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Neverending Story
Jahr 2018, Mai - Korea

„Wir wissen nicht, was gleich eventuell auf uns zukommt, also mach dich auf alles gefasst. Jeongin hat sich selbst sehr wahrscheinlich noch nicht unter Kontrolle."

Hyunjin PoV:

„Ihr scheint alle vergessen zu haben, dass ich selbst einmal in seiner Lage gesteckt habe. Auch wenn ich kein Chiyu bin, weiß ich von uns wohl am besten, wie er sich vermutlich im Moment fühlt." Es war verdammt beängstigend. Ich habe mich so gefühlt, als würde ich in dem Körper eines Fremden stecken. Vor der Verwandlung hatte ich mein Leben lang mit dieser Krankheit zu kämpfen und plötzlich war da diese unglaublich starke Kraft in mir, die ich nur mit viel Mühe und Zeit unter Kontrolle bringen konnte.

„Das habe ich nicht vergessen. Aber ich weiß, dass es gerade deswegen schwer ist eine geliebte Person in dieser Verfassung zu sehen", erwidert Chan leise, während er langsam die Tür zu einem der Kellerräume öffnet. Und tatsächlich, da sitzt er. Mit einem vollkommen blutverschmiertem Gesicht und dicken Tränen, die seine Wangen hinunter laufen. Auf eine gewisse Art und Weise wirkt er abwesend und dennoch scheint er bei vollem Bewusstsein zu sein.

„Jeongin..." Leise hauchend gehe ich vorsichtig an Chan vorbei in den Raum hinein, wobei der Jüngere mit einem leeren Gesichtsausdruck allmählich zu mir aufsieht. „Deine Augen sind wunderschön." Mit bedacht ihn nicht aufzuschrecken, hocke ich mich langsam zu ihm auf den Boden und schenke ihm ein sanftes Lächeln. So ein klares Blau habe ich noch nie in den Augen eines Vampires gesehen. Je länger ich in sie hineinsehe, umso mehr legt sich die Nervosität in mir. Es ist fast so, als hätten sie eine beruhigende Wirkung auf mich.

„I-Ich habe Hunger..." Mit stockender Stimme sieht Jeongin zögerlich auf seine zitternden Hände hinunter, woraufhin ich diese vorsichtig mit meinem umschließe. „Wenn du möchtest können wir zusammen-" „Wie hast du es all die Zeit über nur in meiner Gegenwart ausgehalten?", unterbricht der Jüngere mich auf einmal und gibt ein leises Schluchzen von sich, weswegen ich ihn überrascht ansehe. „Ich hätte mich an deiner Stelle ohne zu zögern bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt."

„Ich muss zugeben, du warst schon verlockend", erwidere ich schmunzelnd, woraufhin er sich mit einem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck die Tränen von der Wange wischt. „Das ist nicht witzig. Ich kann das überhaupt nicht kontrollieren. Was, wenn ich über jemanden herfalle?" Ich kann deutlich sehen, wie sehr ihn dieser Gedanke belastet. Aber es ist leider etwas, mit dem er lernen muss umzugehen. Jeder von uns musste das.

„Das wird nicht passieren. Du wirst lernen es zu beherrschen und bis dahin werden wir auf dich aufpassen. Außerdem ist es ein gutes Zeichen, dass wir dich hier unten gefunden haben. Das bedeutet, dass alleine deine Willenskraft so stark war, dass du nicht auf Jagd gegangen bist." Als ich damals aufgewacht bin, hat mich mein Heißhunger direkt nach draußen auf die Straße geführt. Chan und Minho hatten früher viel Mühe damit, mich immer wieder einzufangen.

„Ich wollte eigentlich in die Küche, aber dann habe ich Felix dort gesehen... Ich hatte solche Angst ihm wehzutun..." „Aber das hast du nicht. Du machst das jetzt schon viel besser als ich damals." Ich glaube er versteht noch nicht ganz, wie beeindruckend das eigentlich ist. Die wenigsten von uns haben eine solche Selbstkontrolle direkt nach dem Aufwachen. „Das meinst du..." Leise seufzend lässt er seinen Blick wieder auf seine Blutverschmierten Hände hinunter wandern, weshalb ich ihm kurzentschlossen einen Kuss auf die Wange drücke. Bei dem leicht metallischen Geschmack bekomme ich selbst allmählich Appetit.

Protector // Hyunin {Bloodline Trilogie}Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum