Kapitel 45

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„Oh mein Gott, Roxy! Du hast ein Date mit Rafael!" Ich drückte Elly meine Hand auf den Mund. „Pssst!" Tia fing an zu kichern während sie in ihrem Essen herumrührte. „Guck mal Elly, unsere kleine Roxy ist tatsächlich aufgeregt." Schelmisch grinste sie. „Was macht ihr?" Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, er hat nur gesagt ich soll mich warm anziehen." „Dann hat er bestimmt irgendwas besonderes geplant. Wenn er nur mit dir Essen gehen würde hätte er das nicht gesagt." Begeistert klatschte Elly in die Hände woraufhin ich lachend den Kopf schüttelte.

„Was willst du anziehen?" „Was warmes." Tia schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Man, Roxy. Schon klar, aber es muss ja trotzdem schön aussehen." „Ich werde schon was finden."

„Du bist echt das einzige Mädchen das vor einem Date nicht komplett abdreht."

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„Das war irgendwie echt anders geplant. Tut mir leid." Rafael fuhr sich nachdenklich über den Nacken und sah mich an. „Alles gut. Du kannst ja nichts dafür, dass da die Küche abgebrannt ist." „Nein, ich nicht." Mein Blick wanderte zu Rafael der mich noch immer ansah. „Sollen wir zu Antonio? Der ist nur ein paar Blocks weiter." Ich sah nochmals zu dem Schild das an der verschlossenen Tür des Restaurants hing und nickte dann schließlich.
Zusammen gingen wir zurück zu dem schwarzen Mustang der einige Meter entfernt stand und stiegen ein.
„Da will ich einmal ein Mädchen zum Essen einladen und dann fackelt genau in dem Restaurant die Küche ab." Rafa begann zu lachen während er den Wagen aus der Parklücke lenkte.

Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die Leute die auf dem Bürgersteig herumeilten. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und nach und nach begannen die Lichter in den Geschäften und die Leuchtreklamen an den Häuserwänden zu leuchten. Im Hintergrund spielte leise das Radio und von außen drang hin und wieder eine Sirene oder ein Hupen zu uns.
Wir beide redeten nicht, was allerdings alles andere als unangenehm war.
Ich lehnte mich noch etwas weiter in den Sitz und genoss Rafaels Anwesenheit und seinen mittlerweile so vertrauten Geruch.

Bei Rafael fühlte ich mich so wohl und so sicher wie noch nie. Mir war bewusst, dass Rafa etwas vor mir verheimlichte und ich wusste auch, dass dieses Etwas nicht unbedingt harmlos war, aber ich verdrängte alle Zweifel die ich hatte. Ich verbannte sie in die hinterste Ecke meines Gehirns und genoss einfach die Zeit mit ihm.
Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, dass der Junge, der gerade neben mir saß, vielleicht gar nicht so perfekt war wie ich dachte.

„Kommst du?" Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir bereits angehalten hatten und Rafael mir lächelnd die Tür geöffnet hatte. Auch auf mein Gesicht schlich sich ein kleines Lächeln als ich in seine dunklen, braunen Augen sah und schließlich ausstieg.
Wie selbstverständlich griff Rafael nach meiner Hand und umschloss sie mit seiner. Das Gefühl seiner rauen Haut war nicht unangenehm, es jagte mir einen warmen Schauer über den Körper.

Rafa drückte die Tür auf und sofort stieg uns der Geruch von Tomatensoße und frischen Gewürzen in die Nase. Kaum hatten wir den Gastraum betreten stürmte Antonio auf uns zu, zog erst mich und dann auch Rafael in eine Umarmung und scheuchte uns dann zu einem Tisch, etwas abseits der anderen.

Keine zwei Minuten später kam Antonio wieder, drückte uns jeweils eine Karte in die Hand, machte aber keine Anstalten wieder zu gehen. „Ich hoffe für euch, dass ihr das nächste Mal wenn ihr zu mir kommt ein Paar seit." Verdutzt blickte ich zu dem kleinen, rundlichen Mann der uns unter seinem Schnauzer verschmitzt angrinste.
„Ach, und Rafael?" Rafa sah auf und nickte. „Könntest du die nächsten Tage mal bei mir vorbei kommen? Ich hab ein kleines Problem." Wieder nickte Rafael.

