Kapitel 4

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Ich wusste noch immer nicht, wie Elly es geschafft hatte, aber Sam hatte sich nach dem kleinen Vorfall gestern tatsächlich ohne große Widerrede aus meinem Zimmer verpisst und war dann kurz darauf auch aus unserer Wohnung verschwunden. Auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass das noch Konsequenzen haben würde, war ich unglaublich froh, dass er mich nicht auf der Stelle windelweich geprügelt hatte. Allerdings war Sam ein Mensch der nicht so schnell vergaß, also war es nur eine Frage der Zeit bis ich die Rechnung für das eben geschehene zu spüren bekam. "Sorry, das ist meine Schuld. Aber ich werde nicht zulassen, dass er dir weh tut." Zerknirscht sah mich meine Freundin an. Wir wussten beide, dass sie nichts tun konnte. "Du konntest ja nicht wissen, dass er gleich mitten in meinem Zimmer stehen würde. Mach dir keinen Kopf, er wird mich schon nicht umbringen." "Bist du dir da sicher?" Augenverdrehend nickte ich. So weit würde selbst er nicht gehen.

"Aber wenn wir ja jetzt schon beim Thema Sam und Rafael sind..." Abwartend sah ich Elly an. "Rafael ist erst zwei Tage bei uns auf der Schule und rüttelt jetzt schon gewaltig an Sams Thron. Gib ihm ein paar Wochen und er ist um einiges beliebter als Sam. Und besser aussehen tut er auch." Verschmitzt grinste sie mich an. "Sam verliert ganz schön an Ansehen seit Rafael auf der Schule ist." Das hatte ich auch schon bemerkt. Die meisten interessierten sich mehr für den Neuen und einige von Sams scheinbar besten Freunden hatten ihre Mittagspause heute an Rafaels Tisch verbracht. "Aber ich versteh nicht so ganz wieso." "Ach Roxy, du bist naiv. Rafael sieht gut aus, ist mysteriös und Luca ist ja auch ziemlich beliebt." "Mysteriös?" Dass er gut aussah und dass sein Bruder ziemlich beliebt war ließ sich nicht bestreiten, aber wie kam sie auf mysteriös? "Hast du noch nie von seiner Familie gehört? Salvatore, macht es klick?" Ich schüttelte den Kopf. "Es geht das Gerücht rum, dass Salvatore der Vater von den beiden ist. Du weißt schon, der Mafia Boss." "Ach rede doch keinen Mist. Die Leute spinnen sich da doch etwas zusammen. Weißt du wie viele Leute so heißen? Sogar die von The Vampire Diaries! Das heißt noch lange nicht, dass die mit diesem Mafia Typen verwandt sind." Sie grinste.

"Na wenn du meinst."

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Gelangweilt saß ich auf der Tribüne in der großen Sporthalle und sah unserem Schulteam beim aufwärmen zu. Sam konnte ich erstaunlicherweise den ganzen Tag aus dem Weg gehen, aber als sein wütender Blick in der Halle auf mich fiel, wusste ich dass ich nachher fällig war. Und zwar sowas von.

"Roxana! Du wartest nachher am Hinterausgang der Halle, du fährst mit mir." Ja, ich hatte recht. Ich war fällig. Sam warf mir bitterböse Blicke zu bis ich schließlich nickte. Ich konnte doch sowieso nur den kürzeren ziehen. Entweder ich gab nach und ließ es über mich ergehen oder ich wehrte mich und machte alles nur noch schlimmer. Dann lieber so. "Hey Roxy-Baby." Tia setzte sich grinsend neben mich und auch Elly gesellte sich zu uns. Beide waren in unseren Schulfarben angezogen und freuten sich scheinbar ziemlich auf das Spiel. "Du wirst nicht glauben, wen wir gerade vor dem Eingang gesehen haben. Willst du raten?" "Ihr werdet es mir doch sowieso gleich sagen." "Luca und Rafael!" Ich schüttelte grinsend den Kopf. Ich kannte meine Freundinnen. Elly wackelte vielsagend mit den Augenbrauen während ich mich schnell nach Sam umsah. Wenn er irgendwas hiervon mitbekommen würde, wäre ich tot! "Elly, sei leise! Ich hab schon genug Ärger am Hals." Sie suchte ebenfalls nach meinem Freund und als ihr Blick an seinem Gesicht hängen blieb, sah sie zweifelnd wieder zu mir. "Ich glaube der ist immer noch ganz schön pissig. Wie wäre es wenn du nach dem Spiel noch mit zu mir gehst? Dann kann er dir nichts machen." Ich schüttelte den Kopf. "Er hat schon gesagt, dass ich nachher auf ihn warten soll. Wenn ich das nicht mache, wird er erst recht sauer. Darauf kann ich verzichten." "Dann bleiben wir halt bei dir." "Leute, macht euch keine Sorgen, ich komm schon zurecht." Nein, das tat ich nicht. Ganz und gar nicht.

Ich war schon immer ein Mensch, der es hasste wenn andere sich Sorgen um einen machten. Das war auch einer der Gründe warum ich ziemlich Schwierigkeiten damit hatte mich anderen anzuvertrauen oder mit ihnen gar über meine Probleme zu reden. Und dann war da noch die Angst davor, dass man meine Probleme gegen mich verwenden könnte. Keine Ahnung warum ich so dachte, vielleicht hatte ich zu viele Filme gesehen, vielleicht war ich einfach paranoid. Leuten zu vertrauen oder überhaupt nur auf sie zuzugehen gehörte nicht unbedingt zu meinen Stärken. Meine Brüder nannten es verklemmt, ich nannte es Selbstschutz. Auch mit Sam redete ich so gut wie über nichts. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nichts für sich behielt und nur wenige Tage später die ganze Schule über meine Geheimnisse und Probleme bescheid wusste. Darauf konnte ich gut und gerne verzichten.

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now