Kapitel 49

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Rafael oder Roxana.
Wer stirbt zuerst?


Während ich auf dem Sofa saß und mir immer wieder die Wörter durch den Kopf spukten, hatte sich Luca in die Küche verzogen und telefonierte. Auch wenn er nicht weit von mir weg war und ich eigentlich alles hören sollte, kam ich mir vor als wäre ich in Watte gepackt. Ich verstand kein einziges seiner Worte, was ich eigentlich nicht einmal so schlimm fand. Auch wenn ich wissen wollte in was für eine Situation ich reingerutscht war, wusste ich, dass ich es im Moment wahrscheinlich kaum verkraften würde. 
Bevor Tia und Elly gegangen waren, hatten sie versucht mir einzureden, dass es sicher nur eine Eifersuchtstat von irgendjemand war, der in Rafael verschossen war. Und einen winzigen Moment glaubte ich sogar selbst daran. Aber Lucas Reaktion hatte mich eines Besseren belehrt.

"Okay, ich sollte dir jetzt vermutlich sagen, dass du dir keine Sorgen machen musst." Luca ließ sich neben mich fallen. "Aber dann würde ich dich anlügen. Ich verspreche dir, dass dir nichts passieren wird, aber du musst mir im Gegenzug versprechen, dass du aufpassen wirst und am besten immer jemanden bei dir hast." Ich sah ihn von der Seite aus an. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich bereuen werde gefragt zu haben aber trotzdem wollte ich nicht ohne Antworten hier sitzen bleiben. "Luca, sei ehrlich. Was ist hier los." Er seufzte. "Ich glaube das sollte dir besser Rafa erklären." Humorlos lachte ich auf und sah ihn kopfschüttelnd an. "Dein ach so toller Bruder redet ja nicht mal mit mir. Er ignoriert mich und drückt mich weg wenn ich ihn anrufe! Und jetzt sag mir bitte wie er mir so etwas erklären soll."
"Roxy..." "Nein, nichts Roxy! Ich hab keine Lust mehr. Wegen euch hatte ich 'ne Morddrohung vor der Tür liegen. Ich will verdammt nochmal wissen was das alles soll." Ich war aufgestanden und blickte Luca scharf an. Ich hatte das Gefühl mir würden gleich sämtliche Sicherungen durchbrennen. Von der Angst, die ich vor einigen Minuten noch hatte, war kaum noch was zu spüren. 

Luca erhob sich von der Couch und stellte sich dicht vor mich. "Jetzt hör mir mal zu. Wir versuchen nur dir zu helfen. Und wenn dir jemand sagen sollte was hier los ist, dann mein Bruder. Wegen dem steckst du schließlich in der Scheiße mit drin. Sei froh, dass wir uns die Arbeit machen um dir zu helfen, wir haben auch ganz andere Probleme. Auch wenn sich Rafael dir gegenüber so verhält, du bist nicht das Wichtigste."
Entgeistert blickte ich ihn an. Das hatte gesessen.

"Weißt du was? Fahr zur Hölle, Luca. Und nimm deinen Bruder gleich mit."

_ _ _ _

Den ganzen Morgen schon lag ich in meinem Bett und starrte die Decke an. Es war Montag und eigentlich sollte ich gerade in der Schule sitzen, aber ich hatte meine Mom davon überzeugt krank zu sein. Da ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, Augenringe des Todes hatte und ich so bleich wie eine Leiche war war das nicht mal so schwer.

Seit ich Luca gestern rausgeworfen hatte versuchten sowohl er als auch Rafa mich zu erreichen. Ich hatte allerdings nicht all zu viel Lust mit einem der Brüder zu reden, weshalb ich ihre Anrufe und Nachrichten geflissentlich ignorierte.

Ob ich gestern Abend etwas überreagiert hatte? Womöglich 
Ob es gut getan hatte? Definitiv, auch wenn ich es Rafael lieber selbst ins Gesicht gesagt hätte.

