46. Kapitel

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Es sind noch keine 24 Stunden vergangen. Meine Beine fühlten sich schwer an. Meine Augen fielen dauernd wieder zu, auch wenn ich versuchte sie mit aller Kraft offen zu lassen. Meine Nase war rau von den Taschentüchern und mein Kopf hämmerte.

Und es sind noch nicht einmal 24 Stunden vergangen. 

Wie würde es mir morgen gehen? Oder in einer Woche? 

Scheiße, würde ich ohne zu zögern antworten. Doch ganz tief in meinem Inneren wusste ich, dass es besser wird. Ganz einfach aus dem Grund, weil es Schlimmer nicht mehr ging. 

Gedankenverloren stocherte ich in der einen Kartoffel herum, in der Hoffnung sie würde auf magische Art und Weise selbst ihren Weg in meinem Mund finden. Doch ich hatte keinen Hunger. 

"Du fällst uns noch vom Fleisch, wenn du nichts isst", sagte Charlie, der mir gegenüber saß. Ally nickte und verdrückte dabei ihr Mittagessen, als wäre es das Leckerste was sie jemals in ihrem Leben gegessen hat. 

"Danke Mom, aber ich hab einfach keinen Appetit", gab ich zurück. 

Er lächelte mich traurig an: "Lass dir von so einem Vollidioten nicht dein ganzes Leben vermiesen. Und vor allem nicht dein Mittagessen."

"Zwei Vollidioten", korrigierte ich ihn. "Und das Essen hier war schon vorher vollkommen ungenießbar."

"Wo du Recht hast", stimmte Charlie zu und schob sich trotzdem die nächste Gabel Erbsen in den Mund. 

Ich ließ den Blick über die Schüler wandern. Manche unterhielten sich, andere verspeisten schweigend ihr Essen.

Und dann traten neue Schüler in die Kantine. Darunter auch ein blonder Junge, auf dessen Anwesenheit ich echt verzichten konnte. 

Einer der beiden Vollidioten, die mein Leben vermiest haben.

"Ähm Leute? Wir sehen uns", sagte ich deswegen schnell, als ich sah, dass Dean unseren Tisch ansteuerte. 

Ally, die von alle dem nichts mitbekommen hatte, fragte besorgt: "Was ist? Alles okay? Soll ich mitkommen?"

"Nein nein, ich komm schon allein klar. Meine Portion kannst du übrigens gern haben", versuchte ich sie zu überzeugen.

Doch ich habe mir nicht einmal selbst geglaubt.

Schnell machte ich mich auf den Weg nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Denn ich hatte das Gefühl mein Kopf würde gleich explodieren. 

Als ich es endlich geschafft hatte, schlug mir kühle Herbstluft entgegen und ließ mich zittern. Doch das war mir ziemlich egal, denn ich konnte endlich wieder atmen. 

Erschöpft setzte ich mich auf eine der Bänke vor dem Eingang, schloss die Augen und versuchte an nichts zu denken. 

Kurz dachte ich wirklich, dass ich das "Nichts" gesehen hätte, doch das wurde von einer sich öffnenden, und dann wieder schließenden Tür unterbrochen. 

Kann man mich nicht einmal in meinem Nichts allein lassen?!

Immer noch mit geschlossenen Augen versuchte ich mich wieder zu konzentrieren, doch auch das wurde von einem Räuspern unterbrochen.

Genervt öffnete ich meine Augen und hätte sie am liebsten wieder sofort verschlossen.

"Ich will dich nicht sehen", sagte ich ihm direkt ins Gesicht.

Dean runzelte die Stirn, als ob er die Bedeutung meiner Worte nicht verstehen würde. Er bewegte sich keinen Zentimeter, sondern stand immer noch direkt vor mir.

"Ich mein es Ernst", ergänzte ich deswegen.

"Warum?", fragte er vorsichtig nach und ich merkte wie ich ihm am liebsten eine gescheuert hätte. Wie kann man so begriffsstutzig sein?!

"Warum was?", regte ich mich auf. Gott sei Dank war kein anderer hier, um die Szene zu beobachten.

"Warum willst du mich nicht sehen?"

"Das kann nicht dein Ernst sein", lachte ich bitter auf. 

Doch er verzog keine Miene. Er meinte es wirklich Ernst.

"Ich verstehe, dass du sauer auf Alec bist. Mit dem würde ich an deiner Stelle nie wieder sprechen. Aber was hab ich getan? Quinn, ich habe dir geholfen zu erkennen, was für einen großen Fehler du begangen hast."

"Scheiße Dean, wie kann man nur so blind sein?!" Ich stand auf und trat vor ihn. "Was erwartest du jetzt? Dass ich dir um den Hals falle und dir eine Danke-dass-du-mich-da-raus-geholt-hast-Party schmeiße?"

Er riss erschrocken die Augen auf: "Nagut, das vielleicht nicht, aber..."

"Nichts aber! Du hast unsere Freundschaft zerstört. Du hast alles kaputt gemacht. Ich habe keine Ahnung wo dieser freundliche Pizza Lieferant vom Anfang hin ist. Der Typ der hier vor mir steht ist seine dunkle, unheimlich abstoßende Seite."

"Quinn ich..."

"Jedes mal wenn ich dich sehe, sehe ich Alec. Ich erinnere mich daran was er mit deiner Schwester getan hat. Ich erinnere mich an das was er mit mir abgezogen hat. Ich erinnere mich an die letzte Nacht, in der ich in meinem Bett lag und kein Auge zu getan habe. Und ich erinnere mich, wie dumm ich doch war ihm zu vertrauen. Reicht dir das, Dean? Huh? Ist das Grund genug, warum ich dich nicht sehen will?", Tränen kullerten über mein Gesicht.

"Ich habe einfach keine Lust, jedes mal wenn ich dich sehe, an den größten Fehler meines Lebens erinnert zu werden", die letzten Worte brachte ich nur noch gebrochen heraus. 

Dean sah mich mit großen Augen an. Er hat nicht erwartet so etwas zu hören. 

Natürlich nicht. Er dachte, jetzt sei Platz für ihn, wenn Alec weg ist. Doch allein bei der Vorstellung, dass Dean sich jetzt um mich kümmert, mich in den Arm nimmt und versucht zu trösten, könnte ich kotzen. Ich wollte einfach nicht mehr an all das erinnert werden.

"Wir sind doch Freunde, Quinn. Auch wenn ich mich in letzter Zeit vielleicht nicht so benommen habe. Aber wir können doch nicht weg werfen, was wir haben."

"Wir haben nichts, Dean! Weißt du was ich für eine Angst vor dir hatte, als du mich gestern hier an die Wand gedrückt hast?", schrie ich.

"Ich war nicht ich selbst...", versuchte er sich zu verteidigen.

"Du bist seit dem Vorfall mit Alec nicht mehr du selbst. Du hast vollkommen vergessen, wer du eigentlich bist."

Meine Kraft war verschwunden. Ich wollte nur noch nach Hause. Scheiß auf die letzten beiden Stunden. Ich konnte das einfach nicht mehr. Also setzten sich meine Beine, ganz von allein, in Bewegung. 

Dean schaute mir nur mit großen blauen Augen hinterher wie ich immer weiter lief. Unfähig irgendetwas zu sagen. Unfähig die Situation noch zu retten. 

Doch mir brannte noch eine Sache auf der Seele. Also drehte ich mich noch ein letztes Mal zu ihm um: "Und Dean... Freunde... sind wir schon lang nicht mehr."


I'm back!!! :)

Sorry, dass so lang nichts kam, aber ich war die letzten zwei Wochen (mit einer kleinen Puase zwischen drin) krank und hatte aus diesem Grund nicht wirklich Lust zu schreiben.

Wie hat euch das Kapitel gefallen? Könnt ihr verstehen, warum Quinn nichts mehr mit Dean zu tun haben will? 

Habt noch ein tolles Wochenende!

xo Anni

Apartment 108 - never trust a badboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt