29. Kapitel

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"Das ist doch nicht sein verdammter Ernst", quengelte Ally. Ich mochte sie ja wirklich, aber langsam ging sie mir mit ihrem Calvin wirklich auf die Nerven. "Er wird schon noch auftauchen", versuchte ich sie halbherzig zu beruhigen.

Ihren Frust kippte sie mit dem letzten großen Schluck Wodka Cola herunter. Obwohl ich stark annahm, dass der Becher nur zum Viertelsten mit Cola gefüllt war. Ally atmete tief durch: "Du hast vollkommen Recht. Ich entspann mich jetzt. Wenn er kommt dann kommt er und wenn nicht ist es auch kein Weltuntergang." Auch wenn es nicht wirklich überzeugend klang, nickte ich zustimmend. "Das wollte ich hören!"

Ich rappelte mich von dem sehr unbequemen Sessel im Wohnzimmer auf und wand mich zum Gehen: "Willst du auch noch was zu trinken?" Ally schaute mich ungläubig an, als ob ich mir die Frage hätte sparen können. Kichernd machte ich mich auf den Weg zur Küche, wo der größte Vorrat an Alkohol, Cola und -wer hätte es gedacht- sogar Wasser herum stand. Ich schnappte mir das erst beste Bier, was ich zu fassen bekam und suchte verzweifelt nach einem Flaschenöffner.

Warum konnte man nicht einfach Bierdosen kaufen?

"Suchst du den hier?", plötzlich wurde mir ein Bieröffner in Form einer sehr leicht bekleideten Frau unter die Nase gehalten. Kurz dachte ich ernsthaft darüber nach, wo man so was her bekam, bis ich ihn dankend entgegen nahm.

Als ich die beiden Flaschen enthauptet hatte, schaute ich meinen Helfer in die Augen. Logan stand lächelnd vor mir und hatte die Hände wieder in den Hosentaschen vergraben. "Hast du Spaß?", fragte er gut gelaunt. Er schien noch im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten zu sein. Er musste heute Nacht wohl die Aufsichtsperson spielen, vermutete ich.

"Ich gebe mein Bestes", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ally's älterer Bruder warf lachend den Kopf in den Nacken, als hätte ich einen urkomischen Witz gemacht. Okay, vielleicht hatte er ja doch ein bisschen was getrunken...

Als er sich wieder gefangen hatte, schmunzelte er: "Es geht nach Mitternacht erst richtig los, also warte einfach ab. Ach und bevor ich es vergesse, ich hab vorhin so einen kleinen, verlorenen Typen an der Tür abgefangen, der aussah als ob er am liebsten rückwärts wieder raus marschiert wäre. Er hat nach dir gefragt."

Meine Alarmglocken gingen an. Na endlich! Ich hatte schon bezweifelt, dass er überhaupt noch auftauchen würde. "Danke dir", ich drückte Logan einen kleinen Kuss auf die Wange, was ich sicher nicht gemacht hätte, hätte ich nicht bereits etwas getrunken, und schnappte mir das Bier.

Ich ließ den etwas überrumpelt schauenden Logan hinter mir und machte mich auf die Suche.

Nach ein paar Minuten entdeckte ich Charlie an der offenen Haustür. Er hatte sich an eine Wand daneben gelehnt und schaute verunsichert in die Menge. Charlie wirkte so klein und unscheinbar.

"Hey", schrie ich über die Musik hinweg, die in der letzten Stunde noch lauter wurde. Erleichtert fing Charlie an zu lächeln: "Gott, ich dachte schon ich würde dich hier niemals finden." Etwas nervös, kratzte er sich am Nacken.

Der Plan war ihn und Ally miteinander zu verkuppeln. Naja, jedenfalls war es das geringste Ziel, dass sie anfing ihn mit anderen Augen zu sehen. Er sah aus wie immer, ein wirklich zerstörter und bequemer Look. Die verwaschene blaue Jeans hatte er mit einem Gürtel umschlungen. Und sein Star Wars T-Shirt war auch nicht unbedingt der Knüller auf einer Party, aber ich bezweifelte, dass es hier nur einen interessieren würde, denn die Meisten konnten eh nicht mehr gerade stehen.

Hilfesuchend schaute er mich an, als ob er nicht wüsste was er als nächsten machen sollte. Also sammelte ich alle ermutigenden und aufbauenden Worte zusammen und fing an drauf los zu reden: "Also, du erinnerst dich noch an unseren Plan? Du wirst jetzt zu Ally gehen und dich mit ihr unterhalten. Sie ist schon ein wenig angetrunken und zur Zeit nicht wirklich einfach, aber das kannst du dir zu Nutze machen. Lenke sie ab, frag sie ob sie mit dir tanzen will und falls sie aus irgendwelchen Gründen nein sagen sollte, dann zieh sie einfach trotzdem auf die Tanzfläche."

"Jetzt? Sollte ich nicht lieber vorher...", versuchte er sich heraus zu reden. "Oh nein, mein Freund! Du ziehst das jetzt durch. Du bist nicht extra bis hier her gefahren, um nur in der Ecke herum zu stehen und Ally von Weitem anhimmeln zu können."

"Also ich finde die Ecke ja ausgesprochen hübsch. Denkst du nicht?"

"Charles Webber! Du gehst jetzt zu der Couch da drüben und öffnest ihr die Augen. Fürs erste solltest du damit anfangen", ich hielt ihm die beiden Bierflaschen hin. "Du bist ein toller Junge und Ally kann sich glücklich schätzen jemanden wie dich zu haben. Heute ist die perfekte Gelegenheit ihr zu zeigen, dass du auch mehr sein kannst, als nur der liebe, nette Kumpel. Du schaffst das. Ich glaube ganz fest an dich."

Erst schaute er ein wenig ungläubig, doch dann verhärtete sich deine Miene und legte den Fokus auf Ally. Charlie tapste schnell von einem auf das andere Bein, so wie Boxer es vor einem großen Kampf taten und ließ den Kopf ein paar mal hin und her kreisen. "Du hast Recht." Vor Enthusiasmus triefend, riss er mir das Bier praktisch aus den Händen und verschwand.

Ich sollte wirklich darüber nachdenken Motivationscoach zu werden.

Ein paar Sekunden später konnte ich ihn nicht mehr sehen, denn er ging hinter einer Gruppe feiernder Jugendliche unter. Ich hoffte nur so sehr, dass der Plan klappen würde und nicht alles in einem totalen Desaster endet.

Tief in Gedanken versunken, schreckte ich auf, als mir jemand auf die Schulter tippte.

Als ich mich umdrehte, ging mein Kopf unwillkürlich alle Menschen durch den Kopf, die es gewesen sein könnten.

Logan, Alec, ja sogar die zickige Louise fiel mir ein, doch als ich in ozeanblaue Augen schaute, blieb mir kurz das Herz stehen.

"Dean", brachte ich gepresst heraus.

Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein!

"Amerika", sagte er lächelnd, doch ich erkannte, dass sich Zweifel darunter gemischt hatten. Als er mich das letzte mal so nannte, war alles noch normal gewesen. Dean war nur ein Freund. Nicht mehr und nicht weniger, doch seit gestern hatte sich alles geändert. Ich sah ihn nun mit anderen Augen.

"Ähm", die Situation war mir wirklich unangenehm, weswegen ich es mit belanglosem Smalltalk versuchte. "Ich wusste gar nicht, dass du heute Abend hier sein wirst." "Jaaa", sagte er gedehnt, er machte auch einen deutlich angespannten Eindruck. "Ally hat sich am Ende doch noch dafür entschieden mich mit hier her zu schleifen. Ich sehe dich ereilte das gleiche Schicksal?"

Ich nickte langsam, nicht wissend was ich als nächsten sagen sollte. Die Spannung zwischen uns war unfassbar zerreißend und ich wollte eigentlich so schnell es ging eine lahme Ausrede erfinden und von ihm fliehen, doch er setze auf einmal ein ernstes Gesicht auf.

"Hör zu, Quinn. Es tut mit wirklich leid. Ich muss dich gestern wirklich vor den Kopf gestoßen haben und ich..."

"Nein. Bitte Dean. Nicht heute. Nicht jetzt", sagte ich gequält. Es tat mir im Herzen weh, ihn einfach so stehen zu lassen, so wie ich es gestern ebenfalls getan hatte, aber ich konnte nicht anders. Entweder ich würde einen Schreikrampf oder einen Nervenzusammenbruch bekommen und weil ich auf beides nicht sonderlich scharf war, bahnte ich mich schnell durch das Haus.

In diesem Moment dachte ich, dass der Abend seinen emotionalen Tiefpunkt erreicht hatte, doch da hatte ich mich gewaltig geschnitten.


Hallo Freunde! :)

Was wohl noch passieren wird? ;D Ich freue mich immer tierisch über eure Theorien! *_*

Ansonsten wollte ich noch sagen, dass ich hoffe dass euch die Story bis hier hin gefällt und ihr gespannt weiter hin dabei seit. :)

xo gameofstorys

Apartment 108 - never trust a badboyWhere stories live. Discover now