I45I

525 62 3
                                    

Verluste
Jahr 2018, April - Korea

„Nein..." Mit einem Mal zieht sich alles in mir zusammen und die Worte bleiben in meiner Kehle stecken. Woojin... sie haben ihn... er ist... er ist...

Hyunjin PoV:

„Felix..." Leicht zitternd greife ich vorsichtig nach der Hand des Jüngeren, welcher weiter unverändert ins Leere starrt. Er tut mir so leid. Er musste schon so vieles durchmachen und jetzt wurde ihm auch noch seine Schwester genommen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Er hatte noch nicht einmal die Chance sie wieder in die Arme schließen zu können. Sie hätte aber nicht gewollt, dass er jetzt so sehr darunter leidet. Er war ihr ein und alles.

„Ich weiß es ist nicht einfach..." Es fällt mir zunehmend schwerer zu reden und auch das Atmen fällt mir nicht sonderlich leicht. Ich befürchte, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt. „Sohee... sie wird immer da drin bleiben...", hauche ich leise, während ich mühevoll Felix Hand auf seine Brust lege. Ich weiß wie schwer es ist die Menschen zu verlieren, die einem nahestehen. Ich musste tatenlos dabei zu sehen, wie meine gesamte Familie mit der Zeit zu Grunde gegangen ist. Wir können leider nicht jeden ewig am leben erhalten.

„Du kannst nicht immer alle beschützen... aber..." Erschöpft lasse ich meinen Kopf auf Felix Schulter fallen und löse den Griff von seiner Hand. Ich brauche Blut. Mein Körper schafft es nicht länger. Dieses Gift verliert zwar langsam an Wirkung, aber dadurch wird mein Durst nach Blut nur noch stärker. Wie gerne würde ich meine Zähne gerade tief in Felix Halsschlagader bohren, aber ich darf mich diesem Verlangen nicht hingeben.

„Aber du kannst jetzt noch die beschützen, die gerade für uns kämpfen... Sie brauchen deine Hilfe... Changbin braucht deine Hilfe..." Mit letzter Kraft drücke ich Felix behutsam einen Kuss auf die Wange, ehe die Sicht vor meinen Augen immer weiter verschwimmt. Er soll wissen, dass er nicht alleine ist. Das ist er schon nicht mehr, seitdem er zu uns kam. „Tu' es für sie... für Sohee... sie wollte das du glücklich-"

Felix PoV:

Kaum lösen sich Hyunjin's Lippen von meiner Wange, fällt plötzlich sein lebloser Körper in sich zusammen, woraufhin ich erschrocken nach ihm greife. „Hyunjin...?" Was passiert hier gerade? „Mach die Augen auf, Hyunjin!" Nicht er auch noch. „Komm. Bitte." Mit Tränen in den Augen ziehe ich den Älteren panisch an mich heran und lasse meinen vor Tränen verschwommen Blick umherwandern. Ich stand vollkommen neben mir. Was habe ich verpasst? Wieso kämpfen sie?

Mein Kopf tut so sehr weh und meine Sicht ist ganz verschwommen. Das Letzte, an das ich mich noch erinnern kann, bevor ich wie weggetreten war, ist Sohee, wie sie leblos am Boden lag. Fast genauso, wie Hyunjin gerade. Und ich kann wieder nichts tun. Ich bin nach wie vor vollkommen machtlos. Auch wenn ich diese unglaublichen Kräfte habe, schaden sie den Personen um mich herum mehr, als das ich sie damit beschützen kann. Sie sind wie ein Fluch und ich wollte sie nie haben.

Wenn ich jetzt nur wüsste, was Hyunjin eben versucht hat mir zu sagen. Ich weiß nur noch, dass es um Sohee und die Anderen ging. Er hat mich zwar damit zurück in die Gegenwart geholt, doch was mache ich jetzt? Wenn ich mich in den Kampf einmische, heißt das, dass ich wieder jemandem wehtun muss und das will ich nicht. Die Bilder vom letzten Mal verfolgen mich bis heute. Aber wenn ich jetzt nichts mache, werde ich sie alle verlieren. Weiter tatenlos hier herumzusitzen bringt sie mir auch nicht wieder zurück. Im Gegensatz, es würde alles nur noch viel schlimmer machen.

