Kapitel 29

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"Ich hoffe du bist angeschnallt."

Rafael riss das Lenkrad herum und raste wie ein Gestörter durch die Straßen. Er konnte sich glücklich schätzen, dass um diese Uhrzeit selbst in New York nicht all zu viel los war.

Panisch klammerte ich mich an den Sitz und kniff jedes Mal die Augen zu wenn ich das Gefühl hatte Rafael würde gleich einen Unfall bauen.
"Was zur Hölle ist hier los?!" "Ich werde es dir erklären. Aber jetzt müssen wir erst mal lebend aus dieser Scheiße rauskommen."
Geschockt riss ich die Augen auf.

Lebend?!

Mich drückte es in den Sitz während Rafael immer mehr Gas gab. Ab und zu überfuhr er ein Stoppschild oder eine rote Ampel.
"Du bringst uns noch um!" Erneut riss Rafael das Lenkrad herum. "Wenn nicht ich, dann die."
Ich bekam Panik. In was für eine Scheiße war ich hier reingeraten?! Und vor allem was hatte Rafa damit zu tun?

Gerade als wir mit Tempo hundert eine Kreuzung überquerten kamen von rechts und links zwei große schwarze SUVs auf uns zu. Ich ließ einen kurzen Schrei aus meinem Mund. "Keine Sorge, die gehören zu uns." Die beiden Geländewägen fuhren Seite an Seite mit uns. Ich sah in das Fenster des Autos neben mir und erkannte Luca, der konzentriert auf die Straße schaute.

Die Häuser an denen wir vorbeifuhren verschwammen und man erkannte kaum noch etwas. Hin und wieder sah ich in den Außenspiegel. Die Autos waren zwar noch immer hinter uns, aber mittlerweile lag etwas Abstand zwischen uns.
Auch wenn es dunkel war und ich durch die hohe Geschwindigkeit kaum etwas von der Umgebung erkennen konnte wusste ich, dass wir nicht mehr in Manhatten waren. Wenn mich nicht alles täuschte befanden wir uns bereits in Mitten der Bronx und dann hatte ich so eine Ahnung wo Rafael gerade hin wollte.
"Kannst du mir einen Gefallen tun und in meinen Kontakten nach Milo suchen?" Geplättet von den Ereignissen nickte ich und machte mich daran den Bordcomputer zu durchsuchen bis ich schließlich den Namen fand.
Es dauerte nicht lange und im Auto war eine raue Stimme zu hören.
"Wo seid ihr?" "In ungefähr zwei Minuten an der Halle." "Bringst du Besuch mit?" Rafael sah kurz in den Rückspiegel. "Vermutlich schon. Du weißt was zu tun ist." "Aber sicher doch, Boss." Und schon war das Gespräch wieder beendet.

Ich hatte mit meiner Vermutung recht. Wir waren an der gleichen Halle wie erst vor wenigen Tagen. Das eiserne Tor stand bereits offen und Rafael brachte sein Auto nur wenige Zentimeter vor der Halle zum stehen. Hastig stieg er aus und öffnete nur wenige Sekunden später auch meine Tür.
"Siehst du den blonden Typ da hinten?" Ich sah in die Richtung in die Rafael zeigte und nickte. "Du wirst jetzt zu ihm gehen und dich erst wieder von ihm entfernen wenn Luca oder ich dich holen, okay?"
Die Autos die uns verfolgt hatten hielten einige Meter von uns mit quietschenden Reifen an. "Los, Roxy!"
Ohne lange darüber nachzudenken rannte ich zu dem blonden Mann der mich, gleich nachdem ich bei ihm ankam, am Ellenbogen packte und hinter sich her in die Halle zog. Kaum war die schwere Tür hinter uns ins Schloss gefallen, drangen die lauten Stimmen der anderen nur noch gedämpft zu uns durch.

"Du bist bestimmt Roxy, oder?" Ich drehte mich zu dem Blonden um und nickte. "Rafael und Luca scheinen dich ziemlich zu mögen. Ich bin Nate." Wieder nickte ich und zuckte augenblicklich zusammen als laute Geräusche in die Halle drangen. Waren das Schüsse?!
"Was zur Hölle ist hier los?" Nate schüttelte den Kopf. "Ich bin leider nicht befugt dir etwas zu sagen." Missmutig sah ich ihn an.
Wieder ertönte ein Knall und wieder zuckte ich zusammen. Ich war angespannt. Eine Gänsehaut legte sich auf meine Arme und mein ganzer Körper zitterte.

Einige Minuten später wurde die Eingangstür aufgerissen und Luca steckte seinen Kopf herein. "Nate! Geh mit Roxy in den Keller." Der  junge Mann neben mir nickte und Luca verzog sich wieder. Wie schon zuvor schnappte sich Nate meinen Arm und schleifte mich hinter sich her. Ist ja nicht so, dass ich ihm auch alleine hätte folgen können.
Wir stiegen eine klapprige Treppe nach unten und betraten einen der vielen Räume. Es standen nur ein Tisch und ein paar Stühle herum. Nur eine einzelne Glühbirne die von der Decke baumelte erhellte den dunklen Raum.
Eiskalte Luft umhüllte mich. Ich vergrub mein Gesicht in meinem dicken Schal und schlang meine Lederjacke enger um mich.
"Willst du meine Jacke haben?" "Geht schon, danke." "Sicher? Rafael macht mich einen Kopf kürzer wenn du hier unten erfrieren solltest." Ich lachte kurz auf. "Keine Sorge."

Rafael // ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt