Kapitel 25

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"Wer ist eigentlich das Weib das Rafael wie ein verliebtes Huhn hinterher läuft?", fragte Tia als wir uns auf unsere Plätze setzten. "Viola. Sie ist die Tochter eines Freundes von Rafas Vater." Verstehend nickte sie während sie sich durch ihren Afro fuhr. "Wenn wir schon mal bei Rafael sind. Was hast du vorhin mit ihm in der Mittagspause getrieben?" Grinsend sah sie mich an. "Wir waren essen." "So so. Soll ich dir das glauben?" "Weißt du eigentlich, dass du ziemlich nervst?" "Natürlich weiß ich das. Und soll ich dir was sagen?" Abwartend sah ich sie an. "Ich bin stolz darauf." Lachend schüttele ich den Kopf.

Gerade als unsere Lehrerin das Zimmer betrat leuchtete mein Handy, das ich noch auf dem Tisch liegen hatte, auf. Noch ehe ich mich versah hatte Tia mein Handy geschnappt und las die Nachricht. "Uh, Roxy. Rafael holt dich heute Abend zum Essen ab. Willst du mir vielleicht doch etwas sagen?" Seufzend sah ich sie an. "Ich spiele bis Freitag seine Freundin. Das ist alles." Tia machte große Augen und verstand scheinbar die Welt nicht mehr. "Er ist genervt von Viola und will sie sich so vom Hals halten." "Ah ja, und du bist dir sicher das ist alles?" Nickend sah ich an die Tafel und beobachtete meine Lehrerin, die irgendwelche Zettel aufhängte.

"Das werden wir schon noch sehen."

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"Bist du bereit?" Rafael saß neben mir in seinem Auto und sah mich an. Wir waren mit seinen Eltern, Luca und Cara und mit Viola und ihrem Vater zum Essen verabredet. "Keine Sorge, Roxy. Mom, Luca und Cara sind in die ganze Fakebeziehungssache eingeweiht und decken uns vor Dad, Falco und Viola." Gequält nickte ich und stieg aus dem Wagen aus. Das Restaurant vor dem wir standen war weit außerhalb meiner Preisklasse. Meine Eltern verdienten nicht schlecht als Anwälte, keine Frage, aber das war dann doch eine Nummer zu groß für uns.

Aufgeregt zupfte ich an meinem Kleid herum, bis sich eine Hand um meinen Arm schloss und mich somit zwang aufzuhören. "Lass das, Rox. Du siehts toll aus." Rafael schenkte mir ein ehrliches Lächeln ehe wir das Restaurant betraten.

Dafür, dass der Laden so schweineteuer war, war ganz schön viel los. So gut wie jeder Tisch war besetzt und die Kellner eilten von einer Ecke in die andere. Rafael steuerte auf einen Tisch zu, an dem ich schon seine Mutter und seine Geschwister ausmachen konnte. "Wie gesagt, die drei wissen Bescheid, aber für Dad, Falco und Viola weißt du noch was wir besprochen haben, oder?" Ich lachte. "Mach dir keine Sorgen, Rafa. Es ist erst fünf Minuten her seit wir darüber geredet haben. So vergesslich bin ich auch wieder nicht." "Na dann, Baby." Provokant grinste er mich an und überbrückte mit mir an der Hand die letzten Meter zum Tisch.

"Da ist ja unser allerliebstes Fake Pärchen." Luca grinste schelmisch. "Schön dich wieder zu sehen, Roxana." Die Mutter der Geschwister schenkte mir ein liebevolles Lächeln, genau wie Cara.
Rafael zog einen Stuhl vom Tisch weg und deutete mir mich zu setzen. Gentleman durch und durch. "Ich hoffe du kannst gut schauspielern. Mein Mann ist sehr schwer auszutricksen." "Ich gebe mein Bestes. Aber wie kommt es eigentlich, dass Sie Rafael dabei helfen?" "Weißt du, Viola ist eigentlich ein nettes Mädchen, aber sie passt nicht zu Rafa. Und von dieser ganzen arrangieren Beziehung, die mein Mann und Violas Vater wollen, halte ich sowieso nichts. Als Mutter will man eben nur das Beste für seine Kinder." Verstehend nickte ich und richtete meinen Blick auf die Eingangstür. Viola und ihr Vater betraten gerade das Restaurant, dahinter ein Mann, vielleicht Mitte fünfzig. Carlo Salvatore.

Auch wenn ich es nicht gerne zugab, Viola sah unglaublich aus. Das Kleid hatte vermutlich ein Vermögen gekostet und die Haare und das Make Up hatte sie mit Sicherheit nicht alleine gemacht. Trotzdem änderte es nichts an ihrem Charakter, der mir mehr als nur unsympathisch war.
Noch bevor die drei unseren Tisch erreicht hatten, standen alle auf, auch ich. Meine Eltern hatten stets großen Wert auf gutes Benehmen und Respekt gelegt.

Der Reihe nach wurden Umarmungen verteilt. Viola und ihr Vater machten sich allerdings nicht im entferntesten die Mühe mich zu begrüßen.
"Und du musst Roxana sein, richtig?" Rafaels Vater reichte mir seine Hand. "Genau. Schön Sie kennenzulernen, Mr. Salvatore." Scheinbar zufrieden nickte er und nahm anschließend neben seiner Frau platz. Dieser Mann strahlte eine unglaubliche Autorität aus, die einem einen Schauer über den Rücken jagt.

