2. Kapitel

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Ich habe ein paar Bücher, Filme und Klamotten in die Schränke einsortiert und klopfte dann bei meiner Mom gegenüber. Auch sie war bereits fleißig beim dekorieren. „Hey Mom, wollen wir Pizza bestellen?", sie nickte begeistert und ich loggte mich im Internet ein, um ein paar Lieferservice in unserer Nähe zu suchen.

*

Wir hingen gerade noch die letzten von Mom's Blusen auf einen Bügel auf,als es klingelte. Ich hastete zur Tür, weil ich nach so viel Umzugsstress unfassbaren Hunger bekommen habe.

Ich machte die Tür auf und ein Junge, ich schätze etwa 17, strahlte mich an. Er hatte zwei Pizza Kartons und die Rechnung in seiner rechten Hand: „Hey", er zeigte mir seine süßen Grübchen, „ich schätze die gehören dir." Ich nahm ihm die Pizza aus der Hand und platzierte sie kurz auf dem kleinen Tisch neben der Tür. „Wie viel schulde ich dir?", fragte ich, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. Der fuhr sich kurz mit seiner Hand durch die wilden blonden Haare: „11 Pfund."

Während ich das Geld heraus kramte, beobachtete er mich und fragte schließlich: „Woher kommst du?" Ein wenig verwirrt über die Frage antwortete ich: „Ähm... New Orleans." „Amerika also. Hab ich mir schon gedacht." Nachdem ich ihm einen weiteren verwirrten Blick zuwarf, ergänzte er noch schnell: „Wegen dem Akzent."

Ich kicherte: „So schlimm?" „Nein nein! Es fällt nur auf",lächelte er.

Als ich es endlich geschafft hatte elf Pfund heraus zu fischen und sie ihm überreichte, verabschiedeten wir uns. „Vielleicht sieht man sich ja mal wieder", sagte er und schenkte mir wieder seine Grübchen.

Ich schloss die Tür hinter mir und sah in das schelmische Grinsen meiner Mutter. „Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich sie als ich die Kartons auf den Tisch packte. „Mir? Wohl eher dir! Quinn der Junge hat mit dir geflirtet", sagte sie vollkommen euphorisch. Ich verzog das Gesicht. Er war doch einfach nur nett. Wahrscheinlich damit er Trinkgeld oder so bekam... oder?

Die Chance ihn wieder zu sehen ist eh gering, weshalb ich ihn schnell in das hinterste Zimmer meines Gehirns verfrachtete und genüsslich meine Pizza verschlang.

*

Nachdem ich meiner Mom noch beim aufräumen half, wünschte ich ihr eine gute Nacht und schloss die Tür ihrer Wohnung hinter mir.

Gerade als ich meinen Schlüssel aus meiner Jeans Tasche herauszog ertönte wieder das „Bing" des Fahrstuhls. Heraus kam der Typ mit den grünen Augen von heute Nachmittag, welcher gerade etwas in sein Handy tippte. Er würdigte mich dieses mal keines Blickes. Ignorieren? Okay kann ich auch! Ich drehte mich weg und schob gerade den Schlüssel ins Schloss, als er an meine Schulter rempelte. Auch das schien ihn nicht zu interessieren, aber das ließ ich ganz sicher nicht auf mir sitzen.

„Wie wärs mit einem 'Sorry', oder gibt's das Wort in deinem Wortschatz nicht?", ging ich ihn an. Kurz vor seiner Wohnung hielt er an und drehte sich zu mir. Erst jetzt fiel ihm wirklich aufzufallen, dass ich ebenfalls anwesend war. Er runzelte genervt die Stirn: „Was hast du gesagt?"

„Ich habe gefragt, ob du dich auch mal entschuldigen kannst." Er beäugte mich weiter misstrauisch: „Ich sehe keinen Grund dazu." Keinen Grund? „Hallo?! Wer hat denn hier wen angerempelt?", gab ich zurück.

Er verengte die Augen und schaute direkt in meine. Dieser intensive Blick - wieder läuft es mir kalt den Rücken herunter. „Du bist neu", es klang mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage.

Ich nickte. Wieso lenkt er jetzt vom Thema ab?

„Willkommen in der Nachbarschaft", sagte er mit dem künstlichsten aufgesetzten Lächeln, was er zustande brachte, als er seine Tür aufschloss und in seinem Apartment 108, verschwand.

Ich stand weiter völlig perplex von diesem Gespräch im Gang.

Für wen hielt er sich bitte?!


Arsch!

Apartment 108 - never trust a badboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt