Kapitel 7

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Zwar waren Carter und Leo nicht sonderlich begeistert davon gewesen, dass ich am nächsten Tag in die Schule wollte, aber ich schrieb eine wichtige Arbeit und hatte um ehrlich zu sein keine Lust sie nachzuschreiben. Mein Physiklehrer war bekannt dafür die Arbeiten für die die gefehlt hatten um einiges schwieriger zu machen. Mit viel Überredungskunst schaffte ich es also meine Brüder davon zu überzeugen, dass es mir bestens ging. Das blaue Auge hatte ich mit jeder Menge Make-Up abgedeckt und nur ein minimaler grün-blauer Schimmer war noch zu erkennen. Ich hatte jetzt schon fünf Stunden hinter mir und bis jetzt war es noch niemandem aufgefallen. Zumindest hatte mich noch niemand darauf angesprochen.

"Hast du gelernt?" Missy ließ sich neben mich fallen und rückte ihre Brille wieder auf ihrer Nase zurecht. "Mehr oder weniger." "Ich weiß jetzt schon, dass ich durchfallen werde." Auch wenn sich Missy stehts hinter ihrer dicken Nerdbrille versteckte und sich meistens im Hintergrund hielt, war sie alles andere als eine Streberin. Wenn man sie kannte, war sie frech und vorlaut und eine der größten Tratschtanten die ich kannte. Ihre Noten waren zum Teil echt underirdisch und manchmal fragte ich mich wirklich, wie sie es bis hier hin geschafft hatte. Trotz allem hatte ich das verrückte rothaarige Mädchen wirklich gerne.

Mein alter grummeliger Physiklehrer kam mit beschissener Laune ins Klassenzimmer, knallte allen die Arbeit vor die Nase und ließ sich dann hinter seinem Pult nieder. "Ihr habt 90 Minuten Zeit, wenn ihr früher fertig seid gebt ihr ab und dürft gehen. Wer abschreibt oder sonst irgendwie schummelt fällt durch. Ihr dürft anfangen."

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Mit gemischten Gefühlen legte ich mein Blatt auf das Pult und verließ das Klassenzimmer. Wenn ich die Arbeit mal nicht verschissen hatte wusste ich auch nicht. Gedankenverloren ging ich durch die langen Gänge und lief in die Richtung meines Spinds. Ich hatte noch jede Menge Zeit bis Leo aus hatte und hatte es somit auch nicht eilig. Carter hatte noch Training und würde erst später aus haben.

Ich bog gerade um eine Ecke, als ich in jemanden hinein lief. "Ey sag mal kannst du nicht... Oh, hey Roxy." Rafael grinste mich von oben herab an. "Du siehst schon besser aus. Aber das liegt vermutlich an der Schminke, oder?" Lachend nickte ich. "Heute morgen hätte ich noch als Profiboxer durchgehen können." Ich ging weiter zu meinem Spind, der nur noch wenige Meter entfernt war. Rafael folgte mir. "Wie gehts dir? Hast du dich von diesem Mistkerl getrennt?" Ich schüttelte den Kopf. "Wieso nicht?" "Das war ein Missverständnis. Wir haben gestritten und..." "Trotzdem hat der Kerl nicht das Recht dich zu schlagen!" Ich räumte meine Bücher ins Schließfach und schlug die Türe wieder zu. "Mir geht es gut." Unter seinem Blick wurde ich beinahe schwach. Nein, mir ging es nicht gut, aber ich brachte es einfach nicht über mich das zu sagen. Plötzlich wurde ich in eine Umarmung gezogen. "Dir geht es nicht gut."

Meine Fresse, dieser Junge roch unglaublich.

Perplex und vielleicht auch etwas widerwillig löste ich mich von ihm. "Wofür war das denn?" "Manchmal tut 'ne Umarmung einfach gut." Er wuschelte mir durch die Haare. "Ich muss dann, ich bin schon ganz schön lange auf dem Klo. Machs gut." Mit einem Zwinkern drehte er sich um und ging.