"Und wie habt ihr euch kennengelernt?" Skepsis lag in den Augen von Rafaels Vater und Viola und ihr Vater erdolchten mich beinahe mit ihren Blicken. "Wir kennen uns aus der Schule." "Dann ging das zwischen euch ziemlich schnell, oder?" Kleinlaut nickte ich. In der Stimme von Mr. Salvatore schwang etwas mit, das mir Angst einjagte ihm meinen Respekt verschaffte.

Nach und nach ignorierte mich Mr. Salvatore und widmete sich irgendwann nur noch dem Gespräch mit Viola und ihrem Vater. Ich hatte das Gefühl er mochte mich nicht. Im Endeffekt war es aber auch egal weil er ja nicht wirklich mein Schwiegervater werden könnte. Trotzdem war es kein sonderlich schönes Gefühl.

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Der Abend nahm seinen Lauf. Wir aßen, tranken, redeten und ich wurde hin und wieder mit Blicken erdolcht.

Cara und ich waren zusammen zur Toilette gegangen. Ich mochte sie und ich hatte das Gefühl sie fand mich auch nicht komplett scheiße. Ich stand gerade am Waschbecken und beobachtete mich selbst im Spiegel als Cara aus einer der Kabinen trat und mich lächelnd ansah. "Mein Bruder mag dich." "Und Viola hasst mich." "Sie ist ziemlich in Rafa verschossen. Aber weißt du, sie war nicht immer so wie sie jetzt ist. Ihre Mutter ist vor knapp zwei Jahren gestorben. Seit dem hat sie sich ziemlich verändert. Wenn man sie richtig kennt ist sie gar nicht mal so übel." Ungläubig sah ich Cara durch den Spiegel hindurch an was sie zum Lachen brachte. "Keine Sorge, sie ist ja bald wieder weg."

Gequält folgte ich Cara zurück an unseren Tisch. Meine Füße, die in hohen Schuhen steckten, taten unglaublich weh und drohten abzusterben.

Kaum hatte ich mich wieder neben Rafael gesetzt richteten sich die Augen von Mr. Salvatore auf mich. "Du kommst mir bekannt vor, Roxana. Was ist dein Nachname?" "Mazza." Kaum merklich weiteten sich seine Augen. "Du bist also die Kleine von Giovanni. Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet dich jemals kennenzulernen." Ich war nicht überrascht. Mein Vater hatte schon erwähnt, dass sie mal befreundet waren.
Ich lächelte. Eine andere Reaktion war mir nicht eingefallen. Und sein stechender Blick der auf mir lag, war mir unangenehm.

Rafael erlöste mich aus der peinlichen Situation indem er aufstand und eine Hand auf meiner Schulte platzierte. Unterbewusst griff ich danach. "Ich glaube ich sollte Roxy langsam nach Hause bringen." Unendlich dankbar stand ich auf und sah in die Runde. "Vielen Dank für die Einladung." "Das ist doch selbstverständlich, Schätzchen. Hoffentlich sehen wir dich bald mal wieder.", lächelte Mrs. Salvatore. Sie war eine unglaublich nette Frau. Ich verabschiedete mich von allen, auch von Viola und ihrem Vater, die mir missbillige Blicke zuwarfen.
Die beiden hatten mich von der ersten Sekunde an nicht leiden können, und das nur weil ich bei Rafael war. Vorurteile waren furchtbar, aber wer hatte keine? Ich hatte genauso Vorurteile wie jeder andere auch. Und jeder der sagt, dass er jedem vollkommen unvoreingenommen begegnet, der lügt.

"Du bist mit deinen Gedanken ganz wo anders, oder?" Erschrocken blickte ich zu Rafa und dann zur Autotür, die er mir geöffnet hatte. "Sorry." Lachend schüttelte er den Kopf, wartete bis ich eingestiegen war und schloss dann meine Tür.
Ganz entspannt fuhr Rafael durch den abendlichen Verkehr während ich die vorbeiziehenden Lichter betrachtete. Ich liebte New York.
Moms Schwester Maddy wohnte in einer Kleinstadt in Indiana. Dort war es ruhig und jeder kannte jeden. Es war schön ein oder zwei Wochen dort zu sein, aber dann wollte ich wieder zurück in die Stadt.
Auch wenn ich bei meinen Großeltern in Italien war liebte ich zwar den Abstand von der Großstadt, aber auf Dauer würde ich dort nicht wohnen wollen.

Das klingeln eines Handys riss mich aus meinen Überlegungen. Instinktiv sah ich auf mein Display, das jedoch schwarz blieb.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Rafa, der sich sein iPhone ans Ohr hielt und zuhörte. Auch wenn es relativ dunkel war, konnte ich erkennen wie sich sein Gesicht Stück für Stück veränderte. Von dem lächelnden Rafael von vorhin war schlussendlich nichts mehr übrig.

"Verfluchte Scheiße."

Yo Potatoes :)

Gehts euch gut? :)

Wie fandet ihr das Kapitel?

Wie geht es weiter?

Und Leute! Nicht mehr lange dann haben wir 100k! Das ist krank :o

Love you ♥️

Rafael // ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt