45. Kapitel

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"Ich kann nicht ohne dich, Charles. Ich liebe dich. Bitter verlass mich nicht." Amanda Seyfried spielte ihre Rolle überaus überzeugend. Sie glaubte an die wahre Liebe. An den einzig richtigen Mann. An das absolute Glück.

"Bullshit!", rief ich und warf ein Kissen auf den Fernseher. Doch unbeirrt fuhr sie fort und kam in ihrem Liebesgeständnis für einen, meiner Meinung nach viel zu alten Hollywood Mann, zu keinem Ende.

Hätte ich dieses Mädchen auf dem Sofa sitzen sehen, hätte ich sie getröstet, oder ausgelacht. Hätte sie gefragt wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wie sie sich so sehr von einem Typen hat abhängig machen könne.

Doch ich lachte sie nicht aus. Ich bemitleidete sie nicht. Ich tröstete sie nicht.

Denn das Mädchen, was sich seit Stunden die Augen aus heulte war ich.

Tja... wie konnte es so weit kommen, fragte ich mich selbst. Doch die Wahrheit war... ich hatte keine Antwort.

War es dieses Gefühl von denen immer alle schwärmten? Was einem die ganzen Liebesfilme und Romane ständig versprachen? Dieses Gefühl sich endlich fallen lassen zu können und darauf zu vertrauen, dass einer einen auffangen würde.

Ganz nüchtern, und zugegeben sehr frustriert, beurteilt, war es doch einfach nur das Verlieren der Kontrolle über sich selbst und seine Gefühle.

Mein Gott, ich hörte mich an wie eine verbitterte, vierzig jährige Frau, die gerade heraus gefunden hatte, dass ihr Mann sie seit Jahren betrogen hatte. Ich konnte mir ja schon selbst nicht mehr zuhören...

... doch wenn ich versuchte meine eigene Stimme auszustellen, dann hörte ich die von Alec.

Oder besser gesagt, ich hörte sein Schweigen.

Ich hatte ihm mein Herz ausgeschüttet. Ich habe ihm gestanden, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Und er? Nichts. Absolut nichts.

Diese Stille war sehr viel schmerzhafter, als wenn er es mir direkt ins Gesicht gesagt hätte.

"Ich empfinde nicht das Gleiche, Quinn." oder "Du machst dir für umsonst die Mühe."

Ich spürte wie sich schon wieder die Tränen ihren Weg nach außen bahnten und griff zu meinem gefühlten hundertsten Taschentuch an diesem Abend.

Es war beinahe elf... an Schlaf war nicht zu denken. Und morgen war Schule.

Fuck! Ich würde Dean wieder sehen. Alles bloß das nicht... der freute sich doch sicher, dass es so gelaufen war. Dann hatte er Recht. Er hatte sowieso die ganze Zeit Recht... Jedenfalls was Alec betraf. Doch sofort kam mir dieses spöttische Grinsen von Dean in den Sinn, was er mit Sicherheit auflegen wird, wenn er mitbekam, dass er Recht hatte.

"Ich habs dir doch gesagt."

Oh Goooott! Hör auf an so was zu denken! Dean ist ein Arsch. Alec ist ein Arsch. Einfach jeder ist ein Arsch!

Ich zuckte zusammen, als auf einmal ein lautes Klopfen aus der Richtung meiner Haustür kam.

Scheiße, nein!

Wieder klopfte es.

Ich werde ihm nicht aufmachen. Ich kann Alec nicht gegenüber treten. Das schaff ich einfach nicht.

Klopfen.

Einfach ignorieren.

"Quinn!", rief jemand von draußen. Das war nicht Alec. "Hey Süße mach bitte auf. Ich bin's, Ally."

Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Ich wischte mir panisch die Tränen vom Gesicht, was wahrscheinlich absolut nichts brachte. Denn meine feuerroten Wangen, die aufgequollenen Augen und die immer wieder kehrenden Schluchzer, sprachen Bände.

Apartment 108 - never trust a badboyWhere stories live. Discover now