Wieder klingelte mein Handy. Ich wollte es erneut ignorieren als ich meinen Blick dann aber doch auf den Bildschirm wandern lies und Milos Namen ausmachte. Seufzend nahm ich ab. Wenn er mich davon überzeugen wollte, dass ich mit seinen Cousins redete würde er was zu hören bekommen.
"Bist du Zuhause, Roxy?" "Ja, wieso?" "Mach mal die Tür auf." Dann hatte er aufgelegt. Zwar hatte ich nicht sonderlich große Lust aufzustehen, aber ich wollte Milo auch nicht unbedingt in der Kälte warten lassen. Er hatte mir schließlich nichts getan.

Vor unserer Wohnungstür sah ich sicherheitshalber durch den Spion um nicht doch von Rafael oder Luca überrascht zu werden. Denen traute ich mittlerweile alles zu. Als mir allerdings Milos verzerrtes Gesicht entgegen grinste schloss ich auf und ließ in rein. "Heute also mal schwänzen? Oh, und schickes Shirt." Er begann zu lachen und musterte mein Oberteil, auf dem ein fettes Einhorn abgebildet war.  "Freut mich auch dich zu sehen, Milo.", murrte ich. Wieso genau war ich nochmal aus meinem schönen, warmen und kuscheligen Bett aufgestanden? 

"Also, du gehst dich jetzt umziehen und dann gehen wir erst mal frühstücken, du siehst echt ausgehungert aus." Verwirrt blickte ich ihn an. Da war irgendwas faul. "Vergiss es. Wir können auch hier was essen." "Aber..." "Wenn du mich so zu Rafa und Luca locken willst, kannst du das gleich vergessen." Milos Augen wurden groß. "Woher...?" "Du bist leicht zu durchschauen, Milo."  Frustriert seufzte er und setzte sich auf einen Stuhl in der Küche. "Ihr solltet miteinander reden. Ihr alle drei." Entschlossen schüttelte ich den Kopf. "Rafael hat mir die letzte Woche über mehr als nur klar gemacht was er von mir hält und Luca hat sich gestern auch klar und deutlich ausgedrückt." "Rafael versucht dich so zu beschützen und Luca hat das nicht so gemeint. Glaub mir, der bereut das richtig."
Ich setzte mich gegenüber von ihm auf einen Stuhl und sah ihn an. "Mir ist es gerade ziemlich egal ob er es bereut oder nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das was er gesagt hat auch so gemeint hat." "Ach Roxy. Die beiden haben dich wirklich gern. Vor allem Rafa." Ich schüttelte den Kopf. "Ich wusste, dass es ein Fehler war ihm zu schnell zu vertrauen." "Das war kein Fehler. Wirklich nicht. Ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass es führ ihn alles andere als leicht ist sich von dir fernzuhalten. Ich glaube ihm gehts auch nicht viel anders als dir. Komm mit mir mit zu den Beiden."

Nachdenklich ruhte mein Blick auf dem jungen Mann mir gegenüber. Er log mich nicht an, das konnte ich sehen. Aber trotzdem war da dieses Gefühl in mir das mir sagte, dass es ein Fehler wäre mit Milo mitzugehen und Rafael und Luca jetzt zu verzeihen. 
Also schüttelte ich den Kopf. "Ich werde nicht mitkommen, Milo." Leicht nickte er. "Ich kann dich sogar ein Stück weit verstehen."

Einige Minuten saßen wir schweigend am Küchentisch und hingen unseren Gedanken nach. 
Ja, ich war verletzt. Und ja auch wenn ich Milo glaubte, dass die beiden es bereuten, wollte ich davon noch nichts hören. Ich wollte keine Entschuldigungen von ihnen hören und auch keine Erklärungen.
Es war tatsächlich ein Fehler mich zu schnell auf Rafa einzulassen und auch die Worte meiner Mom, dass Rafael womöglich nicht der war für den er sich in meiner Gegenwart ausgab, kamen mir immer wieder in den Sinn.
Und trotz allem hatte ich die beiden gern. Ich zählte Luca schon als unglaublich guten Freund und Rafael war sogar noch mehr als das.

Wahrscheinlich tat es deshalb auch so weh.


Yo Potatoes 😊

Neues Kapitel, ich hoffe es gefällt euch 🙈 

Was denkt ihr was als nächstes passiert? 

Love you ♥️

Rafael // ✔️Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu