Kapitel 50

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"Leute, seid mal still!" Sowohl mein Blick, als auch die der Augen der restlichen Klasse richteten sich auf eine unserer Sekretärinnen, die mit einem Jungen im Schlepptau in unsere Klassenzimmer geplatzt war. Ich traute meinen Augen nicht als ich den blonden Wuschelkopf erkannte. Nate stand hinter der Sekretärin und grinste in die Runde. "So, dass ist Nate, euer neuer Mitschüler. Wie immer, seid nett, nehmt ihn gut auf und so weiter und so fort." Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem Klassenzimmer.

Verwirrt beobachtete ich Nate, der kurz mit unserem Lehrer redete und dann zu einem Tisch ein paar Meter entfernt von mir ging. Hatte er nicht damals im Keller gesagt er sei 20 und verdammt froh nicht mehr in die Schule zu müssen?

Neben mir bemerkte ich wie Missy anfing zu schmachten und ihren Kopf verträumt in die Hände stütze während sie zu Nate blickte. Dass hinter ihrer dicken Brille keine Herzchenaugen hervorquollen war alles.
Nate drehte sich kurz zu mir um und nickte mir grinsend zu, allerdings wollte meine Skepsis nicht verschwinden.

Hier war etwas verdammt faul.

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"Kann ich mich zu euch setzten?" Während Missy sofort anfing zu nicken sahen wir anderen Nate nur verwirrt an. Die anderen weil sie ihn nicht kannten und ich weil ich nicht verstand was dieses ganze Theater sollte. "Willst du nicht lieber zu Rafael und Luca?" Kopfschüttelnd zog der blonde Junge den Stuhl neben mir zurück und setzte sich. "Hatte ich nicht vor. Und außerdem muss ich noch mit dir reden." Unmerklich weiteten sich meine Augen. Wollte er mich jetzt auch dazu bringen wieder mit den Brüdern zu reden? "Mit mir?" Nickend schob er sich eine Gabel Makkaroni in den Mund. "Wegen dir muss ich schließlich wieder zur Schule", flüsterte er.

Wusste ich doch, dass hier etwas nicht stimmte.

Gerade als ich ihn fragen wollte, was das alles sollte begann Missy ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Auch wenn ich dieses quirlige, rothaarige Mädchen wirklich gern hatte, flirten konnte sie beim besten Willen nicht.

"Kennt ihr euch?" Tia, die auf der anderen Seite neben mir saß, sah mich interessiert an und schob sich nebenbei einen Löffel Pudding in den Mund. "Er ist ein Freund von Rafael und Luca. Ich hab ihn nur flüchtig mal kennengelernt." Dass ich stundenlang mit ihm in einem Keller saß während über uns die Hölle hereinbrach ließ ich lieber mal aus.
Tia nickte nur und widmete sich dann wieder ihrem Puddingbecher den sie bis auf den letzten Rest auskratzte.

Mein Blick schweifte durch die Cafeteria und blieb schließlich an Rafa hängen, der zu unserem Tisch sah und Nate neben mir missmutig betrachtete. Heute morgen hatte er versucht mit mir zu reden, aber als meine Brüder gemerkt hatten, dass ich gerade nicht all zu viel von ihm wissen wollte, war kein Durchkommen mehr für ihn.
Auch Luca schielte zu unserem Tisch ehe er aufstand und auf dem Weg aus der Cafeteria noch einen Jungen aus der Unterstufe zur Seite stieß.
Man hatte der wieder gute Laune. Unfassbar.

"Kommst du kurz mit?" Nate war aufgestanden und sah auf mich herab. Da ich schon lange mit essen fertig war und wissen wollte, was ihn in unsere Klasse verschlug nickte ich und stand ebenfalls auf.
Ich folgte ihm aus der Cafeteria und gemeinsam liefen wir zu unserem nächsten Klassenraum. "Sag mal wie viele Kurse hast du eigentlich noch mit mir?" "Alle." "Ach komm, verarschen kann ich mich selbst." "Ich verarsch dich nicht, Roxy." Er hielt mir die Tür auf und schloss sie schließlich hinter sich wieder.

"Also, schieß los. Warum bist du hier?" "Weil Rafa und Luca wollen, dass jemand auf dich aufpasst. Und wenn du die zwei schon nicht mehr an dich ranlässt, muss ich das jetzt übernehmen." "Sicher, dass du vor ein paar Jahren nicht von der Schule geworfen wurdest und jetzt deinen Abschluss nachholen willst?" Skeptisch musterte ich ihn während er begann zu lachen. "Ziemlich sicher. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich hatte sogar einen ziemlich guten Schnitt." "Und wie bist du dann bei Rafa gelandet?" "Lange Geschichte." Ich nickte und ließ mich auf meinen Stuhl fallen.
"Aber wieso sollst du auf mich aufpassen?" "Du hast das Bild doch auch bekommen, oder? Mit den Typen ist nicht zu spaßen. Allerdings wird es nicht mehr lange gehen bis sie aus New York verschwinden. Aber bis es soweit ist, liegt es an mir auf dich aufzupassen." "Also hab ich dich jetzt die ganze Zeit an der Backe?" Grinsend nickte er.

"So siehts aus."

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Tatsächlich war Nate nicht mehr von meiner Seite gewichen. Selbst jetzt hatte er es sich auf meinem Schreibtischstuhl bequem gemacht und starrte konzentriert auf sein Handy. Er hatte darauf bestanden bei mir zu bleiben bis entweder meine Brüder oder meine Eltern wieder Zuhause waren.

"ich versteh diesen Kerl einfach nicht.", murmelte Nate und drehte sich mit dem Stuhl leicht hin und her. "Wen?" "Na, Rafa. Erst sagt er ich soll auf dich aufpassen und jetzt meint er ich soll ja meine Finger von dir lassen. Der hat Stimmungsschwankungen wie 'ne Schwangere. Besonders seit ihr beiden Krach habt."
Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
"Was grinst du denn jetzt so?" Ich schüttelte nur abwehrend den Kopf. "Ach nichts."

In dem Moment klingelte es an der Tür. Genervt und in der Erwartung meine Brüder hätten mal wieder ihre Schlüssel vergessen erhob ich mich und lief nach unten zu unserer Haustür. Ich sah durch den Spion und sah, wie schon am Tag zuvor, das verzerrte Gesicht von Milo der sein typisches Grinsen auf den Lippen hatte.
Ich öffnete die Tür und sah ihn abwartend an. "Ich wollte Nate ablösen. Und ich hab Pizza." Siegessicher drückte er sich an mir vorbei. Perplex schloss ich die Tür und folgte ihm ins Wohnzimmer wo er sich gleich breit machte. Keine Minute später stand auch Nate und hatte innerhalb weniger Sekunden schon ein Stück Pizza in der Hand. "Also, ich mach mich auf den Weg. Bis morgen, Roxy." Winkend drehte er sich um und verschwand aus dem Wohnzimmer und schließlich auch aus der Wohnung.

"Ich weiß, dass es noch eine Weile geht, aber was hast du an Silvester vor?" "Ich bin bei meiner Familie in Italien." Stöhnend warf Milo seinen Kopf in den Nacken und biss frustriert von seiner Pizza ab. "Man, Rafa, Luca und Cara auch. Ich wollte an den Times Square." "Hast du sonst niemanden der mitgeht?" Er zuckte die Schultern. "Die die da sind mag ich alle nicht. Und die die ich mögen könnte, mögen mich nicht." Lachend schnappte auch ich mir ein Stück aus dem Karton.

"Und dann bist du über Weihnachten auch in Italien?" Fragend sah er mich von der Seite aus an. Ich nickte. "Und wo feierst du?" Diesmal zuckte er die Schultern. "Wahrscheinlich mit ein paar anderen einsamen in 'ner Kneipe." Mein Kopf schnellte zur Seite. "Und deine Familie?" "Sind alle schon vor Jahren gestorben. Die letzen Jahre bis ich Volljährig wurde hab ich bei Rafa und seiner Familie gewohnt." Augenblicklich bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ein kurzer Schatten huschte über seine Augen, der aber gleich wieder verschwunden war. "Das tut mir leid." "Schon in Ordnung, ist ja nicht deine Schuld." "Wieso gehst du dann nicht mit den Salvatores nach Italien." "Das ist die Familie von Carlo. Ich bin mütterlicherseits mit Rafa verwandt. Ich will dort niemanden stören." Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Das hatte er nicht ernsthaft gerade gesagt. "Als ob du jemanden stören würdest. Egal ob mütterlicherseits oder nicht, aber du gehörst doch zur Familie. An Weihnachten sollte niemand alleine sein." "Manche vielleicht schon." "Aber du sicher nicht."

"Du siehst tatsächlich immer das Gute im Menschen, oder Roxy?"





Yo Potatoes 😊

Endlich mal ein neues Kapitel. Ich hatte in letzter Zeit wirklich viel zu tun, also sorry 🙈

Was denkt ihr wie es weiter gehen wird?

Unglaublich, wir haben wirklich die 1M geknackt!!! 🎉 Ich kann euch gar nicht genug danken!!! Ihr glaubt nicht wie viel mir das bedeutet ♥️

Am Samstag um ca. 20.00 Uhr wird ein kleines Special kommen, aber was es wird verrate ich noch nicht 😏
Ich hoffe ihr freut euch und seid alle dabei.

Love you ♥️

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now