„Mach dir keinen Kopf, das Problem bist du bald los."

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„Wie gesagt, tut mir wirklich leid. Ich hab das irgendwie anders geplant." Rafael war stehen geblieben und sah mich von oben herab an.

Wir standen in Mitten des Central Parks unter eine Laterne, meine Hand war wieder von seiner umschlossen. „Du kannst nichts dafür. Aber egal ob du es so geplant hast oder nicht, es war wirklich schön." Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen als er seine Hand hob und mir eine Strähne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, aus dem Gesicht zu streichen. „Ich fand es auch schön."

Ich senkte meinen Blick und sah auf unsere verschränkten Finger. Ein leichtes Kribbeln breitete sich in meinen Fingerspitzen aus.
Ich mochte Rafael, viel zu sehr. Die ganze Sache mit Sam war noch nicht lange her, und trotzdem hatte ich dieses bestimmte Gefühl wenn ich in Rafaels Nähe war.
Ich sollte Angst haben. Angst erneut verletzt zu werden, Angst erneut enttäuscht zu werden. Aber in Rafaels Nähe hatte ich keine Angst. Es fühlte sich richtig an wenn er bei mir war.

„Schau mal, Roxy." Ich blickte auf und sah zu Rafael, der mit einem kleinen Lächeln in den dunklen Himmel sah. Die ersten Schneeflocken fielen hinab und schienen im Licht der Laterne zu tänzeln. Verträumt beobachtete ich wie die kleinen weißen Flocken an uns vorbei zur Erde fielen.
In New York war Schnee nichts außergewöhnliches, aber trotzdem faszinierte mich der erste Schnee jedes Jahr aufs Neue.

Auf einmal spürte ich Rafaels Hand an meiner Hüfte und wie er mich an sich zog. Lächelnd sah ich ihn an. „Jetzt ist es wirklich perfekt." „Nicht zu kitschig?", fragte er grinsend. Lachend schlug ich ihm auf die Brust. „Du ruinierst den Moment." Auch er begann zu lachen, wurde aber von Sekunde zu Sekunde leiser, während er mir etwas näher kam.

Auch mein Lachen erstarb und ich sah wie hypnotisiert in Rafaels dunkle Augen, die im Licht der Laterne zu glitzern schienen.
Ein Gefühl von Geborgenheit durchflutete mich als er seine Stirn an meine lehnte und wir noch wenige Zentimeter voneinander getrennt waren. Sein warmen Atem traf auf meine Haut, die durch den fallenden Schnee und die eisigen Temperaturen kalt geworden war.
„Korrigiere, jetzt ist es per..."

„Da ist er!"

Wie vom Blitz getroffen machte Rafael einen Satz nach hinten und sah in die Ferne. „Fuck!" Ich folgte seinem Blick und erkannte zwei dunkle Gestalten, die auf uns zu rannten.
Auf einmal packte Rafa mein Handgelenk und zog mich durch die Nacht.
Hinter uns hörte ich die lauten Schritte, die auf dem Weg hallten und das Geschrei der Männer hinter uns.

Der kalte Wind peitschte in mein Gesicht und meine Lungen brannten. Mit Rafael vor mir rannte ich durch den dunklen Park, der nur hin und wieder von einer Laterne erleuchtet wurde.
„Schnell, wir sind gleich am Ausgang."
Tatsächlich könnte man entfernt schob den Lärm der Straße hören.
Ich wusste nicht was ich denken sollte, mein Gehirn war wie leer gefegt. Mein einziger Gedanke war, dass ich mit Rafa mithalten musste, dass ich ihn nicht verlieren durfte.
Wenn sogar Rafael vor diesen Typen abhaute, wäre das mein Ende.

Yo Potatoes 😊

Endlich ein neues Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen 🙈

Was denkt ihr wie es weiter geht? 🤔

Love you ♥️

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now