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Angriff
Jahr 2018, März - Korea

„Und deine Entscheidung von damals hat dir überhaupt die Möglichkeit gegeben ihn kennenzulernen. Jedes Licht hat seine Schatten, du musst nur darauf aufpassen dich nicht in ihnen zu verlieren."

Hyunjin PoV:

Mit bedacht keine Aufmerksamkeit zu erregen ziehe ich mir die Kapuze meines Pullovers tief ins Gesicht und folge Jeongin mit sicheren Abstand auf dem weg nachhause. Ich verstehe gar nicht, warum ich mir diese Mühe gebe. Jeongin weiß sowieso, dass ich immer in seiner Nähe bin. Ich verfolge ihn jetzt schon seit über einem Monat. Vielleicht möchte ich mich ihm einfach nicht zu sehr aufdrängen. Er hat schließlich selber gesagt, dass er mich nicht mehr sehen möchte.

Ohne Jeongin aus den Augen zu lassen, klettere ich wenig später auf eines der Dächer hinauf und beobachte den Jungen weiter aus der Ferne. Ich möchte, dass er sich in meiner Gegenwart sicher fühlt, aber irgendwie scheine ich das genaue Gegenteil zu bewirken. Kaum verlässt er irgendein Gebäude, versteckt er das Messer, welches ich ihm gegeben habe, unter seinem Ärmel. Und auch seine Kette legt er mittlerweile noch nicht einmal mehr zum duschen ab.

Es war absolut nicht meine Absicht ihn derartig zu verletzen. Wäre ich doch nur nicht so feige gewesen und hätte ihm die Wahrheit über mich erzählt. Dann könnte ich jetzt vielleicht sogar an seiner Seite dort unten entlang gehen. Ich weiß auch langsam nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich habe ihm Zeit gegeben, aber es scheint ganz offensichtlich nichts zu bewirken. Er ist mir so nah und doch so fern. Ich vermisse ihn mittlerweile wirklich sehr.

Jeongin PoV:

Ich muss mich noch nicht einmal umdrehen, um seine Präsents zu spüren. Er beobachtet mich wahrscheinlich wieder von einem dieser Dächer. Manchmal versteckt er sich so gut, dass man ihn noch nicht einmal sehen kann. Aber ich kann ganz genau spüren, wenn er da ist. Es ist fast so als wolle er, dass ich weiß, dass er immer in meiner Nähe ist. Nur bin ich mir noch nicht sicher, ob das überhaupt etwas gutes ist.

Wie schafft es nur jemand wie ich, sich in so eine Bestie zu verlieben? So jemand wie er hat den Rest meiner Familie auf dem Gewissen. Ich kann ihm einfach nicht verzeihen, geschweige denn ihm vertrauen. Es ist zu meinem eigenen Schutz, auch wenn es fürchterlich wehtut. Manchmal liege ich nachts in meinem Bett und wünsche mir nichts mehr, als das er normal ist, mich in den Arm nimmt, mir sagt, dass alles nur ein böser Traum war.

„Wenn haben wir denn da?" Sichtlich erschrocken bleibe ich auf der Stelle stehen und sehe zu dem Mann auf, welcher sich mir kurz zuvor in den Weg gestellt hat. „Du warst nicht leicht zu finden, weißt du das?" Mit einem ekelhaften Grinsen kommt er allmählich auf mich zu, weshalb ich verunsichert nach hinten ausweiche.

Ich habe diesen Mann noch nie zuvor gesehen. Wer ist das? Was will er von mir? Ich habe kein Geld. Oder weiß er etwa, dass ich-? Aber woher? Ich trage doch meine Kette. Hyunjin hat immer wieder betont, dass sie mich beschützt. War das schon wieder eine seiner verdammten Lügen? Steckt er hinter dieser ganzen Sache?

Doch mit einem Mal stürzt Hyunjin sich direkt vor meinen Augen von dem Dach hinunter auf die Person vor mich, weshalb ich vor Angst wie versteinert stehenbleibe. „Jeongin hau ab!" Was passiert hier gerade? Warum greift Hyunjin diesen Mann an? Um mich zu beschützen? „Los jetzt! Ich kann ihn nicht lange aufhalten!"

„Du willst mich aufhalten? Du bist mein Ziel." Bedrohlich knurrend lässt der Mann, welcher unter Hyunjin auf dem Boden liegt, seine Augen in einem kräftigen rot aufleuchten, woraufhin ich schnell nach meiner Kette greife. Es war schon unheimlich Hyunjin's Augen zu sehen, aber diese lösen ein noch viel schlimmeres Unwohlsein in mir aus.

„Lauf verdammt, Lauf! Such Seung-" Doch bevor Hyunjin seinen Satz richtig beenden kann, schleudert der deutlich größere ihn ohne Mühe an die Hauswand. „Los.. bitte.." Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sieht Hyunjin flehend zu mir hinüber, woraufhin ein fester tritt gegen seinen Kopf folgt. Er ist doch so stark. Wieso kann nicht einmal er etwas gegen ihn ausrichten?

„Wir sind gar nicht interessiert an deinem kleinen Freund. Sag uns wo euer Versteck ist." Sie sind nicht meinetwegen hier? Aber was wollen sie von Hyunjin? Er ist doch einer von ihnen oder nicht? Ich verstehe gar nichts mehr. „Das hättet ihr wohl gern. Lieber sterbe ich."

„Du willst mir also nicht verraten, wo dieser Chiyu ist, der unseren Chef auf dem Gewissen hat? Das wirst du dir bald noch anders überlegen." Wie aus dem nichts holt der größere auf einmal eine kleine Spritze aus seiner Jackentasche heraus und rammt diese Hyunjin nicht gerade sanft in den Hals, woraufhin dieser einen lauten Schrei von sich gibt. Irgendwas stimmt hier nicht.

Chiyu, so hat Hyunjin mich auch schon einmal genannt. Heißt das, sie suchen nach diesem anderen Jungen? Wie hieß er noch gleich? Es war kein koreanischer Name. Perix? Ich glaube so ähnlich hieß er. Aber wie soll jemand, der für sie als Fressen angesehen wird, einen Vampir dieser Art umgebracht haben? Wie ist das möglich?

„Jeongin? Jeongin hörst du mich? Sie wissen nicht wer du bist. Lauf weg und such Seungmin. Ich flehe dich an. Sie dürfen euch nicht in die Finger bekommen." Als jedoch plötzlich Hyunjin's Stimme in meinem Kopf erklingt, sehe ich mit weit aufgerissenen Augen zu dem älteren hinüber. Wie kann das sein? Das ist doch unmöglich.

Doch gerade als sich unsere Blicke wieder treffen sackt Hyunjin schließlich in sich zusammen, weshalb ich anfangs erst langsame und dann immer schneller werdende Schritte nach hinten mache, ehe ich mich vollständig von ihnen abwende und so schnell es mir möglich ist das Weite suche.

Fortsetzung folgt...

***
Ob Jeongin es wohl schaffen wird Seungmin zu finden ohne erwischt zu werden?

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Where stories live. Discover now