gänge und sehe mich dabei aufmerksam um. Es kommt mir schon fast ein wenig zu ruhig vor. Bisher ist uns noch keine einzige Wache über den Weg gelaufen und das, obwohl sie uns eigentlich schon erwarten müssten. „Chan, hier stimmt etwas nicht." Leise flüsternd nähert sich Changbin mir langsam von hinten, woraufhin ich ihm nickend zustimme. „Ja, hier ist definitiv etwas faul. Aber wir können jetzt keinen Rückzieher mehr machen."

„Ich weiß, pass aber bitte auf. Ich werde Felix im Auge behalten, weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass sie es eigentlich auf ihn abgesehen haben." So ganz unrecht könnte er mit seinem Gefühl nicht haben. Felix ist zwar kein gewöhnlicher Chiyu mehr, aber gerade das macht ihn so interessant für sie. Es gibt schon nicht viele Chiyu's, die überhaupt verwandelt wurden, da will ich gar nicht wissen, wie besonders seine Mutation für sie sein muss und was sie damit anrichten könnten.

„Ist gut. Wenn es zu brenzlig wird, verschwindest du mit ihm so schnell es geht von hier. Seine und Jeongin's Sicherheit sind unsere Priorität", erwidere ich schnell, woraufhin Changbin bestätigend nickt. Sie sind schließlich der Grund, warum ich diese Gruppe überhaupt gegründet habe. Und jeder Einzelne hier weiß ganz genau, welches Risiko sie damit eingegangen sind. Wir dürfen Chiyu's nicht länger ungeschützt lassen. Sie sind auf unsere Hilfe angewiesen.

„Ich kann mittlerweile gut auf mich selber aufpassen. Ihr habt gesehen, was ich das letzte Mal angerichtet habe", meldet sich nun auch Felix murrend zu Wort, weshalb ich ein kurzes Seufzen von mir gebe. Und wie wir gesehen haben, was er getan hat. Zu dem Zeitpunkt hat keiner auch nur ansatzweise damit gerechnet, was für eine Kraft sich in ihm aufgebaut hat. Es war beeindruckend und beängstigend zugleich. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde keinen Respekt vor seiner Kraft zu haben. Es wundert mich also auch nicht, dass sie vermutlich hinter genau dieser Kraft her sind. Wenn sie herausfinden, wie es entstanden ist, könnte sie vermutlich niemand mehr aufhalten.

„Ja, und ich habe gesehen, was das mit dir angestellt hat", entgegnet Changbin dem Jüngeren knurrend, woraufhin dieser seine Zähne fest zusammenbeißt. Diese Entschlossenheit in seinem Blick ist neu, doch ich kann ihn verstehen. Ich würde auch nicht wollen, dass mich jemand von der Gruppe wegbringt. Selbst wenn ich nichts mehr ausrichten könnte. Wenn sie fallen, falle ich mit ihnen.

„Wenn ich jemanden töten muss, um meine Familie zu beschützen, dann bin ich bereit dazu diesen Preis zu bezahlen. Ich kann nicht einfach dabei zusehen, wie sie euch etwas antun, wenn ich die Möglichkeit dazu habe es zu verhindern." Er hat recht. Felix ist nicht mehr der schwache Junge, den wir damals bei uns aufgenommen haben. Er hat uns bewiesen, dass er alles für diese Gruppe geben würde. „Dann hoffen wir, dass wir es nicht dazu kommen lassen müssen." Ohne Changbin noch einmal zu Wort kommen zu lassen, setze ich unseren Weg schließlich fort und beende somit auch die Diskussion. Felix ist mittlerweile erfahren genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.

„Kommt, hier geht es runter zu den Verliesen." Mit einer kleinen Handbewegung deute ich kurz auf eine Treppe, welche hinunter in den Keller führt. Bei dem eigentlichen Gebäude handelt es sich zwar um ein fabrikähnliches Konstrukt, doch an dieser Stelle lässt sich erkennen, dass es auf einer alten Burgruine errichtet wurde. Es müsste sich sogar um die Burg handeln, in der Changbin damals aufgewachsen ist. Schon ziemlich beeindruckend, dass sie diesen ganzen Aufwand betreiben, nur um sich besser tarnen zu können.

Kaum sind wir am Ende der Treppe angelangt, gewöhnen sich unsere Augen auch schon an die neue Dunkelheit und ein langer Gang erstreckt sich vor uns. An den Seiten befinden sich große Gitterwände, die den Raum in viele einzelne Käfige unterteilen und in jedem dieser Käfige sitzen bis zu drei Personen. Es sind so viele hilflose Seelen an diesem Ort und zu wissen sie nicht alle retten zu können ist ein grausames Gefühl. Und dabei diese Stille und ihre leeren Blicke, es ist so, als hätten sie bereits aufgegeben.

„Hyunjin!" Mit einem Mal rennt Felix plötzlich an mir vorbei zu einem der hinteren Käfige und streckt seine Arme durch die Stangen zu einem leblosen am Boden liegenden Körper aus. „Felix, ruhig. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erwecken." Auch wenn ich mir sicher bin, dass sie bereits wissen, dass wir hier sind, sollten wir weiterhin vorsichtig sein. Vorsichtig ist immerhin besser als Nachsicht.

„Felix..?", erklingt auf einmal eine weibliche Stimme hinter uns, woraufhin sich der angesprochene Junge überrascht zu dieser umdreht. „Sohee??" Sichtlich hin und hergerissen, löst Felix sich schließlich von Hyunjin's Käfig und läuft zu dem Mädchen auf der gegenüberliegenden Seite. „Sohee-" Mit Tränen in den Augen streckt er zitternd seine Arme durch die Stangen hindurch, woraufhin sie ihn durch das Gitter in die Arme schließt. „Felix, dir geht es gut, du lebst."

Felix ist also damals wirklich hier gewesen. Ich frage mich jedoch, wie er es geschafft hat von hier zu fliehen. Gab es jemanden, der ihm geholfen hat?

Fortsetzung folgt...

***
Ist das die Ruhe vor dem Sturm?

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Onde as histórias ganham vida. Descobre agora