Kapitel 54

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"Verdammt Rafa, jetzt bleib doch stehen! Rafael!"

Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich um. "Was?!", blaffte er mich an. "Kannst du dich bitte wieder einkriegen? Dann können wir in Ruhe darüber reden." "Worüber willst du denn bitte reden? Darüber, dass ich deine Brüder nach der verdammten Adresse hier gefragt habe? Darüber, dass ich dich überraschen wollte? Willst du ganz klassisch über unsere Gefühle reden? Oder willst du mir ins Gesicht sagen, dass das alles zwischen uns nichts bedeutet hat? Kaum bist du in 'nem anderen Land hast du ja schon einen neuen Stecher im Bett liegen." Fassungslos sah ich in das Gesicht von dem Jungen vor mir. "Das ist nicht dein ernst, oder? Du bist ein elender Idiot, Rafael. Schau, dass du dich aus diesem Haus verpisst. Und zwar ganz schnell." Rafael dunkle Augen wanderten hinter mich. "Keine Sorge, ich lass' dich ja schon mit deinem Lover alleine." Wutentbrannt drehte er sich um und stürmte durch die Tür.

"Alles in Ordnung mit dir?" Matteo schlang seine Arme von hinten um mich, während ich wie paralysiert auf die Tür starrte. Was war gerade passiert? "Meinst du das wars?" "Er muss sich erst mal beruhigen. Dann können wir mit ihm reden." "Wir?" "Meinst du wirklich, ich lasse meine beste Freundin alleine verkünden, dass ich schwul bin? Süße, ich will das Gesicht von diesem Idiot sehen wenn er merkt, dass er Scheiße gebaut hat."

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"Roxy, Roxy, wach auf!" Gequält schlug ich erst mein linkes, dann mein rechtes Auge auf und sah meine Cousinen an, die aufgeregt auf meinem Bett hin und her hüpften. "Wir wollen Schlittschuhfahren gehen. Du musst mit, Roxy. Bitte."

Eigentlich war ich viel zu müde für so etwas. Matteo war noch lange bei mir und selbst als er weg war hatte ich kein Auge zu bekommen. Ich hatte vielleicht drei Stunden geschlafen, wenn überhaupt.
Aber die bettelnden Gesichter der beiden Mädchen konnte ich nicht ignorieren. Also nickte ich leicht und richtete mich langsam auf.

Ich brauchte eine Weile bis ich richtig wach war und mich fertig gemacht hatte aber sobald ich im Wohnzimmer unten war wurde ich von meinen zwei aufgeregte Cousinen nach draußen gezogen und ins Auto verfrachteten wo Mario, der Vater der beiden schon wartete.

Im Nachbarort war eine kleine Eisbahn aufgebaut. Es dauerte keine zehn Minuten bis wir da waren und ich von dutzenden kleinen Kindern umzingelt war. Alessia und Gaya zogen sich blitzschnell ihre Schlittschuhe an und waren kurz darauf auf dem Eis. Ich stellte mich zusammen mit Mario an die Bande und sah den beiden lächelnd zu. Manchmal wünsche ich mir nichts mehr als meine Kindheit zurück. Damals konnte man es nicht erwarten groß zu werden und erwachsen zu sein. Aber jetzt wurde man mit immer mehr Problemen konfrontiert und die Welt war lange nicht mehr so rosarot, wie man sie in seiner Kindheit gesehen hatte.

"Du, Roxy?" Ich sah zu Mario, der aber seinen Blick noch immer fest auf seinen beiden Töchtern liegen hatte. "Was war gestern Abend los? Und wer war dieser Junge?" Ich seufzte und richtete meine Augen ebenfalls wieder auf die Eisfläche. "Das ist etwas kompliziert. Er wohnt auch in New York und ich hab ihn wirklich, wirklich gern. Aber er hat mich gestern mit Matteo gesehen und hat das Ganze vielleicht etwas falsch aufgefasst." "Er weiß nicht, dass er schwul ist." Ich schüttelte lediglich den Kopf. "Rafael hat es mich gar nicht erklären lassen." "Ich war zwar nicht wirklich dabei, und hab nur gehört wie du dich mit jemandem gestritten hast, der dann aus dem Haus gestürmt ist, aber ich schätze dieser Junge war einfach schlichtweg überfordert. Lass ihm etwas Zeit und dann könnt ihr das in Ruhe klären. Okay?" Er legte einen Arm um meine Schulter und lächelte mich warm an.

