Epilog

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"Was zur Hölle ist das?" Meine beste Freundin Grace hielt einen Karton in die Höhe, den ich von Ally und Charlie geschenkt bekommen hatte.

"Damit ich England nicht vergesse", grinste ich. 

Grace holte kurzerhand eine Wackelkopffigur der Queen heraus und tausende Bleistifte mit dem Schriftzug I ♥ London. Die beiden hatten mir eine fette Kiste voller kitschiger Souvenirs gekauft, die es an jeder Straßenecke gab. Ich würde meine Freunde eh nie vergessen, aber die überdimensionale britische Flagge machte es noch unmöglicher.

Einen kurzen, kritischen Blick später, legte sie theatralisch ihren Handrücken an die Stirn: "Wir haben dich an die Briten verloren."

"Haha", sagte ich trocken, musste aber dennoch lächeln. Ich riss ihr den Karton aus der Hand. Charlie und Ally gaben ihn mir an meinem letzten Tag. In Erinnerung an sie wurde ich wieder furchtbar traurig. Ich vermisste sie schon jetzt, auch wenn ich erst seit zwei Wochen wieder in New Orleans war. Nach unserem Abschluss hatten wir versucht jede Minute zu dritt zu verbringen.

Ich hatte den beiden versprochen sie in meinen Semesterferien zu besuchen. Genauso wie meine Mom, die nur für den Umzug ein paar Tage mit nach Amerika gereist ist. Morgen würde auch sie wieder nach London fliegen.

Und irgendwie wollte ich mit ihr. Ich hatte mich in London verliebt.

"Hey", Grace holte mich wieder in die Realität. "Ich weiß du vermisst alle und ich in sicher der britische Akzent ist verdammt heiß, aber hier bist du zu Hause Quinn."

"Ich weiß", lächelte ich traurig. Natürlich war New Orleans mein zu Hause. So musste es doch sein. Oder nicht?

Da sie aber meine beste Freundin war, merkte sie, dass ich davon nicht unbedingt überzeugt war. Sie warf ihre langen blonden Haare nach hinten, kam zu mir, verschränkte ihre Finger mit meinen und lächelte mich liebevoll an: "Ich weiß du hast dein Herz in London verloren, aber wir sprechen seit wir zwölf sind davon endlich zusammen hier zu studieren. Das wird die beste Zeit deines Lebens."

Ich nickte. Sie hatte Recht. Ich sprach in den letzten Monaten von nichts anderem mehr und ging damit jedem auf die Nerven.

"Ich brauch nur eine Weile um mich an alles zu gewöhnen. Das ist alles", sagte ich.

"Das wirst du und außerdem bist du ja nicht allein. Du hast mich", grinste sie, als wäre sie der Schlüssel zu allem. Lachend stimmte ich ihr zu: "Ich hab dich echt vermisst, Grace."

"Ich dich auch, Q."

"Ach Gott seit ihr süß." Ich fuhr herum als plötzlich meine Mom in der Tür stand. "Hier hast du deine letzte Kiste."

Sie stellte einen fetten Karton auf dem Boden ab, auf dem groß Klamotten geschrieben war.

Das wars also. Alle meine Sachen waren in der neuen Wohnung. Ich wohne offiziell wieder in New Orleans.

"Oh Gott mein Baby wohnt allein", Mom seufzte tief. 

"Das ist nicht das erste mal, dass ich nicht mit dir zusammen wohne", lächelte ich sie an. 

"Aber sonst warst du nicht tausende Kilometer von mir entfernt. Kann ich dich auch wirklich allein lassen?"

"Es gibt jetzt eh kein zurück mehr. Und allein bin ich sowieso nicht. Grace ist hier und..."

"Jaja ich weiß. Lass mir meinen Moment der Trauer", lächelte sie und zauberte mir damit auch ein Lächeln auf das Gesicht. Sie brauchte ihren Moment.

"Keine Sorge. Ich passe auf, dass sie nicht schwanger wird bevor sie das College beendet hat", Grace tat von hinten an mich heran und legte mir einen Arm um die Schulter.

Apartment 108 - never trust a badboyWhere stories live. Discover now