„Danke Hyunjin..." Kurz entschlossen lege ich ihn vorsichtig neben mir auf den Boden und stehe mit wackeligen Beinen allmählich auf. Ich muss das tun, das bin ich ihnen schuldig. Auch wenn es bedeutet, dass ich eventuell wieder die Kontrolle verlieren könnte. Ich muss diejenigen, die mir noch geblieben sind, beschützen. Koste es, was es wolle. Sie tun genau das Gleiche für mich. Ich darf mich nicht länger vor meiner Angst verstecken. Ich muss mich dieser Situation stellen.

„Lasst meine Freunde in Ruhe." Mit geballten Händen atme ich einmal tief durch und schließe für einen kurzen Moment meine Augen, ehe ich sie mahnend aufleuchten lasse. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Ohne länger zu zögern, renne ich schnell zu Minho hinüber und greife seinen Gegner fest am Hals, bevor ich ihn mit einem kräftigen Stoß gegen die Wand schleudere. Diese Fähigkeiten machen mir selber immer noch Angst. Es fühlt sich so an, als würde jemand anderes in meinen Körper stecken.

„Felix! Pass auf von hinten!", schreit auf einmal Changbin aus etwas Entfernung, weswegen ich dem Angreifer in der Drehung einen Tritt gegen den Kopf verpasse. So langsam macht sich das Training mit den anderen bemerkbar und ich habe das Gefühl, meine Kraft allmählich gezielter einsetzen zu können. Ich sollte dennoch aufpassen, nicht zu leichtfertig zu werden. Es kann jederzeit etwas schiefgehen, wenn ich nicht vernünftig aufpasse.

„Da ist er ja, unser kleines Monster. Groß bist du geworden." Breit grinsend tritt auf einmal ein schwarz gekleideter Mann aus der Dunkelheit hervor, weswegen mir auf der Stelle das Blut in den Adern gefriert. Diese Augen, diese roten Augen. Er ist es gewesen. Ich erinnere mich. Er ist es gewesen, der meine Eltern getötet hat. Er hat mir meine Familie genommen. Doch anstatt ihn anzugreifen, stehe ich einfach nur wie erstarrt da.

„Fass ihn bloß nicht an." Gerade als der Mann weiter auf mich zukommen will, stellt sich Changbin plötzlich schützend vor mich, wobei ich erschrocken zurückweiche. „Und da haben wir auch das schwarze Schaf der Familie. Du bist wirklich eine Schande, weißt du das? Dabei hatte ich mir so viel von dir erhofft." Das schwarze Schaf der Familie? Das bedeutet dann doch, dass er Changbin's... dass er sein Vater ist, oder irre ich mich? Wieso überrascht mich das so sehr? Ich wusste doch bereits, dass er von ihnen abstammt.

„Nein, dass bin ich nicht. Ich quäle im Gegensatz zu euch keine unschuldigen Menschen zu meinem eignen Vergnügen. Sie geben mir etwas, dass ihr mir nie bieten konntet! Ihr wart nie meine richtige Familie. Ich habe nichts mit euch gemeinsam. Wir stammen lediglich von der gleichen Blutlinie ab. Mehr verbindet uns nicht", entgegnet Changbin ihm festentschlossen, weswegen ich leicht schlucken muss.

„Und ich werde nicht zulassen, dass ihr mir das wieder wegnehmt!" Das werde ich genauso wenig.

Fortsetzung folgt...

***
Ob das gut gehen wird?

Eigentlich hatte ich zu Neujahr ein kleines Special zu Seungmin geplant, aber mich hat vor zwei Wochen die Grippe erwischt und ich befürchte jetzt schaffe ich es nicht mehr bis dahin :c

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Where stories live. Discover now