Ich hatte die beste Familie die man sich wünschen konnte. Zumindest väterlicherseits.

Meine Cousinen fuhren immer wieder lachend an uns vorbei, zeigten uns stolz ein paar Kunststückchen und brachten uns immer wieder zum lachen. Die beiden waren einfach zuckersüß. Alessia zog sich immer wieder ihre knallpinke Plüschmütze tief ins Gesicht und Gaya war mehr als nur einmal lachend auf ihrem Hintern gelandet.

Völlig ausgepowert saßen die Beiden dann gut Zwei Stunden später auf der Rückbank des Autos und freuten sich, genauso wie ich auch, auf die berühmten Spaghetti meiner Nonna. Keine Ahnung wie sie das anstellte, aber ihre Soße war der Hammer. Nichtmal mit ihrem Rezept hatte ich es jemals so hinbekommen wie sie.

Auf das Essen hier freute ich mich bei jedem Besuch aufs Neue. Wenn man meine Mom nur ein wenig kannte, wusste man, dass sie nicht unbedingt die begabteste Köchin war. Man konnte alles was sie fabrizierte essen, aber gut schmecken war etwas anderes.

Gerade als ich aus dem Auto ausstieg und in Richtung Haustüre lief fiel mir die Person auf, die auf der Treppe saß und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Kurz keimte Hoffnung in mir auf und ich wünschte mir wirklich, dass es Rafael war, der da gerade saß. Was er gesagt hatte hatte weh getan aber ein Stück weit konnte ich ihn tatsächlich verstehen. Ich wollte ihm alles erklären und vor allem wollte ich endlich wissen was jetzt mit uns war. Mir ließ es keine Ruhe, dass wir noch immer über nichts gesprochen hatten und noch schlimmer war, dass wir gestern wegen einem verfluchten Missverständnis im Streit auseinander gegangen waren.

Seit Rafael im Krankenhaus lag wurde mir bewusst, wie kostbar jede einzelne Sekunde war. Jede Minute die man mit einem geliebten Menschen verbrachte war Gold wert und die Zeit die man versäumte bekam man nicht mehr zurück.

Als sich die Person allerdings von den Stufen erhob, war meine Hoffnung dahin. Milo strich sich die Kapuze zurück während Mario mit einem Nicken meine Cousinen, die den Jungen interessiert ansahen, an uns vorbei ins Haus schob.
"Du feierst doch nicht alleine." Er nickte schmunzelnd und kam etwas auf mich zu. "Woher weißt du wo ich gerade wohne?" "Ich hab meine Möglichkeiten Rafa Handy auszuspionieren. Hör zu, ich bin hier weil Rafael gestern Abend total ausgerastet ist und sein halbes Zimmer kurz und klein geschlagen hat. Weißt du irgendwas?" Ich sah auf die Schuhspitzen meiner schwarzen Stiefel und nickte leicht beschämt. "Er ist bei mir ins Zimmer geplatzt und hat gesehen wie ich mit Matteo auf meinem Bett gelegen bin." Milos Augen weiteten sich. "Habt ihr..." "Gott nein. Matteo steht nicht auf Frauen. Aber Rafa hat mir nicht mal die Möglichkeit gegeben es ihm zu erklären." "Dieser Vollidiot ist einfach zu impulsiv. Ich rede mit ihm." Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass er dir glauben wird. Er..." Ich wurde von Milos klingelndem Handy unterbrochen. Er sah mich kurz entschuldigend an und entfernte sich einige Schritte von mir.

Ich war mir recht sicher, dass Rafael jetzt auf niemanden hören würde, auch nicht auf Milo. Ich musste es ihm sagen und am besten sollte Matteo auch dabei sein. Vielleicht würde er es dann glauben.

Milo kam einige Minuten später zurück zu mir und sah mich ernst an während er sein Handy wieder in seiner Jackentasche verstaute.

"Das war Luca. Rafael ist drauf und dran nach New York zurück zu fliegen."





😂Yo Potatoes 😊

Ich hoffe es hat euch gefallen auch wenn es etwas langweilig und kurz war.

Vielleicht habt ihr es gesehen vielleicht nicht, aber ja ich habe einen neuen Namen. Der Alte hat einfach nicht mehr gepasst. Also nicht verwirrt sein 😂

Love you ♥️

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now