Arrival

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Ich öffnete meine Augen.

Die S-Bahn hatte angehalten. Zu meinem Glück waren heute nicht allzu viele Menschen unterwegs. Ich war vorhin kurz eingenickt und hatte etwas Seltsames geträumt. Ich war durchgehend von jemand Unbekanntem beobachtet worden. Es war unangenehm gewesen. Und dieses Gefühl ließ mich auch jetzt nicht los.

Vorhin hatte ich noch im Flugzeug gesessen und darüber nachgedacht was für eine Wende mein Leben von nun an nehmen würde. Ich hatte festgestellt, dass ich keine Ahnung hatte.

Ich wusste nur, dass sich mein Leben komplett ändern würde.

Ich stieg aus und lief durch die Bahnhofhallen und bemerkte dabei, dass man hier eine Renovierung durchgeführt hatte. Ich achtete auf die Schilder, damit ich den Ausgang fand.

Eigentlich war ich hier schon oft gewesen. Das lag daran, dass ich früher meine Sommerferien manchmal hier verbracht hatte. Meine Eltern hatten hier ein Ferienhaus bauen lassen, in dem wir mit der ganzen Familie Urlaub gemacht hatten, bis der tragische Vorfall eintrat der unser Familienleben änderte. Nun, jetzt war ich wieder hier. Nach drei Jahren. Hier in München. Naja, genauer gesagt in einer kleineren Stadt etwas weiter entfernt von München.

Damals war es hier wenigstens warm gewesen, doch von Sommer konnte man in diesen Monaten nicht reden. Wir waren mitten im November und es schneite so, als ob der Himmel wollte, dass wir durch die riesigen Mengen an gefrorenem H2O draufgingen. Klar, ich hatte noch Dach über dem Kopf, da ich noch nicht im Freien war, doch bald würde es soweit sein.

Ich wollte eigentlich gar nicht hier sein. Ich tat das alles nur für meinen Dad.

Er hatte noch mal geheiratet. Natürlich, es war sein Recht wieder glücklich zu sein nach all dem was meine Mutter ihm angetan hatte. Aber musste er denn ausgerechnet so eine Frau heiraten?

Die Frau von der ich sprach, war die Mutter von einer früheren Klassenkameradin, mit der ich mich nicht sonderlich verstand. Und mit ihrer Mutter, verstand ich mich umso weniger. Ich hatte mir nach der Hochzeit nicht allzu große Sorgen darüber gemacht und gedacht, dass ich mit all dem zurechtkommen würde, doch das tat ich nicht. Ganz im Gegenteil; die Frau hatte mich zur Weißglut getrieben.

Ich war nie ein aggressiver Mensch gewesen. Man musste mich wirklich sehr provozieren um mich wütend zu machen. Man musste mich dafür über meine Grenzen hinaus treiben und meinen Geduldsfaden durchtrennen. Tja, diese Frau hatte es in nur sieben Monaten geschafft. Wenn ich so darüber nachdachte, schockierte es mich immer noch.

Ich muss mehr an meiner Disziplin arbeiten, dachte ich mir und sah endlich ein Schild auf das ein Pfeil gezeichnet worden war, welches mich zum Ausgang führte. Irgendwie war ich froh, dass ich den Ausgang gefunden hatte, andererseits jedoch wusste ich dass ich joggen musste um am Haus meiner Mutter anzukommen, ohne zu erfrieren. Doch ich würde wahrscheinlich so oder so erfrieren. Ich hatte gewusst, dass der Winter in Deutschland immer ziemlich kalt war, doch dass er diesmal so kalt sein würde hatte ich nicht erwartet.

Falls man sich fragt, warum meine Mutter mich nicht einfach mit dem Auto abholte, war der Grund dafür, dass meine Mutter und ich nie wirklich eine gute Beziehung zueinander gehabt hatten. Wir vermieden es grundsätzlich uns unnötig im Weg zu stehen. Wir gingen uns lieber aus dem Weg, da wir beide wussten wo es sonst endete. Aber das Gute daran war, dass wir beide diesem Prinzip folgten und uns somit an die imaginären Spielregeln unseres Zusammenlebens hielten. Das mochte vielleicht seltsam klingen, aber nicht jeder hatte die eigene Mutter so gern wie manch andere. Und deshalb, um uns nicht unnötig zu reizen, hatten wir meine zukünftige Schule zusammen ausgesucht. Kurze Strecken mit der S-Bahn machten mir ja nichts aus, aber da ich keine Lust hatte meine kommenden Schuljahre mit langen S-Bahn- und Busfahrten zu verbringen, hatte ich die nächstbeste Schule ausgepickt. Meine Mutter würde mich nie im Leben fahren und ich hatte auch kein Interesse daran von ihr abhängig zu sein. Leider hatte ich kein eigenes Auto und dass meine Mutter mir eins kaufte, wollte ich schon gar nicht. Sonst würde sie es mir ständig unter die Nase reiben.

Ich hätte eigentlich schon im September hier sein müssen, doch es waren einige Komplikationen aufgetreten, weshalb ich nun Mitte November in der neuen Schule aufkreuzen musste, was für unnötige Aufmerksamkeit sorgte.

Ich war nun im Freien und es schneite was das Zeug hielt. Ich fing sofort an zu frieren. Egal, ich ließ mich nicht abschrecken und lief weiter. Bekannte Straßen und Gebäude sah ich vor mir. Ich lief eine ganze Weile bis ich endlich ankam. Meine Zehen konnte ich kaum noch spüren.

Mann, war mein Leben zurzeit scheiße!

PS: Hallo ihr Lieben. Ich freue mich immer wieder über Votes und Kommentare! Teilt mir eure Gedanken und Meinungen mit. Viel Spaß beim Lesen! :D :*

Feis (I) - Feuer und EisWhere stories live. Discover now