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Erinnerungen an die Vergangenheit
Jahr 2018, Januar - Korea

„Jetzt guck mich nicht so an und komm endlich." Mit einem schmunzeln auf den Lippen greift er auf einmal nach meiner Hand und zieht mich grinsend mit sich mit. Da ist es wieder, dieses eigenartige Gefühl.

Hyunjin PoV:

Ich kann nicht glauben, dass ich jetzt wirklich mit ihm in diesem Café sitze und auf unseren Kuchen warte. Er denkt wirklich das er mir einen Gefallen damit tut, aber es lässt mich nur mein vergangenes Leben als Mensch vermissen. Wie gerne würde ich noch ein einziges Mal etwas schmecken können, wobei es sich nicht um Blut handelt.

Jetzt schmeckt Menschennahrung für mich nach nichts mehr und das ist nicht sonderlich appetitlich. Als ich für Felix das Essen gemacht habe, ist mir das Wasser in Mund zusammengelaufen, aber nachdem ich es probiert habe, wurde mir total schlecht. Es war so schlimm, dass ich mich fast übergeben musste.

„Hey, alles ok? Du siehst so nachdenklich aus." Auf einmal unterbricht Jeongin meine Gedankengänge, weshalb ich ihn kurz irritiert ansehe. „Nein, alles gut. Ich habe nur schon ewig keinen Kuchen mehr gegessen." Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie er überhaupt schmeckt.

„Dann freust du dich sicher gleich. Meine Tante meinte nämlich, dass die hier den besten Kuchen in der ganzen Stadt haben. Sie backen sogar alles selber." Mit förmlich leuchtenden Augen sieht Jeongin mich begeistert an, woraufhin ich mich zu einem leichten Lächeln überwinde.

Er weiß von nichts und dabei sollte ich es auch belassen. Ich sollte ihm den Glauben lassen, dass er mir einen Gefallen tut. Er sieht gerade so glücklich aus, dass möchte ich nicht kaputt machen. Nach all dem, was er schon durchmachen musste, hat er das verdient.

„Hier, eure Bestellung. Lasst es euch schmecken." Lächelnd stellt eine etwas ältere Dame zwei Teller, mit jeweils einem Stückchen Kuchen, vor uns auf den Tisch. Ich muss zugeben, der sieht wirklich lecker aus. Er erinnert mich ein wenig an den Kuchen, den meine Mutter mir an meinem letzten Geburtstag gebacken hat.

„Danke." Vorsichtig ziehe ich den Teller langsam an mich heran und sehe nachdenklich auf den Kuchen hinunter, bevor ich ein kleines Stück davon in meinen Mund nehme. Wie befürchtet, es schmeckt nach nichts. Nicht wie der Kuchen von früher.

Meine Mutter muss sich solche Sorgen gemacht haben, als ich damals aus dem Krankenhaus verschwunden bin. Chan hätte mir zwar gerne noch die Möglichkeit gegeben mich zu verabschieden, aber dafür hatte ich keine Zeit mehr. Nur etwas später und ich wäre gestorben. Da hätte Chan mir auch nicht mehr helfen können.

Hin und wieder gibt es immer noch Momente in denen ich es bereue diesen Weg gewählt zu haben. Ich musste damals alles und jeden zurücklassen. Ich musste ein ganz neues Leben anfangen, in einem Körper der plötzlich viel stärker war. Ich habe mich mir selber so fremd gefühlt.

Ich hoffe ich habe meine Eltern nicht zu sehr enttäuscht, sodass sie jetzt in frieden ruhen können. Auch wenn ich mich ihnen nie zeigen konnte, habe ich immer über sie gewacht. Ich lege sogar noch heute jedes Mal an ihrem Todestag eine Blume auf ihr Grab. Außer mir gibt es wahrscheinlich niemanden mehr, der sich noch an sie erinnert.

„Hey, was ist den los? Wieso weinst du auf einmal?" Erschrocken sehe ich schnell zu Jeongin auf, als dieser mir plötzlich sein Taschentuch entgegenhält. Verdammt, ich bin zu sehr in meinen Erinnerungen versunken und das nur wegen einem dämlichen Stück Kuchen.

„E-Es tut mir leid. Ich komme gleich wieder." Kurz entschlossen erhebe ich mich von meinem Platz und eile zu den Toiletten hinüber, wobei ich mir die Tränen mit dem Handrücken von der Wange wische. Jeongin sollte mich so nicht sehen. Ich möchte nicht, dass er Emotionen zu mir aufbaut und ich sollte ihm nicht so einfach meine Schwächen zeigen.

„Was ist nur los mit mir..?" Sichtlich verzweifelt stütze ich mich auf dem Rand des Waschbeckens ab, während weiter unaufhaltsam Tränen über meine Wangen laufen. Ich glaube mir wird langsam alles zu viel. Erst das mit Felix, dann macht mein Körper auf einmal diese komischen Sachen und jetzt versuche ich Jeongin von mir fernzuhalten, was aber ganz offensichtlich nicht funktioniert.

„Hyunjin?" Mit gesenkter Stimme öffnet Jeongin auf einmal die Tür hinter mir, wobei ich versuche den Blick zu ihm zu meiden. Er soll mich nicht so sehen. „Du musst mir nicht sagen, was los ist. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich da bin. Also wenn du jemanden zum reden brauchst, ich stehe direkt hinter dir."

Auf einmal berührt seine warme Hand meine Schulter, weshalb ich für einen Moment innehalte und die Tränen plötzlich ein Ende nehmen. Ist das vielleicht so ein Chiyu Ding?

Fortsetzung folgt...

***
Wer weiß, wer weiß~

Nicht wundern, die Updates für dieses Buch werden sich bald auf Donnerstag verschieben, weil ich kurz davor bin eines meiner anderen Bücher zu beenden ^^

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Where stories live. Discover now