Was war das?

Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg nach draußen. Auch wenn ich noch eine gute halbe Stunde auf Leo warten musste, wollte ich gerade einfach an die frische Luft. Kaum war ich durch die große Tür getreten blieb ich wie angewurzelt stehen. Sam lehnte nur wenige Meter entfernt von mir an seinem Auto und sah mir direkt ins Gesicht. "An deiner Stelle würde ich meinen Arsch hier her bewegen und nicht im entferntesten an etwas anderes denken, du weißt, dass ich schneller und stärker bin als du." Da hatte er recht. Leider. Schwer schluckend ging ich die weniger Treppenstufen nach unten und dann zu Sam. Es erschreckte mich selbst, wie sehr ich mich von ihm einschüchtern und kontrollieren ließ. Ein paar Schritte vor ihm blieb ich stehen und sah zu ihm auf. Sein Gesicht sah furchtbar aus. Matthew war wohl wirklich angepisst gewesen und Rafael hatte wohl auch seinen Teil dazu beigetragen. "Was hast du zu den beiden kleinen Pissern gesagt?" Bedrohlich langsam überbrückte er die wenigen Schritte zwischen uns und packte mich schmerzhaft an den Armen. "Ich hab gesagt, dass es ein Missverständnis war und alles gut ist." Mein Blick wanderte zu Boden. "Und was wissen deine Brüder?" "Nichts." Grob packte er mein Kinn und drückte meinen Kopf nach oben. "Schau mich gefälligst an wenn ich mit dir rede. Also weiß keiner etwas?" Ich schüttelte den Kopf. Vor Tia und Elly hatte ich es zwar mehr oder weniger zugegeben, aber das behielt ich besser für mich. "Braves Mädchen." Ein ekelhaftes Grinsen zierte seine Lippen. "Wir werden morgen auf die Party von Lewis gehen, ob du willst oder nicht. Du hast eh nichts zu sagen." "Wieso gehst du nicht alleine? Dann könntest du noch ungestörter mit einer deiner Schlampen ficken." Bevor ich realisieren konnte, was ich gerade gesagt hatte, holte Sam aus und verpasste mir eine kräftig Ohrfeige. "Wer weiß, vielleicht bist du ja morgen dran. Wie gesagt, du hast eh nichts zu sagen." Ich schluckte. "Ich bekomme immer was ich will, dass solltest du so langsam wissen. Und weißt du was ich will? Dich. Unter mir. Mich anflehend. Glaub mir, du wirst dir wünschen du hättest es freiwillig getan als du noch die Chance dazu hattest." Sam entfernte sich von mir. "Und wage es ja nicht morgen nicht auf die Party zu kommen oder es gar deinen Brüdern zu sagen. Es wird so oder so passieren, verlass dich drauf. Egal was du machst, ich werde gewinnen. Aber es liegt an dir wie schlimm es wird."  Er warf mir einen letzten wütenden Blick zu, stieg in sein Auto und raste davon. Hatte er mir gerade wirklich angedroht mich zu vergewaltigen? Ich konnte morgen nicht auf diese scheiß Party, das wäre mein Ende.

Verzweifelt ließ ich mich auf eine Bank in der Nähe fallen und starrte gerade aus. Eine unglaubliche Angst breitete sich in mir aus. Ich kannte Sam mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er jedes einzelne Wort ernst meinte. Meine Hände begannen zu zittern und mein Atem ging stoßweise. Jeder normaldenkende Mensch würde sich jetzt jemandem anvertrauen und alles tun, damit dieser Psycho einem nichts anhaben konnte. Aber selbst wenn ich ab sofort nur noch mit Personenschutz aus dem Haus gehen würde, Sam würde warten bis ich alleine war.

Verdammte Scheiße.


Yo Potatoes :)

Hoffentlich hat es euch gefallen :)

Was meint ihr wie es weiter geht?

Und schon über 3k Reads ihr seid einfach der Wahnsinn 😍

Love you

Rafael // ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt